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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1926.
durch Andeutung einer Landverbindung im Norden. Alle bekannten Flußmündungen mit daran liegen
den Handelskosten (7) treten auf, die Flüsse werden im Hinterlande je nach der Erforschung und der
Handelsbedeutung weit verzweigt dargestellt; bemerkenswert ist die endgültige kartographische Tren
nung von Nelson und Hayes.
In der 1. Hälfte des 19. Jhh. wurde die Erforschung und Kartierung des Hudsonmeers nicht
wesentlich gefördert. Die im Jahre 1848 erschienene, stark belletristisch gehaltene Schilderung: Hud-
son’s Bay or every day lite in thè Wilds of North America, during 6 years’ residence (1841—47) in the
territories of thè Honourable Hudson’s Bay Company, von Robert Ballantyne, diente nur insofern zur
Bereicherung des Wissens vom Hudsonmeere, als sie eine genaue Beschreibung von York und seiner
einförmigen Küste, sowie einige auf guter Beobachtung beruhende Angaben über das Klima der West
küste enthält und die Bedeutung Yorks als Pelzhandelsplatz klarlegt.
Die erste Admiralitätskarte des Hudsonmeers, die im Jahre 1853 nach den Angaben und Berich
ten der Kapitäne der Hudsonbaigesellschaft zusammengestellt wurde, zeigt gegenüber der Arrowsmith-
schen Karte eher einen Rückschritt, da sie die der damaligen Schiffahrt fernerliegenden Gebiete,
namentlich die Jamesbaiküsten, vernachlässigt.
Über die 1. Admiralitätskarte weist aber hinaus Andersons Zeichnung der Küstenstreoke von
Great Whale River bis zur Moskitobucht, das Ergebnis einer Kanureise im Aufträge der Hudsonbai
gesellschaft, vom Jahre 1860. Sie bildet den Übergang zu den Arbeitender wissenschaftlichen
Erforschung des Hudsonmeers.
3.
Von verschiedenen Seiten wurde diese angeregt und gefördert:
An erster Stelle von der Geological and Natural History Survey of Canada. Ende der 60er Jahre
— nach der Erkundung der politisch und wirtschaftlich wichtigeren südöstlichen und südlichen Pro
vinzen — erreichte deren Tätigkeit das Gebiet des Hudsonmeers. Es sind ihr zu danken: wichtige
Aufschlüsse über die Geologie, insbesondere die Glazialgeologie, die Topographie und Morphologie, die
Flußentwicklung und die Eigenart des Klimas, der Pflanzen- und Tierwelt des Hudsonmeers. Unter
den Einzelforsohern ragen hervor: eine ältere Gruppe: Robert Bell, 105 ) der Altmeister der wissenschaft
lichen Hudsonmeerforschung, der beste Kenner des Hudsonmeers überhaupt, und A. P. Low, mit ihren
Hilfsarbeitern: Young, J. F. Whiteaves, Smith, Lamfo, Dr. Ami und Macoun; ferner eine jüngere
Gruppe: J. B. und J. W. Tyrrell, Dowling, A. W. G. und W. J. Wilson, Mc Innes, Henry und Owen
O’Sullivan und einige andere.
Erforscht bzw. vermessen und kartiert wurden von Bell 1871—72 der Mattagami- und der Missi-
naibi-Zweig des Moose, 1877 das Hayesgebiet zwischen Hudsonmeer und Winnipegsee und die Ost
küste des Hudsonmeers nördlich bis zum Portland-Vorgebirge, wobei Kap Dufferin seinen Namen nach
dem Generalgouverneur von Kanada erhielt, 1879 der Churchill 106 ) und Nelson, 1880 einige Flüsse und
Seen westlich des Hudsonmeers und das Nelson- und Hayes-Ästuar, 1880—82 die Geologie des Moose-
Beckens, 1886 der Attawapisohkat und Albany und das Gebiet vom Lonely-See bis zur Jamesbai, 1887
das Quellgebiet des Ottawa; von Low 1886 der Severn und der Berensfluß, 1887 der Richmondgolf bis
zum Abfluß des Clearwatersees, die Inseln der Jamesbai, der Big-, der Great Whale- und der Clearwater-
Fluß, von Dowling 1892 das Oberlaufsgebiet des Churchill; von J. B. Tyrrell 1893 die Barren Lands um
Doobaunt-See und Chesterfield-Inlet, die Hudsonmeerküste von da bis York, vornehmlich Corbetts In-
let, die Pistol-, die Mistake- und die Neville-Bucht und die Mündung des Ferguson, der nach Tyrreils
105 ) Seine Haupttätigkeit fiel in die 70er, 80er und in die 1. Hälfte der 90er Jahre. Dann trat er mehr zurück,
bes. von 1901 ab, als er Direktor der kanadischen geol. Landesaufnahme wurde. Trotzdem hat er bis zu seinem
Tode, im Sommer 1917, noch vielfache, wertvolle Anregungen gegeben.
103 ) Eine zusammenhängende Darstellung der Erforschung des Churchill von den frühesten Zeiten an, die
Ausgangspunkt für eine Monographie des Churchills werden könnte, gibt .1. B. Tyrrell (Early exploration of the
Churchill River. The Geogr. Rev. 1917, May.), anknüpfend an Alooek. (Geog. Kev. Vol. II, 1916.)