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Full text: 25, 1902

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Dr. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen an der Deutschen Seevvarte. 
lieh das von der Vorderfläche reflektirte Bild stärker wird, als das von der hinteren Fläche des Spiegels 
kommende Bild und dadurch eine neue Ungenauigkeit entsteht. Der auf die Messungen einwirkende Spiegel 
faktor beträgt bei: 
10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 90° 100° 110° 120° 
0.050 0.116 0.207 0.326 0.480 0.683 0.954 1.323 1.840 2.598 3.784 5.809 
Dieser, mit der Neigung der Spiegelflächen gegen einander in Bogensekunden multiplizirt, giebt den 
Einfluss derselben auf die Winkelmessungen. Will man daher aus Winkelmessungen mit einem Sextanten 
seine Exzentrizität berechnen, so ist zuerst der Einfluss eines solchen Spiegels von den Messungen abzu 
ziehen. Dabei ist die Neigung positiv einzuführen, wenn das dünnere Ende, und negativ, wenn das dickere 
Ende des Spiegels dem Gradbogen zugekehrt ist. 
Es ist jedoch zu beachten, dass die Einstellungen und Messungen eines Sextanten mit einem fehler 
haften oder schlechten Spiegel darum ungenau werden, weil die Bilder der zu beobachtenden Gegenstände 
infolge dieses Umstandes verschwommen erscheinen, da die beiden Bilder, das von der hinteren (belegten) 
und das von der vorderen Fläche, reflektirt neben einander erscheinen und die Helligkeit des von der 
hinteren Fläche reflektirten Lichts mit zunehmendem Winkel ab nimmt, während das von der vorderen 
Fläche reflektirte Bild dann an Helligkeit zunimmt. Somit erscheint der lland der zu beleuchtenden Bilder 
undeutlich, wodurch die Messungen um einen merklichen Betrag unsicher werden können. Auch lässt sich 
nicht immer mit Sicherheit entscheiden, ob man das von der vorderen oder das von der hinteren Fläche 
reflektirte Bild eingestellt hat. 
Die Konstruktion guter Spiegel bietet heutzutage keine grosse Schwierigkeit, trotzdem finden sich noch 
ziemlich häufig Instrumente mit fehlerhaften Spiegeln. Die Seewarte giebt neue Instrumente mit schlechten 
Spiegeln ohne Zertifikate an den Fabrikanten zurück; bei älteren Instrumenten wird eine entsprechende 
Bemerkung dem Zeugniss einverleibt und dem Besitzer eine Auswechslung angerathen; diesem Rath wird 
auch häufig Folge geleistet. 
Man könnte auch daran denken, den zerbrechlichen Glasspiegel durch einen festen Metallspiegel zu 
ersetzen, bei welchem die Reflexion an der Vorderfläche direkt stattfindet. Bis jetzt aber leiden die dazu 
brauchbaren Metalle und Metall-Legirungen *) an dem Uebelstand, dass sie zu wenig Widerstandskraft gegen 
die atmosphärischen Einflüsse haben, weshalb eine Einführung in die Praxis nur für gewisse Zwecke, wie 
bei astronomischen Spiegelteleskopen und dgl. möglich ist, nicht aber bei Instrumenten, wie Sextanten, die 
viel zu sehr allen Unbilden der Witterung ausgesetzt sind. 
Die Befestigung des grossen Spiegels auf der Alhidade wird auf verschiedene Weise bewirkt, theils 
mit Korrektionsvorrichtungen zum Senkrechtstellen des Spiegels, theils ohne diese. Im letzteren Falle muss 
seine Fassung vom Mechaniker so genau und sicher gearbeitet sein, dass eine Veränderung in der Neigung 
unter normalen Umständen ausgeschlossen ist, was auch, wie die Erfahrung lehrt, gut möglich ist. Bei ein 
getretener Aenderung ist daher die Richtigstellung wieder nur durch den Mechaniker vorzunehmen. Bei 
dieser Aufstellung ist eine Metallplatte von der Grösse des Spiegels auf der Alhidade senkrecht befestigt, 
welche an drei Punkten, gewöhnlich an den beiden unteren Ecken und am oberen Rande in der Mitte einen 
festen Ansatz (Spitze) hat, an welche der Spiegel sich nach dem Befestigen anlegt. Seltener kommt es vor, 
dass zwei dieser Spitzen an der Seite und die dritte in der Mitte des gegenüberliegenden Seitenrandes an 
gebracht ist. Der Spiegel wird durch eine kastenartige Fassung gehalten, welche über ihn und der festen 
Platte geschoben und in der Mitte der hinteren Wand durch eine Schraube an die feste Platte angeschraubt 
wird. Die vordere Seite des Kastens ist offen und hat nur au drei Stellen, welche den oben angeführten 
Spitzen der festen Platte entsprechen, kleine Ansätze (Nasen), welche den Spiegel festlialten. Das Kästchen 
darf nicht zu fest angeschraubt werden, damit im Spiegel keine Spannungen und damit schlechte Bilder 
entstehen. Sind die Bilder bei Sextanten nicht gut, so rührt dies häufig von dieser Pressung und dadurch 
entstandener Durchbiegung her, welche durch eine geringe Rückwärtsbewegung der Befestigungsschraube 
beseitigt werden kann, worauf die verzerrten Bilder verschwinden. 
Es kann auch ohne die feste Platte das Kästchen, in welchem der Spiegel steht, mit drei Anschlägen 
versehen sein, wobei es dann mit zwei oder drei Schrauben fest mit der Alhidade verbunden ist. An der 
*) E. layn und H. Rubens, „Das Reflexionsvermögen von Metallen und belegten Glasspiegeln.“ Annalen der 
Physik, IV. Folge, 1900, Bd. 1, S. 352, und Zeitschrift für Instrumentenkunde, Jahrgang 19, 1899, S. 293.
	        
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