Cäsar Puls: Oberflächentemperaturen und Strömungsverhältnisse etc.
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schon seit April auf den nördlichsten Theil zurückgedrängt ist. Oestlich von 150° W. Lg. geht der NE-Passat
schon wieder auf 8° N. Br., ostwärts von 120° W. Lg. sogar bis auf 9° N. Br. zurück; östlich von 110° W. Lg.
hat er fast recht nördliche, näher der Küste meist nordwestliche Richtung. Der Papagojo hat aufgehört.
Der SE-Passat dagegen hat seine Grenze erheblich weiter vorgeschoben, im Osten um 2°—3°. Die
Unsicherheit des Passats unter dem Aequator westlich der Galapagos ist verschwunden, er weht wieder in
alter Stärke.
Die Kalmenregion wird auf diese Weise um 2° weiter nach Norden verschoben, hat aber an Breite noch
nicht zugenommen, da das Vorrücken des SE-Passats mit dem Zurückweichen des NE-Passats Schritt hielt,
ja es im Osten sogar übertraf. Aber die südwestlichen Winde sind in .der Kalmenregion jetzt wieder häufi
ger, ohne jedoch schon vorherrschend geworden zu sein. Dasselbe gilt von den SW-Winden vor und im
Golf von Panama; auch sie haben an Häufigkeit zugenommen, ohne doch schon zum Monsun geworden zu sein.
Die Isothermen zeigen, dass im Gebiet des nördlichen Aequatorialstromes im Westen die Erwärmung-
schön wieder ganz bedeutend fortgeschritten ist (der Verlauf der 28°-Isotherme auf der beiliegenden Karte
weicht ab von der Darstellung Dr. Schott’s, 1 ) der den nord-südlichen Verlauf der 28°-Isotherme parallel den
Philippinen für sicher festgestellt erklärt. Das mag von der Isotherme von 29° gelten, für die von 28° nach
dem vorliegenden, seit der Arbeit Dr. Schott’s — dessen Materialsammlung dem Verfasser freundlichst zur
Verfügung gestellt wurde — vergrösserten Material entschieden nicht. Auch im Osten, wo in den drei
vorhergehenden Monaten kaum von einem Fortschreiten der Erwärmung gesprochen werden konnte, beginnen
jetzt die Isohtermen des nördlichen Aequatorialstromes sich merklich nach Norden zurückzuziehen. Die Er
wärmung unter der Küste von Mexico nimmt jetzt, da der Papagojo und mit ihm das Auftreten von Tiefen
wasser aufgehört haben, mächtig zu. Im südlichen Aequatorialstrom dagegen schreitet die Abkühlung be
deutend fort: an der Küste steigt mehr Wasser aus der Tiefe empor und westlich der Galapagos bildet
sich, an Stelle der nach Westen verschobenen, fast ganz aufgelösten Kälteinsel, die lange, schmale Kältezunge
wieder mit Temperaturen unter 25°.
Die beiden Aequatorialströmungen haben an Stärke abgenommen; die nördliche hatte im März
ihre grösste Stärke erreicht und ist im langsamen Abnehmen begriffen, die südliche hat wohl jetzt
eben, im April und Mai die Zeit ihrer geringsten Stärke, die aber, und das ist bemerkenswerth,
doch immer noch die Stärke des nördlichen Aequatorialstromes, selbst zur Zeit seiner
mächtigsten Entwicklung, übertrifft. Es kommen jetzt zu beiden Seiten des Aequators, besonders
zwischen 100° und 125°W.Lg., nicht selten Stromstillen, ja, selbst geringe Versetzungen nach Osten vor,
während nördlich und südlich davon Weststrom herrscht. Ganz im Westen wird der Strom nicht mehr von
dem NE-Passat getrieben, sondern von dem SE-Passat; er ist daher auf den Baum zwischen der Küste
und 1°—2°N.Br. beschränkt, erreicht aber hier zuweilen grosse Stärke.
Der in seiner Hauptmasse so lange zurückgestaute Gegenstrom findet jetzt, nach dem Aufhören der
Gegenwinde in seinem Gebiete, wieder Baum zu seiner Entwicklung. Im Westen erreicht er, gefördert durch
den aus der Celebes-See wehenden SW-Monsun, schon wieder grosse Stärke, fliesst überhaupt auf seiner
ganzen Strecke kaum weniger schnell als der nördliche Aequatorialstrom. So fliesst er, im Laufe des Monats
wohl seine Zone etwas weiter nach Norden verlegend, (zu Anfang desselben reicht er noch bis 4°N.Br.
nach Süden, zu Ende schon bis 9° oder 10°N.Br. nach Norden) auf den Golf von Panama zu. Die Haupt
masse biegt aber vor demselben jetzt wieder nach Norden ab, um zwischen 10° und 15° N. Br. langsam nach
Westen zur NE-Passattrift abzufliessen, nicht mehr vom Papagojo getrieben, aber auch noch nicht durch
widrige Winde aufgehalten; nur zu Anfang des Monats biegt noch ein kleiner Theil im Golf von Panama
nach Süden herum und fliesst wie früher als Nordrand des südlichen Aequatorialstroms nach Westen, all
mählich von dort wieder in den Gegenstrom einkurvend. — Das an der Küste von Mexico nach Südost
fliessende Wasser schliesst sich unter 15°N.Br. und südlich davon an die Abflussströmung an.
So ist zu Ende des Monats das Strombild schon im ganzen wieder dasselbe, wie es im Herbst gewesen
ist, doch sind die Stromstärken, namentlich die der südlichen Aequatorialströmung und der Gegenströmung,
bei weitem nicht so gross, vielleicht nur halb so gross wie im September.
*) A. a. O. Taf. 4 und pag. 25.