Bericht und Gutachten über die Versuche bezüglich der Abblendung der Seitenlichter.
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Anhöhe des Stintfangs, 25 Meter über mittlerem Wasserstande der Elbe, aufgestellt und so orientirt, dass,
wenn die Alhidade auf 0° eingestellt ist, die Normale hierzu in der Richtung des Fahrwassers die Elbe
hinunter genau auf den Thurm von Finkenwärder zeigt (das Azimuth dieses Thurmes ist: S73°12'W).
Durch das Gebäude der Seewarte, an dessen Südwestfront abends kein Fenster erleuchtet wird, ist dunkler
Hintergrund gegeben und ist überdies der Apparat genügend hoch aufgestellt, dass die weissen Lichter der
Landungsbrücken der Beobachtung der farbigen Lichter nicht mehr hinderlich sein konnten.
Die gebrauchten Laternen. Die Laternen, die zu den Beobachtungen Imnutzt wurden, sind La
ternen mit geschliffenen farblosen Linsen von 14 und 20 cm Höhe und grünen und rothen Yorsteckscheiben;
dieselben konnten mit verschiedenen Lampen und Brennern (Flachbrenner und Rundbrenner) versehen werden.
Die Helligkeit war bei allen eine solche, dass die gesetzliche Sichtweite von 2 Seemeilen dadurch gewährleistet
war. Zur Verfügung -wurden dieselben gestellt von der Firma Peters & Bay, Hamburg.
Arbeits-Programm. Gemäss der gestellten Aufgabe mussten die Versuche sich über zwei sich ein
ander ergänzende Theile erstrecken:
1) Beobachtungen im Freien zur Ermittelung des Drehungswinkels, innerhalb dessen beide Seitenlichter
unter verschiedenen Abblendungswinkeln aus verschiedenen Entfernungen noch gesehen werden können;
2) Photometrische Beobachtungen im Laboratorium zur Ermittelung der Lichtintensität über den
Leuchtbogen der gebrauchten Laternen bis zum Verschwinden des Lichts unter denselben Abblen
dungen und Drehungen wie bei den Beobachtungen im Freien.
Es erschien am zweckmässigsten, den Beobachtern einen Dampfer, welcher sich in der Richtung des
Fahrwassers, also nahezu in der Richtung der Normalen zu dem Beobachtungs-Apparate, frei bewegen
konnte, zur Verfügung zu stellen. Von diesem Dampfer aus konnten die Lichter aus verschiedenen Ent
fernungen nach einem jedesmal vorher genau festgestellten Spezialprogramm und verabredeten Licht
signalen beobachtet werden. Als grösste Entfernung war 2 Kilometer in Aussicht genommen, da bei grösserer
Entfernung die einzelnen Phasen des Lichtes doch nicht mehr genau hätten unterschieden werden können,
und in dieser Entfernung die von beiden, bis 15 Meter von einander aufgestellten Lichtern nach dem Be
obachter gelangenden Strahlen schon nahezu als parallel angesehen werden können. (Der Gesichtswinkel
zwischen beiden Laternen beträgt nur noch 26 Bogenminuten, so dass die Wirkung der verschiedenen Ab
blendungen von etwas grösseren oder geringeren Entfernungen nahezu unabhängig bleiben musste.)
II. Die Beobachtungen im Freien und die Beobachter.
Die Beobachtungen wurden an den folgenden Abenden zwischen 10 imd 12 Uhr- angestellt: 12 Juni.
13. Juni, 17. Juni, 18. Juni, 25. Juni, 5. Juli. Das Beobachtungs-Personal bestand aus den Mitgliedern der
Kommission, dem Assistenten H. Eylert, Obersteuermann der Kais. Marine Bellers, welcher zur Zeit an
der Seewarte beschäftigt war, und den Herren Brock mann (von der Firma J. Hambruch & Co.), Peters
und Bay (Firma: Peters & Bay). Die Vertheilung des Personals bei den Versuchen wurde für jeden Abend
von dem Vorsitzenden der Kommission geordnet.
Erster Beobachtungsabend.
Donnerstag, den 12. Juni 1895.
Beobachter: An den Beobachtungen an Bord betheiligten sich die Mitglieder der Kommission und die
Herren Brockmann, Peters und Bay; den Apparat an Land bedienten die Herren Eylert und Bellers.
Wetter: Luft sehr durchsichtig, starker Wind aus W, böig, Himmel bedeckt.
Programm: Beobachtungen aus 1.9 Kilometer Entfernung, Laternen 15 Meter von einander, nach ein
ander mit 14"' Rundbrenner und Flachbrenner versehen, Latemenbretter nach einander parallel, 2° Neigung
nach Innen, 4° nach Innen, Abblendung auf Innenkante des Dochtes, d. h. so, dass die Linie von der Innen
kante des Dochtes nach der Aussenkante des Abblendebrettes parallel dem Latemenbrette verläuft.