No. 4.
Die tägliche Lnftbewegnng über Hamburg
in den einzelnen Monaten des Jahres,
ermittelt durch Anwendung der doppelten harmonischen Analyse.
Von Prof. Dr. J. Schneider in Darmstadt.
Die anemometrisehen Beobachtungen von Hamburg für die Jahre 1887 —1896 sind bereits in zwei
früheren Abhandlungen der Meteorol. Zeitschrift einer eingehenden Bearbeitung unterzogen worden. Dabei
war jedoch das Augenmerk nur gerichtet auf die tägliche Luftbewegung, wie sie sich im Durchschnittsergebnis
sämtlicher Beobachtungen als Jahresmittel darstellte. Es lag nun nahe, die Untersuchung auch auf die
verschiedenen Monate eines Jahres auszudehnen. Zu diesem Zwecke war das gesamte zur Verfügung stehende
Beobachtungsmaterial den einzelnen Monaten entsprechend in zwölf getrennten Rubriken unterzubringen,
nach deren Summierung sich dann durch geeignete Division die monatlichen Mittel ergaben. Wenn auch
infolge der Zusammenfassung einer zwölfmal kleineren Anzahl von Beobachtungen zu je einem Mittelwert
Resultate erzielt werden mußten, die den früher erhaltenen an Genauigkeit wesentlich nachstehen, so haben
sich doch auf diesem Wege Eigentümlichkeiten in der täglichen Bewegung der Luft herausgestellt, die be
sonderes Interesse verdienen. Sie sollen in dieser Abhandlung auf Grund des gewonnenen Zahlenwerks in
möglichst umfassender Weise zur Darlegung kommen.
Unter Anwendung der bereits eingeführten Bezeichnungen mögen hier in getrennten Abschnitten folgen
die täglichen Aenderungen der West- und Südwindkomponenten, der Größe und Richtung ihrer Resultierenden,
sowie die stündlichen Verschiebungen eines Luftteilchens nach E bezw. nach N nebst den durch die letzteren
bedingten täglichen Bahnen.
A. Die Westwindkomponenten.
Die Zahlen der folgenden Tabelle I wurden aus denselben Werten und in der gleichen Art gewonnen
wie die jährlichen Mittelwerte, welche sich in der Meteorol. Zeitschr. von 1902, S. 395, in Tab. I mitgeteilt
linden. Abweichend von dem früheren sind hier die Geschwindigkeiten nicht in m, sondern in cm angegeben.
Die Tabelle läßt ein ziemlich übereinstimmendes Verhalten der Luft in den einzelnen Monaten erkennen.
Beachtet man, daß das weggelassene positive Vorzeichen W-, das negative aber E-Wind andeutet, so hat
man tagsüber im allgemeinen W-, in der Nacht dagegen meist E-Wind zu erwarten. Dem Grade nach sind
die täglichen Schwankungen in den verschiedenen Zeiten des Jahres recht ungleich. Im Januar und Februar
ist die kleinste, im Juli und August die größte Aenderung zu verzeichnen. Ihr Betrag für den kältesten
Monat kann im heißesten auf das fünffache, nämlich auf 234 cm steigen. Die Mittelwerte der letzten Rubrik
stimmen mit den früher angegebenen und verarbeiteten vollständig überein.
In der untersten Reihe der Tabelle finden sich die Monatsmittel der täglichen Westwindkomponenten.
Die vermerkten Zahlen geben ein Bild von der jährlichen Aenderung dieser Größe. Der Westwind hat hier
nach während des ganzen Jahres die Oberhand über den Ostwind, am meisten im August, am wenigsten
im Mai.
Ehe weitere Schlüsse aus den gewonnenen Zahlen gezogen wurden, sind dieselben nach den Angaben
der Meteorol. Zeitschrift von 1903, S. 385 u. ff. harmonisch analysiert worden und zwar für jeden einzelnen
Archiv 1904. 4.
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