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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1909, Nr. 2.
es sielt doch bei ihnen meist nur um stürmische Witterung leichter und mehr lokaler Art, von der unsere
Schiffahrt hu ganzen wenig zu fürchten hat. Vor den Stürmen der Gruppenstärke 0 zu warnen, kann aber
noch aus einem anderen Grunde nicht in die Aufgabe des Sturmwarnungswesens aufgenommen werden,
da nämlich ein erfolgreiches Warnen auch vor allen diesen Erscheinungen selbst bei Vermeidung jeglicher
Fehlwarnung zufolge Tabelle I ein Hängen des Signals für die Nordsee und Rügen an mehr als 70 und
an der preußischen Küste gar an etwa 140 Tagen im Jahr beanspruchen würde und ein so häufiges Hängen
der Sturmsignale sehr bald eine allgemeine Nichtbeachtung der Signale zur Folge haben würde.
Tab. II. § 12. Verteilung der Sturmtage des Jahres auf die Windrose. In Tabelle II finden sich die Sturm
tage, getrennt für die Gruppenstärke 0 und die Gesamtheit der übrigen Gruppenstärken, nach Windrichtungen
und Küstengebieten geordnet.
Tabelle ii. Häufigkeit der Sturmtage in den Jahren 1896 bis 1905.
Gruppen-
wind-
richtung
Gruppe n
stur m stär
k e 0
Gruppensturm
stärke 1—5
VI/IX
Küstengel
IV/V | HI
>iet
II
I
VI/IX
Kn
IV/V
stengebiet
III II
I
32
14
4
15
14
71
4
6
21
36
49
4
23
19
9
5
64
14
24
41
49
43
8
18
4
9
1
25
5
7
16
5
13
12
40
30
22
1
81
19
17
23
8
39
16
8
4
7
3
30
9
8
6
6
17
20
123
82
39
12
165
111
109
122
108
156
24
47
25
33
11
90
122
76
142
115
253
28
112
48
40
20
157
86
90
168
134
138
'S’
385
216
174
67
683
370
337
539
461
708
Das bedeutende Überwiegen der Stürme aus westlichen Richtungen tritt uns auf den ersten Blick
entgegen. Beachten wir zunächst die Stürme der Gruppenstärke 1 bis 5, so fällt uns die Übereinstimmung
der Nordseeküste mit der preußischen Küste auf, daß für beide Gebiete das Minimum der westlichen
Winde auf den Nordwestquadranten und das Maximum auf die in beiden Westquadranten auftretenden
Stürme entfällt, während das Maximum für Gruppe 11 und III dem Nordwestquadranten und über dem
Westen der Ostsee dem Südwestquadranten zukommt und die Küstengebiete II und III ihr Minimum an
Stürmen innerhalb des Südwestquadranten besitzen; auf die aus beiden Westquadranten auftretenden Stürme
fällt nur für IV/V das Minimum. Für das vorangehende Jahrzehnt ergaben sich für die Nordsee und
Gruppe I nahezu dieselben Verhältnisse und für die westliche Ostsee das Maximum in dem Südwest
quadranten, im übrigen aber viele Abweichungen. Daß die übereinstimmende Mehrheit der Stürme aus
westlichen Richtungen an der Nordsee und der preußischen Küste aus beiden Westquadranten weht, dürfte
als ziemlich sicher erwiesen gelten und auf den gleichartigen Verlauf der beiden Küstengebiete zurückzuführen
sein; mit der Abnahme des Umgehens der Südweststürme nach Nordwest über dem Westen der Ostsee wächst
dann hier die Zahl der nur aus dem Südwestquadranten auftretenden Stürme zum Maximum der Häufigkeit
an. Weiter nach Osten aber machen sich dann die Stürme auf der Rückseite der über Nordosteuropa
lagernden Depressionen mein- geltend, so daß hier der Nordwestquadrant das Maximum aufweist, dessen
Sturmhäufigkeit dann an der preußischen Küste infolge des erhöhten Auftretens südwestlicher Winde zu einem
Minimum wird; das stark ausgeprägte Maximum für Winde aus beiden Westquadranten zeigt uns, daß die
reinen Nordweststürme nur durch die relative Häufigkeit von stürmischen Südwestwinden an Zahl beeinträchtigt
werden. Bemerkenswert ist in dieser Beziehung die für die preußische Küste hervortretende Häufigkeit
der Stürme aus beiden Südquadranten (17). Die zugleich aus beiden Nordquadranten auftretenden Stürme wie
die allein aus dem Nordostquadranten wehenden erscheinen in der Tabelle II für Rügen bis Preußen relativ
viel häufiger als im Westen, während für die übrigen Richtungen wesentliche Unterschiede nicht hervortreten.
Die Sturmtage der Gruppenstärke 0 zeigen als charakteristisch insbesondere die relative Abnahme
der zugleich aus beiden Westquadranten wehenden Stürme gegen die Stürme aus je einem dieser Quadranten.