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Johannes Janket: Strömungen und Oberflächentomperaturcn im Golfe von Guinea.
mit der Strömung, die aus der Resultierenden der. verschiedenen auf sie wirkenden Kräfte hervorgeht.
In Figur 8 ist die Sachlage dargestellt: Von der Richtung des Gradienten AB weicht die Kraftrich
tung des Winters in der Höhe 0 m, AC, um 90° ab. Es würde das Wasser in dieser Richtung mit der
Stromstärke AD fortbewegen, wenn keine anderen Kräfte tätig sind. Der Wind in 10 m Höhe, AE,
weicht um 41° von Richtung AC ab. Ohne Wind
wirkung mag ein Oberflächenstrom in der Richtung
AF mit der Stärke AG fließen. Nunmehr wird
aber das Wasser durch die Kräfte AD und AG,
gegeben nach Richtung und Größe, beeinflußt. Hier
aus ergibt sich in der Richtung AH eine resul
tierende Kraft AJ. Es erzielt nur die Wind
komponente AK—LJ eine Triftwirkung. Aus 10 m
Höhe betrachtet findet man also den Strom um
mehr als 41° aus der Windrichtung abgelenkt, ein
Zeichen dafür, daß noch eine andere Kraftrichtung
AF weiter naoh links wirkt-. Ebenso erkennt man
noch den Einfluß einer anderen Kraftgröße, da der
Strom schneller fließt als man naoh Wirkung der
Windkomponente in der Stromrichtung annehmen
müßte.
Hat man eine größere Zahl Windbeobachtungen zu einer Resultieren
den zusammengafaßt und will den Einfluß auf eine Stromresultierende
bestimmen, so ist demnach nur das mechanische Mittel der Windstärke zu
benutzen, und, da man dieser Gesamtkraft auch die Gesamtwirkung auf die
Strömung gegenüber stellen will, auch nur ein Vergleich mit dem mechani
schen Mittel der Stromstärke gestattet 1 ). Nur so ist es unter Verwendung der berech
neten Werte möglich, an einer bestimmten emgumgrenzten Stelle des Ozeans zu entscheiden, wieweit
eine Strömung der Windwirkung unterliegt, und ob noch andere Kräfte an der Erzeugung des Stromes
beteiligt sind.
In einer früheren Betrachtung wurde der doppelte Stromstrich der Äquatorialströmung nach-
gewieseai und zugleich betont, daß dieser nur vorhanden ist, sobald das Wasser dieser Strömung den
Äquator überschreitet. Wir können nicht annebmen, daß in der Saugwirkung der beiden Arme, in die
sich der Äquatorialstrom bei Kap S. Roque teilt, eine Ursache für den doppelten Stromstrich zu suchen
ist, wie Krümmel 2 ) meint; denn dann müßte er doch das ganze Jahr vorhanden sein, und nicht nur,
wenn der Äquatorialstrom auf die Nordhalbkugel tritt, zumal die vorspringende Westspitze Brasiliens
zwischen 5—10 9 S liegt. Auch ist ein derartig weit bis in unser Gebiet zurückgreifender Einfluß kaum
denkbar. Ein Vergleich mit dem südlichen Äquatorialstrom des Stillen Ozeans bekräftigt unsere Ansicht.
Puls 3 * ) hält zwischen 100—140° W einen doppelten Stromstrich für wahrscheinlich. Weiter im Westen
verschwindet er also, so daß eine Rückwirkung der Stromteilung hier ausgeschlossen ist. Wir werden
vielmehr die Ursache nur im Äquator zu suchen haben. Hier wechselt die Erdrotationskraft
ihr Vorzeichen, so daß die Wassermassen zu beiden Seiten des Äquators nach Osten und Westen abge
lenkt werden. Nach Krümmel erzeugt der SSO-Passat zwei reine Triftströme nach NNO und WNW,
die aber zum Ersatz der westlichen Wassermassen beide nach Westen gezogen werden. Doch bleibt
das Bostreben des Wassers, sich vom Äquator zu entfernen, bestehen. Dadurch nimmt hier die Strom
stärke ab, während das Wasser in einiger Entfernung davon zusammengedrängt wird und daher
schneller fließt.
') Siehe dagegen Krümmel, Handbuch der Ozeanographie II. 1911, S. 570.
2 ) Krümmel, Handbuch II, 1911, S. 571.
3 ) Puls, Oberflächentemperaturen u. Strömungsverhältnisse des Äquatorialgürtels des Stillen Ozeans. Aus
dem Archiv der Deutschen Seewarte 1895, Nr. 1.