Dr. von Neumayer: Neubearbeitung der nordatlantisehen Wetterausschau.
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an der Hand des erwähnten, vorliegenden Materials wohl möglich sein würde, eine Berichtigung der Grund
lage der Karte vorzunehmen. Die Direktion war sich dabei wohl bewusst, dass auf diesem Wege allein das
Vollendetste wohl nicht erreicht werden konnte, glaubte aber doch den Versuch machen zu sollen und stellte
eine Karte in Mercator’s Projektion mit dem Aequatorial-Maassstab von 1: 14 Million her, welche das Gebiet
von 65° Nord-Breite bis 5° Süd-Breite, zwischen den Meridianen von 100° West-Länge und 10° Ost-Länge
(Meridian von Hamburg) umfasste. Es ist hier nicht der Ort, auf die Gründe einzugehen, die bei der Wahl
der Ausdehnung der Karte bestimmend wirkten; es wird dies hei einer andern Gelegenheit geschehen, da
die Karte auch noch für einen weiteren Zweck Verwendung finden soll. Nur soviel sei jetzt schon gesagt,
dass es im Interesse des Hochsee-Eischfangs und auch der unter Umständen gebotenen Wahl der Route für
Segelschiffe „Nord um England“ zweckmässig erschien, das darzustellende Gebiet bis zur Südspitze von
Island auszudehnen, namentlich auch deshalb, weil der Tummelplatz der Depressionen, die unsere Nord
atlantischen Witterungs-Verhältnisse beeinflussen, in jener Gegend gelegen ist.
Das Ergehniss der Untersuchung der Zuverlässigkeit der aus der Karte sich ergehenden Positionen in
den vorzugsweise in Gebrauch befindlichen Karten, wenn verglichen mit den genauen Angaben in den er
wähnten Verzeichnissen u. s. w. war kein durchaus befriedigendes. Namenthch ergab eine Zusammenstellung
der Positionen einiger Punkte der amerikanischen Ostküste mit den Raper’schen und anderen Angaben
Differenzen, die nach Auffassung der Direktion nicht ohne weiteres in neuere Arbeiten, die auf Genauigkeit
Anspruch machen konnten, übergehen durften. Es wird davon Abstand genommen, die Ergebnisse der
Untersuchung hier darzulegen; nur sei gestattet in einer hier folgenden Tabelle einen Vergleich der Angaben
aus den Karten der englischen Küste mit Breiten-Angaben der exakten Verzeichnisse als Beispiele hier
anzuführen:
Vergleichung geographischer Breiten-Angaben an der
Südwest- und Südküste Irlands.
Ort
Rap er
Br. Adm.-
Karte 2060 A ,
Br.
Pilot cliart
Am er.
Pilot cliart
Kinsale Head. . .
51° 36.2'
51° 33'
51°37'
51° 32'
Fastnet Rock . .
51 23.3
51 20
51 22
51 18
Mizen Head ....
51 27
51 23
51 27
51 22
Blaskett (Nord) .
52 6.7
52 3
52 3
52 5
Tearaght Rock .
52 4.5
52 0
52 2
52 0
Es geht daraus hervor, dass ganz erhebliche Unterschiede in den einzelnen Karten gegen das, was als
das Richtige anzunehmen ist, selbst in Bezug auf die Breiten-Angaben bestehen, woraus man schon entnehmen
mag, dass hinsichtlich der Längen-Angahen noch wesentlich grössere Unterschiede konstatirt werden könnten,
sodass zur grössten Vorsicht gerathen werden muss. Gewiss ist hei dem Vergleich einzelner Karten in Er
wägung zu ziehen, dass durch die Einwirkung des Druckes auf gewisse Papiergattungen Unterschiede unvermeid
lich sind; allein das erklärt die aus obiger Tabelle ersichtlichen Abweichungen keineswegs. Auch darf man
annehmen, dass eine Karte, die als Segel-Grundlage dienen soll, unter allen Umständen auf tadelloses Papier
und unter Anwendung grösster Sorgfalt zu drucken ist.
Die britischen Admiralitäts- Karten 2060 A und B, die ersichtlicherweise als Grundlage der in Rede
stehenden Karten benutzt wurden, mögen nun nur noch mit den neuesten Seekarten hinsichtlich der Lage
einiger Küstenpunkte verglichen werden. Es mögen einige Beispiele unter vielen auch hier genügen:
a) Süd- und Südwestküste von Irland.
Hier zeigen sich Abweichungen in der Küstenlage bis 8 Seemeilen.
Fastnet Rock 3' zu südlich,
Dingle Bay 6'—8' „ „
Cork 5' „ östlich.
Verglichen wurde mit deutscher Admiralitätskarte No. 66 und britischer Admiralitätskarte 1824 A u. II.