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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Kr. 1. 1926.
(vor allem nicht auf den Inseln), die letztere dagegen bei allen proterozoischen Vorkommen, auch dort,
wo die Richmondgruppe fehlt. Beide Gruppen sind sanft seewärts geneigt, die Nastapokagruppe in
Winkeln, die zwischen 5 und 4ö° schwanken, die Richmondgruppe etwas mehr. So ruht die Nastopoka-
gruppe diskordant auf der Richmondgruppe; dasselbe gilt für das Lageverhältnis zwischen Richmond
gruppe hez. Nastapokagruppe und Archaikum. 3 ) Die Streichungsrichtung der Schichten entspricht dem
allgemeinen Verlaufe der Küste und der küstennahen Inselketten.
Im einzelnen zeigt der ganze Sedimentbau, Richmond- und Nastapokagruppe, 5 Schichtenfolgen
übereinander: die erste und unterste umfaßt die Richmond-, die anderen 4 bilden die Nastapokagruppe.
Aus ihrer Beschaffenheit lassen sich allerlei Schlüsse auf den geologischen Werdegang des Komplexes
ziehen.
Die erste Schichtenfolge, 300 m mächtig, besteht aus groben Arkosen — die oben in Sandsteine
und Tonschiefer übergehen — mit zwischenein gelagerten basischen Ergüssen: das Material zu den
groben Arkosen wurde von Flüssen einem alten östlichen und südöstlichen Festlande entzogen 4 ) und in
flachen, gezeitenüberfegten Fächern nahe der Küste abgelagert. Nach Leith ist es nicht unwahrschein
lich, daß die große Masse Arkose im und um den Richmondgolf von einem einzigen gewaltigen Strome
niedergeschlagen wurde. Gegen Ende der Periode der Arkoseablagerung fanden vulkanische Aus
brüche statt. (Diabase.) 5 ) Die Laven müssen ganz nahe der Küste herausgequollen sein, denn die
groben Sedimente unmittelbar unter und über ihnen zeigen viele Wellen- und Strömungsfurchen und
die Ergüsse selbst mandelsteinartiges Oberflächengefüge, vor allem aber ellipsoidische oder Pfeiler
teilung, die „man oft der Unterwasserabkühlung zuschreibt“, und die auf Küsten- oder Seichtwasserver
hältnisse hindeutet. Erosion schrägte die Schichten ein, vielleicht teilweise schon während der Ab
lagerung. 6 )
Eine plötzliche Überflutung der Arkosen- — wahrscheinlich als Folge der vulkanischen Aus
brüche — schuf tiefere und ruhigere Wasserverhältnisse und führte zur Ablagerung von dünn ge
schichteten 7 ) Kalksteinen und Dolomiten: 8 ) der zweiten präkambrisehem Schichtenfolge, der untersten
Sedimente der Nastapokagruppe. Die Schnelligkeit der Transgression wird bewiesen durch „das Fehlen
irgend welchen beträchtlichen fragmentären Materials“ — abgesehen von einem kleinen, groben Konglo
merat —• die größere Tiefe und Ruhe des Wassers durch die viel geringeren Spuren von Wellenfurchen
oder anderen Seichtwassererscheinungen. Das Gebiet der Arkoseablagerung wurde um jene Zeit wahr
scheinlich weiter landeinwärts verlegt.
Die Bildung der 8. Schichtfolge: Sandstein und Quarzit, mit Schichten von dünn geschichtetem
Kalkstein und Schiefer darüber, im Maximum 270 m mächtig, besonders gut vertreten auf den Mani-
tounuck-Inseln, ist bedingt durch erneutes Seichterwerden des Wassers, vielleicht herbeigeführt durch
den Aufbau des Kalksteins oder auch durch Zurückweichen des Wassers als Folge seines plötzlichen
Anwachsens.
Die 4. Schichtenfolge erhielt ihr charakteristisches Gepräge durch einen gewaltigen Ausbruch
basaltischen Trapps, eine Eruption viel gewaltigerer Art als zur Arkosezeit. Die diskordant einge
3 ) Die diskordante Lage der Nastapokagruppe auf dem Archaikum (weil die Richmondgrnppe fehlt) ist be
sonders gut nordöstlich von Kap Jones an der Küste hin zu sehen.
*) Die 1. Denudationsperiode Labradors? S. Uebe. Labrador. Diss. Leipzig 1 , S. 25 (Tabelle).
5 ) Low behauptet, daß einige der roten Granite des Festlandes in die Arkosen eingedrungen seien und an
stünden. (Auf der West- und Ostseite des Richmondgolfs und auf den Inseln.) Das weist Leith, als durch keine
eindeutigen Vorkommnisse bewiesen, zurück. Nicht der Granit ist eingedrungen, sondern die verwitterte Ober
fläche des Granits ist durch die unterste Nastapokaschdcht zu Konglomeraten verfestigt worden. So ist auch Hohes
Annahme eines 2. Granitempordringens (nach Low) überholt. (Uebe a. a. O. S. 25, Tabelle.)
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ß) Heute am Great Whale-River zu beobachten: Dort werden Teile der sich jetzt ablagernden groben Arkosen
bei heftigen Stürmen durch den Wind, bei ungewöhnlich hohen Finten durch die Wellen eingeebnet. Wenn das
Hudsonmeer diese jüngsten Arkoseablage.rungen des Great Whale-Flusses überflutete, würde es auf der Arkose dis
kordant Sedimente ablagern, wie sie oben auf der Richmondgruppe liegen.
7 ) Angaben über die Gesamtmäehtigkeit fehlen, vermutlich 50 m.
8 ) Am Little Wlvale-River gelegentlich Sandsteine.