Dr. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen au der Deutschen Seewarte.
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maugelhaften Instrumenten mit der Zeit der Fehler durch Abnutzung der Axe wächst, so kann es Vor
kommen, dass dadurch Ungenauigkeiten in den Messungen entstehen, die mehr als 1' betragen. Es wäre
daher sehr zu wünschen, dass bei der Konstruktion der Alhidaden hierauf besonders Rücksicht genommen
würde, weshalb man sie im allgemeinen etwas stärker konstruiren sollte, um diese Fehlerquelle möglichst
ganz zu beseitigen. Es ist auch ferner nicht ganz gleichgültig, wo der Angriffspunkt der Klemm- bezw.
Feinstellschraube sich befindet. Am besten sind diejenigen Konstruktionen, hei welchen die Klemme in
der Mitte ist und die Feinstellschraube ihre Führung an den Enden der Noniusfassung hat. Befindet sich
diese Vorrichtung seitlich angebracht, so können leicht Spannungen entstehen, die auf die Axe ungünstig
einwirken.
Um die vom grossen Spiegel reflektirten Bilder genau einstellen zu können, lässt sich die Alhidade
nach dem Festklemmen noch durch die Feinstell- oder Mikrometerschraube etwas verstellen. Die
Konstruktion derselben wird in verschiedener Weise ausgeführt und giebt im allgemeinen zu keinen be
sonderen Bemerkungen Anlass. Da diese Schraube nur zum Einstellen und nicht zum Messen verwendet wird,
so ist ein kleiner todter Gang nicht gerade sehr schädlich. Er kommt auch um so leichter bei Sextanten
vor, als die Schrauben meist aus Messing verfertigt sind und sieb daher leicht abnutzen. Zur Verhinderung
des todten Ganges wird gewöhnlich eine Gegenfeder (Spiralfeder) verwendet, ohne diese wird wohl meist
etwas todter Gang vorhanden sein. Freilich ward das Messen bezw. das Einstellen auch dann unsicher, wenn
die Schraube zu sehr abgenutzt ist und daher die Alhidade nicht stetig, sondern nickweise fortbewegt wird,
also das Einstellen nicht genau ausgeführt werden kann. In solchen Fällen ist eine Reparatur des Mikro
meterwerkes unbedingt erforderlich.
Die Prüfung des Nonius geschieht in der Weise, dass man seine Theilstriche nacheinander mit
einem und demselben Theilstriche der Haupttlieilung zur Koinzidenz bringt. Es müssen dann die beiden
benachbarten Noniusstriche gleich weit von den benachbarten Strichen der Haupttlieilung entfernt bleiben.
Ausserdem muss die Länge des Nonius richtig sein, wovon man sich überzeugt, wenn man seinen Nullstrich
an verschiedenen Kreisstellen mit der Haupttlieilung zur Koinzidenz bringt und nachsieht, ob der Endstrich
des Nouius dann ebenfalls immer mit einem Theilstrich der Limbustheilung zusammenfällt oder ob eine
konstante Differenz vorhanden ist. Ist eine ungleichmässige Differenz vorhanden, so ist auf
Theilungsfehler der Haupttlieilung zu scliliessen. Sind die Differenzen periodisch wachsend oder ab
nehmend, so rührt dies von der Exzentrizität der noniustragenden Alhidade gegen die Kreistheilung her.
Die Lupe. Zur Erleichterung der Ablesung des Nonius und Erhöhung der Genauigkeit dient eine
Lupe, welche sich an einem messingenen Arm befindet, der um einen Punkt (Säule oder Schraube) in der
Mitte der Alhidade drehbar befestigt ist. Bei manchen Instrumenten ist der Drehpunkt der Lupe zu nahe
dem Nonius, dann kann es Vorkommen, dass die Lupe nicht in allen Lagen gut auf die Mitte der abzu
lesenden Theilung eingestellt werden kann. Da der Nonius mit dem Limbus nicht in einer Ebene liegt, so
muss die Lupe etwas schief gegen den Kreis stehen, um für die Ablesungen die beste Stellung zu haben,
nicht aber senkrecht dazu, wie man es noch manchmal sieht. Zur besseren und gleichmässigeren Beob
achtung des Kreises ist entweder am Lupenträger oder am Alhidadenarm eine länglich viereckige Blende
aus mattem, geschliffenen Glas befestigt. Durch diese Vorrichtung wird bezweckt, dass die abzulesenden
Striche der Limbus- und der Noniustheilung durch die Lupe gleichmässig und ohne einseitige Beleuchtung
erscheinen und damit eine sichere Ablesung ermöglicht wird. Bei einigen englischen Instrumenten bildet
dies Blendglas einen kreisförmigen Ring von etwas mehr als 1 cm Breite, in dessen Mitte die Lupe sich
befindet.
Man unterscheidet einfache und zusammengesetzte Lupen. Erstere bestehen aus einer plankonvexen
oder bikonvexen Linse, deren Krümmung nach der vorderen Seite stärker als auf der Rückseite ist. Bei
dieser einfachen Linse wird das Bild immer etwas verzerrt, weshalb man bei Sextanten fast ausschliesslich
zusammengesetzte Lupen verwendet, die aus zwei oder drei Krön- und Flintglaslinsen kombinirt sind und
ein schönes ebenes und unverzerrtes Gesichtsfeld geben. Bei diesen Lupen sind die Linsen in einem
Messingzylinder von etwa 3 bis 4 cm Höhe und 1 J /-2 cm Durchmesser gefasst, der durch einen Deckel mit
Sehloch, an welches das Auge zu halten ist, bedeckt wird. In der Mitte der Fassung befindet sich eine
Blendung (Diaphragma), um die Randstrahlen der Linsen, welche die Deutlichkeit des Bildes stören, nicht
in das Auge gelangen zu lassen. Das Innere der Zylinderwand wird, um Spiegelungen zu vermeiden, matt
oder ganz schwarz gehalten. Die Vergrösserung ist meist zwei- bis vierfach.
Archiv iy02. 4.
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