Dr. Alb. Behler: Die unperioü. Temperaturschwankmigeu an der Westseite Europas und der Ostseite Nordamerikas. 13
der bisherigen Untersuchungen dieser Art. Die Abweichungen liegen am weitesten auseinander in
den Wintermonaten Januar—März. In den Sommermonaten findet eine erhebliche Annäherung der
Werte statt, die am deutlichsten in den Monaten Juli—September ausgeprägt ist. In diesen Monaten
sind selbst die Unterschiede in den nördlichsten Breiten im Vergleich zu denen in den Wintermonaten
auffallend gering.
e. Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse.
Auf beiden Kontinenten treten zu allen Jahreszeiten beträchtliche Gegensätze in den unperiodischen
Temperaturschwankungen auf, die sowohl in den gleichzeitigen Abweichungen und in den zeitlich auf
einanderfolgenden Abweichungen als auch in der Größe dieser Abweichungen zum Ausdruck kommen.
Während jedoch in Europa diese Gegensätze oft stark zurücktreten und nur selten extreme Werte
erreichen, sind sie in Amerika während des ganzen Jahres, vor allem aber in den Wintermonaten,
deutlich ausgeprägt. Dieselben Gegensätze treten nicht nur innerhalb der beiden Kontinente von Norden
nach Süden betrachtet, sondern auch im Vergleich beider Kontinente miteinander auf. Vor allem sind
es die nördlichen Gebiete, die hinsichtlich ihrer unperiodischen Temperaturschwankungen ein vorwiegend
gegensätzliches Verhalten aufweisen, vor allem wieder in den Wintermonaten. Nach Süden zu nehmen
diese Gegensätze mehr und mehr ab, um jedoch im äußersten Süden wieder zuzunehmen. Auch nach
dem östlichen Mittelmeer hin werden diese Gegensätze wieder größer.
Haben wir so versucht, aus zahlenmäßigen Unterlagen ein Bild der unperiodischen Temperatur
schwankungen zu konstruieren, das der Natur seines Aufbaues nach nur mehr beschreibenden Charakter
haben kann, so soll im folgenden durch Untersuchung der gleichzeitigen Luftdruckverhältnisse über dem
Nordatlantischen Ozean versucht werden, dieses Bild nach seinen Entstehungsgründen hin näher zu
erforschen.
II. Der Zusammenhang
der Temperaturschwankungen mit der Luitdruckverteilung
über dem Atlantischen Ozean.
a. Die Methode.
Bevor wir zur Darstellung der Luftdruckverhältnisse über dem Nordatlantischen Ozean übergehen,
haben wir uns die Frage vorzulegen, ob wir auf diesem Wege dahin gelangen, für die Erscheinungen, die
sich bei der voraufgegangenen Betrachtung der unperiodischen Temperaturschwankungen gezeigt
haben, eine befriedigende Erklärung zu finden. Man hat zwar seit langem den kausalen Zusammenhang
zwischen den Luftdruckverhältnissen und den übrigen meteorologischen Elementen erkannt, aber das
Verhältnis zwischen Temperaturänderungen und Luftdruckänderungen ist, wie Hann ausführt, vielfach
zu allgemein als das zwischen Ursache und Wirkung hingestellt. 1 ) So sagt z. B. noch Kämtz in seinem
Lehrbuch der Meteorologie: „Je größer die unregelmäßigen Schwankungen der Temperatur sind, desto
unruhiger steht das Barometer.“ Die Ursache für diese Trugschlüsse bildete in erster Linie der Mangel
an genügend langem und zuverlässigen Beobaohtungsmaterial. Erst mit dem Aufkommen der synop
tischen Wetterkarten ist ein erhebliches Anwachsen der publizierten Resultate von Luftdruck
beobachtungen als auch eine bedeutende Zunahme der Güte des Materials zu verzeichnen und so bildete
sich erst eine geeignete Grundlage für exakte Bearbeitungen dieser Art. Seither ist nicht mehr daran zu
zweifeln, von welch grundlegender Wichtigkeit die Darstellung der Verteilung des mittleren Luftdrucks
durch Monats- und Jahresisobaren für die Erkenntnis des inneren Zusammenhangs der klimatischen
l ) Meteoro). Zeitschrift 1905.