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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911, Kr. 4.
schnitt 10 mm mehr, so daß übernormale Verhältnisse vorliegen. Ähnliche Reihen lassen sich auch für
die anderen ostamerikanischen Stationen, wie Boston, Sablc Island usw. aufstellen, welche die ausgesprochene
Stellung der Ostküste des mittleren Nordamerikas illustrieren könnten. Erscheinen für die atlantische
Küste die Schwankungen im Verhältnis zur Breite zu groß, so dürften sie für die pazifische Küste im Ver
hältnis zur Breite eher zu klein sein, was besonders für die südliche Küste, etwa von Mazatlan bis San
Francisco, gilt. Mazatlan in 2:1° N. Br. hat nur 4.0 mm. Demgegenüber haben in derselben Breite Key
West 9.7 mm. die Westküste Afrikas 10 min, Ägypten 8 mm, Indien 5 nun, Ostasien 10—11 nun, also
mit Ausnahme Indiens doppelte Beträge. Weiter hat Los Angeles in 84° N. Br. nur 13 mm, Nordwest
afrika dagegen 18 mm. das östliche Mittelmeer 10 mm und Ostasien 17 mm. Wie schon bemerkt, ent
fernen sich die isobarometrischen Linien europawärts stark von dem Äquator, und diese Tendenz ver
schärft sich noch in Asien. Am Ostrande dieses Kontinents senken sie sich in fast meridionaler Rich
tung. Namentlich die Linien von 20 mm usw. gewinnen vom 00. Meridian an enorm hohe Breiten.
Die Linie, welche in 30° N. Br. in der Gegend des Kap Hatteras den amerikanischen Kontinent verläßt,
linden wir im östlichen Asien in 65 0 N. unweit Werchojan.sk, also fast volle 30° nördlicher, wieder. Wir
sehen somit, daß der Westen dieser großen Landmasse größere Schwankungen aufweist als in gleicher
Breite der Osten. Die atlantische Seite ist auch hier wie in Nordamerika die unruhigere, die pazifische
die verhältnismäßig stille. Das Innere Asiens zeigt geringere Schwankungen als seine Ostküste und als
Europa, und zwar der Nordosten relativ noch mehr als die Mitte.
Hinsichtlich Europas fällt im allgemeinen der wellenförmige Verlauf der isobarometrischen Linien
auf. Besonders gilt dies von der isobarometrischen Linie von 24 nun, welche das Mittelmeer durch-
sclmeidet. Im Norden ist weiter bemerkenswert der weite Ausschlag der 4i> nun-Linie nach NO. über
Archangelsk hinaus und das Umbiegen derselben nach NW., kurz die außerordentlich hohen Schwankungen
Nordeuropas.
In Ostasien interessieren die größeren Schwankungen des Barometers auf den japanischen Inseln
gegenüber dem Festlande. Relativ unruhig ist der Luftdruck namentlich in der Chinasee, dem südlichen
China und dem östlichen Hinterindien. Ähnliche hohe Beträge in entsprechender Breite finden wir nur
im mexikanischen Golfe wieder, so daß wir liier zwei interessante Gegenstücke haben.
Afrika als ausgezeichneter Tropenkontinent weist naturgemäß nur geringe Barometerbewegungen
auf. Die isobarometrische Linie von 20 nun streift nur den Norden. Besondere Einzelheiten im Innern
der großen Wüstentafel lassen sich aus Mangel an Stationen und Aufzeichnungen an den Linien nicht
feststellen, nur die größere atmosphärische Ruhe der Ostseite (Ägypten) gegenüber der unruhigeren
atlantischen Nordwestküste läßt sich festlegen.
Auf die südliche Halbkugel übergehend, die jetzt ihren meteorologischen Sommer hat, treffen wir in
Südamerika analoge Verhältnisse an wie in Nordamerika. Hier ist auch die pazifische Küste die ungleich
ruhigere, und dies gilt vorzüglich für den Streifen zwischen dem 20. und 40. Breitenparallel. Nordwärts
und südwärts schwinden diese Gegensätze. Eine Gegenüberstellung von Stationen dieses Kontinents mag
auch hier diese Tatsachen illustrieren:
P a z i f i s c h e K ü s t e :
27 0 Caldera 4.8 nun,
35° P. Carranza 8.4 mm.
40" P. Galera 13.7 nun.
Atlantische Küste:
25° Cananèa 11.0 nun,
34" San Juan 15.5mm,
38° Bahia Bianca 16.8 mm.
Der fast meridionale Verlauf der isobarometrischcn Linien im Westen Südamerikas ist charakteristisch.
Unmittelbar hinter den Anden sind die Schwankungen schon erheblich höher als im Westen und nehmen
ostwärts noch zu. Das südliche Afrika hat wiederum geringere Schwankungen als das mittlere Südamerika.
Im Innern bäumen sich die Linien leicht auf, so daß dort etwas höhere Schwankungen vorzuliegen scheinen.
Noch mehr ist dies in Australien der Fall. Alice Springs in 23° S. Br. hat 13 nun Schwankungshöhe,
wohingegen Carnarvon an der Westküste in 25° S. Br. nur 6 nun hat. West- und Ostküste differieren
nicht erheblich gegeneinander.
Anders gestaltet sich der Verlauf der isobarometrischen Linien im Nordsonuner (Juni-August), wozu auf
Karte 2 verwiesen sein möge. Die Nordhalbkugel hat jetzt die geringeren Schwankungen, die Südhalbkugel
die höheren. Die Bezirke der maximalen Barometerschwankungen haben sich etwas verschoben. Das