Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme.
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festgestellt werden und die japanische Küste gewarnt werden kann. Infolge der dichten Bevölkerung
(Wohnungsnot in den heimgesuchtcn Städten) und des intensiven Anbaues wird die Wirkung der Taifune
erheblich verschlimmert.
Im vorstehenden wurden in erster Linie die Taifunschäden auf dem festen Land und den landnahen
Wassergebieten geschildert. Der größere Teil ihres Einzugsgebietes ist aber Wassermasse, etwa % 7 ).
Daß die Gefahr, einem Taifun zum Opfer zu fallen, in den küstennahen Gebieten sehr groß, größer als
im offenen Meer ist, wurde schon erwähnt. Immerhin sind aber auch einzelne Meeresteile für die Schiffahrt
gefährlicher als andere. Der Golf von Tongking und die Gegend um Formosa sind berüchtigt. Dort
ist entweder mit heftigen Wirbelstürmen oder einem starken Monsum zu rechnen, der dieselben vor allem
im Spätjahr auf die Seite drängt. Auch im ostchinesischen Meer zwischen Shanghai und Kiuschiu haben
sich oft bedeutende Katastrophen ereignet, z. B. der Iltis-Taifun im Juli 1896 *). Diese Meeresteile sind
es, die für die Fahrt von Ostindien nach Japan am gefährlichsten sind: „ . . also, daß die Reise für
glücklich geachtet wird, wenn unter dreyen Schiffen eines seinen Lauf behalten kann. Dieses bestetiget
auch das Schreiben deß Jesuiten Patris Organtini Brixiani aus Goa: Darinn gemeldet wird, der Sturmwind
errege denen, die von Sina nach Japan segeln ein solches Ungewitter, daß sie, wenn er stürmt, ihre
Erhaltung wol für ein Wunderwerk schätzen mögen, wenn es nur eine Nacht durch anhält: denn die
Segel mögen noch so gut seyn, so müssen sie doch zerreissen: der Mastbaum noch so dick; er müsse
brechen: die Teile des Schiffes, so über Wasser seyn, werden voneinander gelöset und zertrennt. Und
wofern die Schiffe nicht geladen sind, werden sie von dem Wasser emporgehebt und übers Ufer hinweg-
getragen, wo selbst sie durch einen gewaltsamen Niderfall oder harten Stoss zu Scheitern gehen . . .“ s ).
Ähnliche Beobachtungen machte auch Ilawks bei einem Taifun am 23. 7. 1856 im Norden von Formosa 1 ):
„Das Schiff litt auf dieser kurzen Strecke in seinem Takelwerk mehr, als während der ganzen Überfahrt
von den Vereinigten Staaten her.“ Bekannt ist auch das spurlose Verschwinden des preußischen Kriegs
schoners „Frauenlob“ in einem Taifun im September 1860, das wohl auch hierher zu lokalisieren sein dürfte 5 ).
II. Das Wirbelsturmgebiet des amerikanischen Mittelmeeres.
Den Taifunen Ostasiens entsprechen geographisch die Hurricanes Westindiens. Ihr Einzugsgebiet
ist erheblich kleiner, man könnte es mit 6 1 /* Millionen Quadratkilometer angeben, beträgt also nicht
einmal die Hälfte des ostasiatischen. Es beginnt im Osten östlich der kleinen Antillen; im Westen ist
es durch den zentralen amerikanischen Gebirgsblock begrenzt. Die Südgrenze liegt im Karibischen Meer,
etwa bei dem 12. Breitenkreis, auf dem nordamerikanischen Kontinent mag der 32. Breitengrad als
Grenze gelten. Für den Ozean sind aus den bekannten Gründen die Grenzen nicht scharf zu ziehen.
Im Vergleich zu Ostasien zeichnet sich das westindische Orkangebiet dadurch aus, daß die Aktivität
noch weit mehr jahreszeitlich beschränkt ist. Die Monate Januar bis Mai sind praktisch überhaupt
orkanfrei. Im übrigen stellt sich die Verteilung folgendermaßen 0 ):
Juni Juli August September Oktober November Dezember
Prozent 7 7 16 33 30 6 1 100
Gesamtzahl 16 17 39 48 u. 32 47 u. 24 15 2 239
Wirkliche Hurricanes 6 10 32 34 u. 12 22 u. 2 2 0 122
(37 Jahre)
Die 2 Vs Monate von August bis Anfang Oktober sind also die eigentliche Orkanzeit, in die 83 %
der wirklichen Orkane entfallen. In den übrigen Monaten ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich eine
Depression zu einem Wirbelsturm entwickelt, viel geringer. (2. Oktoberhälfte 1 :6, November 1:9, Juni 3,5:9.)
Der Orkanherd läßt sich nicht so gut lokalisieren, die Ursprungspunkte sind vielmehr ziemlich
gleichmäßig über das ganze Mecresgebiet verteilt. Dafür sind aber die Zugstraßen etwas
regelmäßiger 7 ). Die erste Hauptzugstraße führt durch das nördliche Karibische Meer, durchkreuzt
*) Von dem 14 Millionen qkm großen Areal ist nur etwas mehr als 2 Millionen qkm Land. *) Kroc (39). s ) Francisci (38),
S. 1090. *) Hawks (51), S. 575. 5 ) Weitere Schiffahrtsschäden vgl. Ann. Ilydr. 1904, 586. e ) nach Mitchell (80). 7 ) Newnham (83),
S. 239.