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Aua dem Archiv der Deutschen Seewarte —1895 No. 1 —
*) Siehe Annalen der Hydrographie etc. 1886, pag. 477. Bericht des Korv.-Kapt. Plüddemann von S. M. S. „Albatross“.
(die auch nach allen Richtungen hin vorhanden sind), nur beilegen darf, so ist hier kaum noch ein
Zweifel möglich: das Material ist weit grösser; den notirten Westversetzungen, unter denen solche von
40 Sm zuweilen, solche über 25 Sm recht häufig Vorkommen, stehen nur wenige halb so starke, entgegen
gesetzt gerichtete gegenüber; die Windverhältnisse lassen eine solche Abflussströmung zu, und ein Abfluss
der vom Gegenstrom nach Osten geführten Wassermassen muss vorhanden sein, ist aber nach Süden
hin zu dieser Zeit des SW-Monsuns unmöglich (und es spricht auch keine einzige Stromversetzung dafür).
So darf denn diese bisher nicht bekannte, weil'nicht sehr augenfällige Abflussströmung
als gesichert angenommen werden. — Im Norden beginnt, vom Kap Corrientes her, sich eine schmale
Strömung an der Küste entlang nach SW vorzuschieben, die in den folgenden Monaten deutlicher wird;
jetzt kurvt ihr Wasser unter 100°W.Lg. in die Abflussströmung ein. Weiter südwärts, unmittelbar an der
Küste, und im Golf von Tehuantepec, wo Land- und Seebriese herrschen, werden, wie im September, neben
schwachen und veränderlichen Strömungen Gezeiten- und Neerströme gefunden.
Wegen der grossen Aehnlichkeit der Verhältnisse mit denen des September werden hier keine Joumal-
auszüge angeführt. Zu verweisen ist, ausser auf die unter September genannten in den Annalen 1877 und
1891 veröffentlichten Auszüge, noch auf eine kleine Tabelle über Witterung und Strom auf der Reise S. M. S.
„Elisabeth“, Kommandant Kapt. zur See Schering, von Sydney nach Matupi, Annalen der Hydrographie etc.,
1885, pag. 79—81.
November.
Im November ist der NE-Passat beträchtlich fortgeschritten. Er herrscht jetzt unbestritten bis zu den
Philippinen, geht westlich von 180° bis 7° ja 6°N.Br. und noch weiter nach Süden, die Carolinen liegen
in seinem Bereich. 1 ) Ostwärts von 180° liegt seine Südgrenze weiter zurück, bis 150°W.Lg. im Mittel unter
8°, bis 120°W.Lg. unter 9°N.Br. Und östlich von 120°W.Lg. bis 110°W.Lg., wo im Oktober noch wech
selnde Winde herrschten, unter denen zwar die NE-Winde schon häufiger waren als im September, beginnt
jetzt der Passat ziemlich regelmässig zu wehen, indem er sich bis zwischen 10° und ll°N.Br. nach Süden
erstreckt; an der Küste ist er selbstverständlich unregelmässig und häufig abgelenkt. Oestlich von 110°W.Lg.
herrschen noch dieselben veränderlichen Winde, imd an der Küste zwischen 10° und 13°N.Br. beginnt schon
der ablandige Wind, der Papagajo, der hier von Dezember an zur vollen Entwicklung gelangt.
Diesem bedeutenden Vorrücken des NE-Passats gegenüber hat sich der SE-Passat nur wenig zurück
gezogen, er hat seine alte Nordgrenze noch fest behauptet; nur ganz im Westen, nördlich von Neu Guinea,
beginnen die monsunartigen nördlichen (NE- bis NW-) Winde ihm sein Gebiet streitig zu machen und drän
gen ihn im Laufe des Monats bis zum Bismarckarcbipel und selbst weiter zurück.
Aehnlich wie der NE-Passat ist auch die Abkühlung im Norden fortgeschritten, die Isothermen werden
beträchtlich nach Süden und Südosten vorgeschoben und die immer noch langen, aufeinander zu strebenden
Zungen der 27 ; -Isotherme ganz schmal gedrückt. Auch im Westen ist die Abkühlung weit vorgeschritten:
die Isotherme von 28°, die noch im vorigen Monat 20°N.Br. überschritt, ist jetzt ganz hinter 15°N.Br. zu
rückgedrängt und in ihre frühere Lage ist die 27°-Isotherme gerückt.
Im Süden dagegen ist ebensowenig wie von dem Zurückweichen des SE-Passats von einem Eortschrei-
ten der Erwärmung zu merken: die so charakteristischen Kältezungen halten sich hartnäckig. An der
Küste von Mexico hat das warme Wasser nur im Norden abgenommen, sonst hat es sich noch behauptet.
So bedeutend diese Aenderungen der Wind- und Temperaturverhältnisse auch sind, so wenig hat sich
doch das Bild der Strömungsverhältnisse geändert. Der Nordäquatorialstrom hat besonders im Westen an
Breite und Stärke zugenommen, beginnt auch schon östlicher, entsprechend dem Auftreten des Passats östlich
von 120°W.Lg. Der südliche Aequatorialstrom ist noch in alter Stärke vorhanden, doch sind die stärksten
Versetzungen bis und über 80 Sm etwas südlicher als bisher, etwa unter 2°N.Br. notirt (was wohl Zufall
ist); nur ganz im Westen, nördlich von Neu Guinea, hat er schon mit dem vordringenden Monsun zu käm
pfen, setzt sich aber meistens noch durch. Zwischen den Salomoninseln und der Reihe der Gilbert- und
Elliceinseln ist der hier schon immer unsichere Passat noch imsicherer geworden und zugleich ist das Ge
biet der schwachen, fast ganz vom Winde abhängigen Strömungen mitten in dem Aequatorialstrom, der es
mit zwei Armen im Norden und im Süden einfasst, grösser geworden.