A. Koppen: Das detonierende Meteor vom 3. Sept. 1919, 10 Uhr 25 Min. abends, in Schleswig - Holstein. 17
Auffällig ist die Lage aller aufgeführten Kadianten dicht bei der Ekliptik, längs ihr verteilen sich diese
geozentrischen Kadianten auf einen Bogen von 25°, dieser große Ausschlag mag etwas durch die Erd
bewegung beeinflußt sein.
X. Die Lichterscheinung.
a. Die Feuerkugel.
1. Bereich und Leuehtstärke. Der entfernteste Beobachtungsort, Altenahr bei Koblenz
(191), lag 350 km vom nächsten Punkt der Meteorbahn entfernt, dieser Punkt war der Ort des ersten
schwachen Aufleuchtens; die Entfernung vom Hemmungspunkte betrug 500 km, die nur um 80 km noch
übertroffen wird durch die Beobachtung aus Gr. Gerau bei Darmstadt (188). Nach Süden und Osten zu
wird die Sichtbarkeitsgrenze durch den einigermaßen regelmäßigen Bogen eines Kreises gebildet, dessen
Mittelpunkt etwa dort liegt, wo die meisten Beobachter das Meteor zuerst erblickt haben. Im östlichen
Dänemark und in Holland verhinderten Wolken die Sicht, im Westen lag die Nordsee, daher die im
Norden unregelmäßige Gestalt der Sichtbarkeitsgrenze. Die Helligkeit des Meteors wurde in 26 Be
richten mit Tageshelle verglichen: Nr. 2, 12, 14, 17, 18, 28, 30, 32, 50, 78, 112, 126, 146, 157, 165, 183,
194, 196, 206, 213; „fast taghell“wurde es nach Nr. 4, 33, 113, 171; „über taghell“ nach Nr. 49, 53. „Heller
als Mondschein“ Nr. 10, 48, 59, 67, 93, 103, 202; „mondhell“ Nr. 47, 64, 80, 175, 200, 210; „fast wie Mond
schein“ Nr. 159. Vom Licht geblendet wurde der Beobachter nach Nr. 8, 9, 48, 104, 117, 209, 225. In
erleuchteten Käumen wurde die Helligkeit noch bemerkt nach Nr .83, 204. „Man hätte lesen können“
Nr. 63, 73, 91, 100, 140. Farben waren ei’kennbar nach Nr. 24, 59, 125. „Die ganze Gegend war so be
leuchtet, wie etwa bei der großen Sonnenfinsternis einige Jahre vor dem Kriege“, Nr. 65 (Kiel). „Viel
leicht viermal so hell wie $ im größten Glanze. Die Sterne verblaßten in der Umgebung des
Meteors“, Nr. 109 (Altona). „Das 10 km entfernte Tingleff war noch erhellt, sowie die ganze dazwischen
liegende Gegend wie am Tage in scharfem Sonnenlicht“, Nr. 30 (Rapstedt). Einzelheiten waren klar zu
erkennen nach Nr. 17 bis zu 200 m weit, nach Nr. 119 bis zu 300 m Entfernung. Der Beobachter wurde
durch das „blendende Licht“ zum Aufblicken veranlaßt in Damme, Oldenburg (187) und in Göttingen
(198). Saßnitz (169): „. . . . so durchdringend wie eine Leuchtkugel.“ Usedom (166): „ . . . Bäume in
der Nähe deutlich erkennbar.“ Dievenow bei Stettin (178): „ ... es setzte mich in Erstaunen durch
seine Größe und fabelhafte Leuchtkraft.“ Schötmar in Lippe (184): „ . . . wie ein Stern erster Größe.“
Sogar im ganz isoliert liegenden Beobachtungsort Neustädtel im Bundesstaat Sachsen (190) erschien
das Meteor dem Beobachter so auffallend, daß er annahm, es müßten in den nächsten Tagen alle
Zeitungen davon berichten. Bezeichnend ist auch folgende Angabe aus Fechenheim bei Frankfurt a. M.
von der Peripherie des Sichtbarkeitsbereichs: „Es ging in einer derartigen Intensität nieder, daß nach
dem Verlöschen ich den Eindruck in der Netzhaut des Auges mehrere Sekunden fühlte“. Als weiteres
Charakteristikum der Leuchtstärke mag noch die von vielen Beobachtern in Schleswig-Holstein und Um
gebung gemachte Angabe dienen, das Meteor hätte scharfe Schatten geworfen. So wurde z. B. aus
Scharbeutz berichtet, die sehr deutlichen Schatten des Fensterkreuzes seien an der Zimmerwand entlang
gezogen.
Eine Verstärkung der Leuchtkraft wie auch eine Vergrößerung des scheinbaren Durchmessers
der Feuei'kugel im Anfang der Flugbahn wird von einer ganzen Reihe von Beobachtern angegeben. Man
muß dabei allei'dings berücksichtigen, daß für die zahlreichen Beobachter in Schleswig-Holstein das
Meteor im ersten Teil seiner Bahn gerade auf sie zukam, so daß sich daraus schon zum guten Teil
seine Vergrößerung erklärt; es liegen aber auch über eine Verstärkung Bei’ichte vor aus Orten, die weit
ab vom Hemmungspunkt liegen, so daß an einer Vergrößerung der Erscheinung zu Anfang des
Leuchtens nicht zu zweifeln ist.