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Full text: 25, 1902

Dr. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen an der Deutschen Seewarte. 
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Kreises, sei es dauernder oder nur vorübergehender Natur, selbst direkt keine grossen Fehler, da sich die 
Länge der Kreistheilung nur mit dem Kosinus der Neigung ändert; dagegen wird aber die Wirkung indirekt 
durch die Alhidade auf die Axenführung im allgemeinen um so grösser sein, wodurch dann wiederum die 
Genauigkeit der Ablesungen beeinträchtigt wird. 
Die Griffe sind stets aus Holz verfertigt, theils zylinderförmig, theils parallelopipedisch mit abge 
rundeten Ecken, bei denen die längere Seite parallel zur Sextantenebene liegt. Bei älteren Instrumenten 
oder bei Prismenkreisen u. dgl. steht die Axe des zylinderförmigen Griffes auch senkrecht zur Sextanten 
ebene. Der Holzgriff ist durch metallene Verbindungsstücke fest mit dem Sextantenkörper verbunden; dabei 
sitzt das Holz bei manchen Instrumenten nicht ganz fest. 
Der Sextant hat ausserdem drei Füsse, von welchen zwei unter dem Limbusbogen, der dritte aber an 
der Axenhiilse oder am Griffhalter sich befindet, auf welchen das Instrument steht, wenn es nicht gebraucht 
oder in den Kasten gesetzt wird. 
Limbus und Kreistheilung. 
Was den Limbus anbelangt, so ist er, wie die beiden äusseren Radien, bei allen Instrumenten meist 
etwas stärker als die Querrippen ausgeführt. Auf ihm befindet sich die eigentliche Kreistheilung. Sie wird 
gewöhnlich auf einem eingelassenen Silberstreifen angebracht; seltener findet man andere Metalle, wie Nickel, 
Gold, Palladium oder Platin. Letztere Metalle oxidiren zwar nicht und nutzen sich wegen ihrer grossen 
Härte weniger ab, als Silber, aber sie sind auch, abgesehen von Gold, weniger leicht zu bearbeiten und 
dabei theuerer, weshalb sie nur ausnahmsweise Verwendung finden. Ueberdies besitzt Platin einen um die 
Hälfte kleineren Ausdehnungs-Koeffizienten wie Messing (bei Palladium und Gold ist der Unterschied etwas 
geringer), wodurch bei Temperatur-Aenderungen Spannungen eintreten müssen, die der Genauigkeit der 
Messungen schädlich sein können. Der Ausdehnungs- Koeffizient des Messings ist dagegen nur wenig von 
dem des Silbers verschieden. Bei Sextanten von Aluminium ist die Theilung ebenfalls auf Silber ausge 
führt. Da Aluminium einen um ein Fünftel grösseren Ausdehnungs-Koeffizienten als Silber hat, so können 
auch hier noch Spannungen in den Metallen entstehen, die aber bei den sonstigen Mängeln dieser Instru 
mente nicht so sehr ins Gewicht fallen. Im Aussehen unterscheidet sich bei diesen Metallen die Theilung 
nur wenig von einander; auch hält sich die Silbertheilung bei vorsichtiger Behandlung lange, so dass sie 
mit Recht allgemeinen Eingang gefunden hat. 
Ausnahmsweise kommen auch Reflexions-Instrumente aus Neusilber und Messing vor, bei denen die 
Theilung direkt auf das Metall, ohne Einlage angebracht ist. Das Neusilber Hat eine sehr spiegelnde Fläche, 
welche bei der Ablesung etwas störend wirkt, besonders wenn die Striche ohne Schwarzfärbung sind. Bei 
Messing (Gelbguss) sind die Striche besonders nach einigem Gebrauch nicht so deutlich wie auf Silber, bei 
dem sich die Theilung besser abhebt, namentlich wenn die Striche selbst, wie es jetzt gewöhnlich der Fall 
ist, geschwärzt sind. Instrumente dieser Art aus Messingrothguss sind bei der Seewarte nicht eingeliefert 
worden. Es dürfte sich aber auf dieser Metallkomposition auch kaum eine schöne Theilung lierstellen lassen. 
Bei Oktanten mit Metallkörpern kommt zuweilen für die Theilung eine Elfenbeineinlage in 
Anwendung, bei welcher die Striche geschwärzt sind. Die Ablesung derselben ist für das Auge besonders 
gut, namentlich tritt dies bei nicht ganz günstiger Beleuchtung, also in der Dämmerung und bei Nacht 
hervor, da sich die geschwärzten Theilstriche viel besser von Elfenbein abheben, als von Silber. Wenn 
trotzdem von dieser Konstruktion eindringlichst abzurathen ist, so beruht dies darin, dass Elfenbein einen 
vom Metall so verschiedenen Wärmeausdehnungs-Koeffizienten besitzt, dass die Kreisablesungen dadurch um 
mehrere Minuten veränderlich sind, und dass ausserdem die innige Verbindung des Limbusstreifens mit dem 
Instrumente nicht vollkommen möglich ist. Dazu kommt noch der Einfluss der Feuchtigkeit auf das Elfen 
bein, da dieses Material stark hygroskopisch ist. Ueberdies ist die Theilung nicht so schön, wie auf Metall, 
indem die Striche meist sehr breit und auch etwas unregelmässig sind. 
Die zur Prüfung eingereichten Sextanten dieser Art zeigten auch häufig sehr grosse Exzentrizitäten, 
wodurch bei einigen Instrumenten an die Messungen Korrektionen bis gegen 20' anzubringen waren, die also 
von einer Grösse waren, deren Unkenntniss und Vernachlässigung, abgesehen von deren Veränderlichkeit bei 
den Beobachtungen, zu groben Fehlern führen müssen. Es sollten daher für rein seemännische Zwecke 
solche Instrumente nicht weiter verwendet werden. Zu besonderen Zwecken, wie bei Vermessungen hingegen 
können sie unter Umständen und bei der nöthigen Kontrole recht gute Dienste leisten.
	        
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