Dr. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen an der Deutschen Seewarte.
5
Kreises, sei es dauernder oder nur vorübergehender Natur, selbst direkt keine grossen Fehler, da sich die
Länge der Kreistheilung nur mit dem Kosinus der Neigung ändert; dagegen wird aber die Wirkung indirekt
durch die Alhidade auf die Axenführung im allgemeinen um so grösser sein, wodurch dann wiederum die
Genauigkeit der Ablesungen beeinträchtigt wird.
Die Griffe sind stets aus Holz verfertigt, theils zylinderförmig, theils parallelopipedisch mit abge
rundeten Ecken, bei denen die längere Seite parallel zur Sextantenebene liegt. Bei älteren Instrumenten
oder bei Prismenkreisen u. dgl. steht die Axe des zylinderförmigen Griffes auch senkrecht zur Sextanten
ebene. Der Holzgriff ist durch metallene Verbindungsstücke fest mit dem Sextantenkörper verbunden; dabei
sitzt das Holz bei manchen Instrumenten nicht ganz fest.
Der Sextant hat ausserdem drei Füsse, von welchen zwei unter dem Limbusbogen, der dritte aber an
der Axenhiilse oder am Griffhalter sich befindet, auf welchen das Instrument steht, wenn es nicht gebraucht
oder in den Kasten gesetzt wird.
Limbus und Kreistheilung.
Was den Limbus anbelangt, so ist er, wie die beiden äusseren Radien, bei allen Instrumenten meist
etwas stärker als die Querrippen ausgeführt. Auf ihm befindet sich die eigentliche Kreistheilung. Sie wird
gewöhnlich auf einem eingelassenen Silberstreifen angebracht; seltener findet man andere Metalle, wie Nickel,
Gold, Palladium oder Platin. Letztere Metalle oxidiren zwar nicht und nutzen sich wegen ihrer grossen
Härte weniger ab, als Silber, aber sie sind auch, abgesehen von Gold, weniger leicht zu bearbeiten und
dabei theuerer, weshalb sie nur ausnahmsweise Verwendung finden. Ueberdies besitzt Platin einen um die
Hälfte kleineren Ausdehnungs-Koeffizienten wie Messing (bei Palladium und Gold ist der Unterschied etwas
geringer), wodurch bei Temperatur-Aenderungen Spannungen eintreten müssen, die der Genauigkeit der
Messungen schädlich sein können. Der Ausdehnungs- Koeffizient des Messings ist dagegen nur wenig von
dem des Silbers verschieden. Bei Sextanten von Aluminium ist die Theilung ebenfalls auf Silber ausge
führt. Da Aluminium einen um ein Fünftel grösseren Ausdehnungs-Koeffizienten als Silber hat, so können
auch hier noch Spannungen in den Metallen entstehen, die aber bei den sonstigen Mängeln dieser Instru
mente nicht so sehr ins Gewicht fallen. Im Aussehen unterscheidet sich bei diesen Metallen die Theilung
nur wenig von einander; auch hält sich die Silbertheilung bei vorsichtiger Behandlung lange, so dass sie
mit Recht allgemeinen Eingang gefunden hat.
Ausnahmsweise kommen auch Reflexions-Instrumente aus Neusilber und Messing vor, bei denen die
Theilung direkt auf das Metall, ohne Einlage angebracht ist. Das Neusilber Hat eine sehr spiegelnde Fläche,
welche bei der Ablesung etwas störend wirkt, besonders wenn die Striche ohne Schwarzfärbung sind. Bei
Messing (Gelbguss) sind die Striche besonders nach einigem Gebrauch nicht so deutlich wie auf Silber, bei
dem sich die Theilung besser abhebt, namentlich wenn die Striche selbst, wie es jetzt gewöhnlich der Fall
ist, geschwärzt sind. Instrumente dieser Art aus Messingrothguss sind bei der Seewarte nicht eingeliefert
worden. Es dürfte sich aber auf dieser Metallkomposition auch kaum eine schöne Theilung lierstellen lassen.
Bei Oktanten mit Metallkörpern kommt zuweilen für die Theilung eine Elfenbeineinlage in
Anwendung, bei welcher die Striche geschwärzt sind. Die Ablesung derselben ist für das Auge besonders
gut, namentlich tritt dies bei nicht ganz günstiger Beleuchtung, also in der Dämmerung und bei Nacht
hervor, da sich die geschwärzten Theilstriche viel besser von Elfenbein abheben, als von Silber. Wenn
trotzdem von dieser Konstruktion eindringlichst abzurathen ist, so beruht dies darin, dass Elfenbein einen
vom Metall so verschiedenen Wärmeausdehnungs-Koeffizienten besitzt, dass die Kreisablesungen dadurch um
mehrere Minuten veränderlich sind, und dass ausserdem die innige Verbindung des Limbusstreifens mit dem
Instrumente nicht vollkommen möglich ist. Dazu kommt noch der Einfluss der Feuchtigkeit auf das Elfen
bein, da dieses Material stark hygroskopisch ist. Ueberdies ist die Theilung nicht so schön, wie auf Metall,
indem die Striche meist sehr breit und auch etwas unregelmässig sind.
Die zur Prüfung eingereichten Sextanten dieser Art zeigten auch häufig sehr grosse Exzentrizitäten,
wodurch bei einigen Instrumenten an die Messungen Korrektionen bis gegen 20' anzubringen waren, die also
von einer Grösse waren, deren Unkenntniss und Vernachlässigung, abgesehen von deren Veränderlichkeit bei
den Beobachtungen, zu groben Fehlern führen müssen. Es sollten daher für rein seemännische Zwecke
solche Instrumente nicht weiter verwendet werden. Zu besonderen Zwecken, wie bei Vermessungen hingegen
können sie unter Umständen und bei der nöthigen Kontrole recht gute Dienste leisten.