Cäsar Puls: Oberflächentemperaturen und Strömungs Verhältnisse etc.
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Archiv 1895- 1-
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aber kaum mehr, hindurch westlich von den Marianen, wo er von dem Monsun aufgehalten und zum Theil
schon weit vor den Philippinen nach Norden *abgedrängt wird. Die SE-Passattrift umfliesst im Juli wieder
die Inseln nördlich und östlich von Neu-Guinea, während im Mai noch ein Zweig des Stromes zwischen dem
Bismarckarchipel und den Salomonsinseln nach Süden drängte und nachher nach Osten umbog. Nördlich
von Neu-Guinea erreicht der Weststrom wieder bedeutende Geschwindigkeit, 40—60 Sm werden nicht selten
getroffen, ebenso wie auch vor Gilolo, wo er nach Norden umbiegt und die Wurzel des Gegenstroms bildet.
Dieser beginnt hier mit ebenso grosser, wenn nicht noch grösserer Geschwindigkeit; aber bald, weiter nach
Osten zu, wo er von dem Monsun nicht mehr unterstützt wird, verliert er viel an Stärke. Nördlich von
Neu-Guinea kurvt (nach den direkten und indirekten Strommessungen S. M. S. „Gazelle“ zu urtheilen) ein
grosser Theil seines Wassers nach Süden wieder zum südlichen Aequatorialstrom zurück. Das übrigblei
bende strömt, anfangs zwischen 2—3° und 6—7°N.Br., weiter östlich aber sich nördlicher haltend, nach
Osten, sich verstärkend durch das vom Nordrande des südlichen Aequatorialstroms abkurvende Wasser.
Die Geschwindigkeit, die der Gegenstrom erreicht, übertrifft schon im Juni entschieden die des nördlichen
Aequatorialstroms, noch mehr aber im Juli, wo Ostversetzungen von 40—50 Sm häufiger notirt sind.
Vor und in der Bucht von Panama geht das Wasser des hier im Osten sehr breiten und vom Monsun
begünstigten Gegenstromes unter der Küste von Mittelamerika nach Norden. Im engeren Golf von Panama
nördlich von 7°N.Br. herrschen, wie schon länger bekannt, 1 ) Strömungen, die entgegengesetzt dem Zeiger
der Uhr die Bay umkreisen; das ist ganz besonders deutlich in diesen Monaten, wo an der Küste nord
wärts vom Kap Mala und auf der Rheede von Panama Strömungen von 12—48, ja 60 Sm in 24 Stunden
nach W und SW beobachtet worden sind. Dass das Wasser zwischen Kap Blanco und 90° W. Lg. über
10°N.Br. hin nach Norden biegt, ist durch Stromversetzungen sowie durch den Verlauf der 28°-Isotherme
sehr gut ausgeprägt; weniger gut kommt die Abflussströmung nördlich vom Gegenstrom in den Stromver
setzungen zum Ausdruck (wenigstens im Juni), weil sie oft vom augenblicklich herrschenden Winde verdeckt
und zurückgestaut wird.
Die südöstlich gerichtete Küstenströmung geht im Juni noch bis 15° N. Br., im Juli ist sie kaum noch
vorhanden.
Einen ganz besonders typischen Schnitt durch unsere Zone stellt das in den Annalen der Hydrographie etc.
1875, pag. 424, veröffentlichte Journal S. M. S. „Arcona“, Komm. Kapt. z. S. Freiherr v. Reibnitz, dar; weiter
sind noch Journalauszüge veröffentlicht: Annalen der Hydrographie etc. 1879, pag. 7 (U. S. Korvette „Adams“
von Panama nach den Marquesas), Annalen der Hydrographie etc. 1876, pag. 154—155 (Brigg „Christoph“,
Kapt. Ringe, von Hongkong nach Guayaquil), Annalen der Hydrographie etc. 1891, pag. 22 (Bark „Carl
Both“), Annalen der Hydrographie etc. 1878 (S. M. S. „Leipzig“ etwas nördlich von unserer Zone bleibend),
Revista Maritima 1885 (Forschungsreise des „Vettor Pisani“, vergl. auch Annalen der Hydrographie etc.
1885, pag. 513—514), Hoffmann: Meeresströmungen, Anhang 1, pag. 93 (S. M. S. „Arkona“, ohne Gegenstrom;
statt „zwischen 160° und 170° W.Lg.“ muss es richtig heissen „zwischen 170° und 180° 0. Lg.“). Ferner in
der oben (pag. 2) genannten, von Bergbaus besorgten Veröffentlichung der Journale der preussischen See
handlungsschiffe mehrere wichtige Reisen (auch für andere Monate wichtig).
Vor allem wichtig sind ferner die Forschungen der „Gazelle“; im oben (pag. 4) genannten Werk ist
eine schöne Karte der angetroffenen Strömungen und Winde: Theil I, Tafel 29, pag. 160.
August.
Nur weniges ist über diesen Monat noch hinzuzufügen, da er fast ganz und gar schon dieselben Ver
hältnisse aufweist wie der September. Die Passate erreichen jetzt ihre extremen Grenzen; der NE-Passat
ist im Westen fast ganz durch den SW-Monsun verdrängt, der bis zu den Marianen herrscht, weiter ost
wärts reicht er nur bis 10°N.Br., östlich von 150°W.Lg. gar nur bis 14° oder 15°N.Br. nach Süden, um
dann zwischen' 120° und 130° W. Lg. ganz aus unserm Gebiet zu verschwinden. Der SE-Passat reicht nur
im Osten, östlich von 150° W.Lg. noch um einen Grad weiter nach Norden als in den beiden benachbarten
Monaten; im Westen hat er dieselben Grenzen. Die Kalmenzone ist also wesentlich breiter ge
worden. Die südliche Aequatorialströmung und der Gegenstrom haben an Stärke ganz beträchtlich zu-,
der nördliche Aequatorialstrom abgenommen. Die Kältezunge erreicht schon fast den Stand, den sie im
*) Siehe Findlay und Imray a. a. O. .