Prof. D,r. J. Schneider: Die tägliche Luftbewegung über Hamburg in den einzelnen Monaten.
Tab. IX.
Auf- und Untergangszeiten der Sonne
für Hamburg.
treten der halbtägigen Periode der Westwind-Komponente scheint demnach nicht nur in der mathematischen
Behandlung des Beobachtungsmaterials, sondern auch in meteorologischen Verhältnissen begründet zu sein.
Die dritteltägigen Aenderungen liegen, wie bereits angeführt, innerhalb der Fehlergrenzen. Immerhin
ist es nicht ohne Interesse, darauf aufmerksam zu machen, daß die kleineren Werte denjenigen Monaten
angehören, in denen die Tag- und Nachtgleiche eintritt, während die größeren an die Zeiten des Sonnen
stillstands gebunden sein dürften. Außerdem ist in den Sommer
monaten eine ’vierstündige Verschiebung der Periode gegenüber der
des Winters zu bemerken.
Zur Erhöhung des Ueberblicks über die Zahlen der Tabellen V,
VI und VIII sind im folgenden einfache Isoplethendiagramme
der ganz-, halb- und gesamttägigen Aenderung der Westwind-
Komponente beigefügt. Auf die gleiche Wiedergabe der drittel
tägigen Aenderungen wurde wegen ihrer möglichen Ungenauigkeit
verzichtet.
Um nun namentlich bei der täglichen Gesamtperiode den Zu
sammenhang der Aenderungen mit den Auf- und Untergangszeiten
der Sonne besser beurteilen zu können, sind letztere in den mit
A und U überscliriebenen Rubriken der Tab. IX mitgeteilt worden.
Bei der Berechnung wurde auf die Zeitgleichung sowie auf die
astronomische Strahlenbrechung gebührende Rücksicht genommen.
Die Zahlen beziehen sich möglichst auf die Monatsinitte; sie gelten
also immer für den 15. jeden Monats, nur bei Februar erstreckt
sich die Angabe auf den 14.
Für die Figuren 1 und 3, welche den Verlauf der einfachen und gesamten ganztägigen Westwind
änderung zur Anschauung bringen, seinen es ausreichend, die Linien zu ziehen, in denen diejenigen Punkte
gelegen sind, für welche die Komponente die Werte 0, 50 und 100 cm annimmt. Da bei der halbtägigen
Periode die Geschwindigkeit von 50 cm überhaupt nicht vorkommt, so wurden in Fig. 2 die Kurven für die
Konrponentengrößen 0 und 20 cm eingezeichnet. Alle drei Figuren enthalten die Isopletlien 0 sowie die der
Westwind-Komponenten ausgezogen, die der Ostwiöd-Komponenten dagegen gestrichelt. — Einen besonders
regelmäßigen Verlauf ihrer Linien lassen die beiden ersten Diagramme erkennen. Bei der einfachen ganz
tägigen Schwankung zeigt sich wieder deutlich die ganzjährige, während bei der halbtägigen Schwankung die
halbjährige Periode in überaus klarer Weise zum Ausdruck gekommen ist. Angesichts dieses ganz verschieden
artigen und doch in sich so regelmäßigen Verlaufs der beiden genannten Isoplethengruppen kann kaum noch
an der Realität dieser zwei getrennten periodischen Aenderungen gezweifelt werden.
A
U
■
Januar
8M2 m
4 h 6
Februar ....
7 25
5 3
März
6 17
6 1
April
5 2
6 58
Mai
4 1
7 51
Juni
3 32
8 28
Juli
3 52
8 20
August ....
4 40
7 28
September .
5 34
6 16
Oktober
6 28
5 4
Novembei' .
7 28
4 2
Dezember .
8 12
3 38
Aus dem ersten Diagramm sei noch folgendes entnommen: Der während der Nacht herrschende Ost
wind schlägt in den Morgenstunden von 4 — 7 Uhr in Westwind um und zwar in den Sommermonaten zu
einer späteren Stunde als im Winter. Der tagsüber vorhandene Westwind geht ebenso zwischen 4 und 7 Uhr
nachmittags in Ostwind über, wiederum mit einer entsprechenden Verspätung in den Sommermonaten. Da
die Linien der Maxima des West- und Ostwindes den gleichen Verlauf wie die Isoplethen 0 besitzen und
zeitlich nur um sechs Stunden gegen diese verschoben sind, so können wir noch feststellen, daß clie Maximal
werte des Westwindes von 10"—1 p , die des Ostwindes um 12 Stunden später, nämlich von 10^-—1 a eintreten.
Die Jahresmaxima finden sich anfangs August und zwar für den Ostwind um l a , für den Westwind um l p .
Im April und Mai tritt bei den West- und Ostwind-Komponenten die Neigung hervor, um Mittag und um
Mitternacht zwei neue jährliche Maxima zu bilden.
In bezug auf die Fig. 2, die für die halbtägige Aenderung gilt, sei bemerkt, daß etwa zwischen
3 und 5 Uhr sowohl morgens wie auch nachmittags die Westwind-Komponente in die Ostwind-Ivomponente
übergeht, während sechs Stunden später das umgekehrte geschieht. Die Maximalwerte für die beiden Kom
ponenten werden je drei Stunden nach den angegebenen Zeiten erreicht. Die im Laufe des Jahres vor
kommenden Maximalwerte sind in der zweiten Hälfte des März und etwa Mitte September zu verzeichnen,
nämlich für den Westwind eine halbe Stunde nach 1 bezw. punkt 2 Uhr vor- und nachmittags, für den
Ostwind wiederum sechs Stunden später.