32
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1925. Heft 2.
Eine Messung scheint bisher nur von J. P. Koch auf der Danmark-Expedition ausgeführt worden
zu sein '). Sie ergibt für h, — 21,1° den Wer t h B = 49,2°, in hinreichender Übereinstimmung mit der Theorie.
Der Halo von Parry scheint nach den bisherigen Erfahrungen meist als Begleiterscheinung des
umschriebenen Halos vorzukommen, wobei dann nur das Stück wahrnehmbar ist, das zwischen den
beiden Hörnern des oberen Berührungsbogens liegt. Dabei ist der letztere stets erheblich lichtstarker.
Bei denjenigen Sonnenhöhen, bei welchen beide Halos im Sonnenvertikal zusammenfallen, wird nur der
umschriebene Halo wahrgenommen. Letzterer ist in zahlreichen Fällen ohne den Parryschen Halo
beobachtet worden, auch wenn dieser der Sonnenhöhe nach hätte in Erscheinung treten können. Ein
wandfreie Beweise dafür, daß der Parrysche Halo auch bei Abwesenheit des umschriebenen Halos
aufgetreten wäre, liegen bisher nicht vor. Hieraus geht hervor, daß bei horizontaler Hauptachse die
Rotation der Kristalle bzw. das Vorkommen aller Rotationsphasen jedenfalls das Normale ist, und daß
nur bisweilen (vielleicht bei besonderer Luftruhe) bei einem Teil der Kristalle auch die Nebenachsen
eine orientierende Wirkung ausüben.
Der Parrysche Halo kann nicht der einzige sein, der durch diese Orientierung der Kristalle erzeugt
wird. Wie Hastings mit Recht hervorhebt, handelt es sich um eine ganze Gruppe, z. B. muß durch
die horizontale Seitenfläche die Untersonne, durch die vertikale Basisfläche der Horizontalring, durch
beide zusammen der Zirkumzenitalbogen entstehen. Auch müssen ähnlich dem Parryschen Halo noch
weitere quasitangentiale Bogen durch den brechenden Winkel von 60° erzeugt werden, wenn die Sonnen
strahlen an den schrägen Seitenflächen statt an der horizontalen eintreten. Durch den brechenden Winkel
von 90° muß bei einem Strahlengang, der im übrigen demjenigen der seitlich unteren Berührungsbogen
des großen Ringes entspricht, ein Halo entstehen, der diesem ähnlich ist, und durch Spiegelung des
Parryschen Halos muß ein dem Gegensonnenhalo ähnlicher Halo entstehen. Soweit diese Halos identisch
sind mit solchen, die auch auf andere Weise entstehen, hat man kein Mittel, die Kristallorientierung fest-
zustellcn. In den Eällen des Gegensonnenhalos und der seitlich unteren Berührungsbogen des großen
Ringes müßte es möglich sein, durch genaue Beobachtungen zu entscheiden, um welche Kristallorientierung
es sich handelt. Bisher reichen die Beobachtungen wohl dafür nicht aus. Aber nach Analogie des Ver
hältnisses des Parryschen Halos zum umschriebenen Halo darf man davon ausgehen, daß die rotierenden
Kristalle auch hier erheblich lichtstärkere Halos liefern, so daß der Beitrag der Kristalle mit orientierten
Nebenachsen überstrahlt wird und nicht in Erscheinung tritt.
Schon der Parrysche Halo dürfte kaum noch zu den Haupthalos zu zählen sein. Um so weniger ist
dies bei einer Reihe anderer Erscheinungen der Fall, die so selten sind, daß man bisher die nötigen
Grundlagen für eine Theorie kaum als gegeben betrachten kann. Von ihrer Behandlung soll hier
abgesehen werden.
- '•»<in>iillllllll»llllllll|lii||]l||ll||!||Il|||||illllllHlllPII»»i*>
Literatur.
Pernter-Exner, Meteorologische Optik. 2. Auflage, Wien und Leipzig 1922.
Bravais, Mémoire sur les Halos. Journ. de l’école polytechnique, t. XVIII (21. cahier), Paris 1847.
G. Galle, Über Höfe und Nebensonnen. Pogg. Ann. Bd. 49, S. 1 und 24.
Hastings, A general theory of halos. Monthly Weather Review 1920, S. 322.
Danmark Ekspeditionen til Grönlands Nordöstkyst 1906 — 08, Bd. 2 (Meddelelser om Grönland 42).
K. Stuchtey, Untersonnen und Lichtsäulen an Sonne und Mond. Ann. d. Phys. IV. F. 59, 33, 1919.
A. Wegener, Die Nebensonnen unter dem Horizont. Met. Zeitschrift 1917, S. 295.
R. Meyer, Haloerscheinungen. Theoretische Beiträge zur meteorologischen Optik. Abhdlg. d. Herder
inst. zu Riga. Bd. 1, Nr. 5, 1925.
') Meddelelser om Grönland XL1I, S. 559, 1912.