Elfter Jahres-Bericht der Direktion.
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in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ein Attest über das gute Verhalten ihrer Uhren ausgestellt werden.
Neben diesen im Aufträge der Fabrikanten geprüften Uhren wurden noch 7 auf Veranlassung von wissen
schaftlichen Instituten und Forschungs-Reisenden untersucht.
Wissenschaftliche Arbeiten und Untersuchungen. Neben ihren laufenden Arbeiten beschäftigte sich
die Abtheilung wiederum in ausgedehnter Weise mit der Anstellung wissenschaftlicher Untersuchungen auf
dem Gebiete der Chronometrie. Zunächst wurde die bereits im vorjährigen Jahrgange erwähnte Untersuchung
(Seite 43) über das Verhalten von Marine-Chronometern in stark mit Feuchtigkeit angefüllter Luft zu Ende
geführt. Diese mit eingehendster Sorgfalt und unter Anwendung jedweder Vorsichts-Maassregelu angestellte
Untersuchung hat zu hochwichtigen Resultaten geführt, welche insbesondere die bereits früher ausgesprochene
Vermuthung über den nachtheiligen Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf den Gang der Chronometer in vollem
Umfänge bestätigen. Die Ergebnisse selbst sind im Laufe des Sommers 1888 zusammengestellt und in einer
wissenschaftlichen Arbeit, welche demnächst auf Anordnung Sr. Exzellenz des Herrn Chefs der Kaiserlichen
Admiralität in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie veröffentlicht werden wird,
niedergelegt.*) Die Untersuchungen über die Einwirkung verdünnter Luft auf das Verhalten der Chrono
meter wurden weitergeführt, sowie einige von Fabrikanten eiugelieferte Modelle zu Chronometer-Verschlüssen
in Bezug auf ihre hermetische Dichtung einer umfassenden Prüfung unterzogen. Diese wichtigen Unter
suchungen wurden fast sämmtlich im Hauptgebäude der Seewarte ausgeführt, da das Chronometer-Institut
die hierfür erforderlichen Einrichtungen nicht besitzt. Aus diesem Grunde wird auch noch an anderer
Stelle dieses Jalires-Berichtes auf dieselben zurückgekommen werden müssen. (Abschnitt XI).
Die Bearbeitung der wissenschaftlichen Ergebnisse der drei in den Jahren 1884—1886 durch die
Abtheilung IV abgehaltenen Konkurrenz-Prüfungen von — im Ganzen — 84 Chronometern wurde weiter
fortgeführt. Sobald dieselbe beendigt sein wird, soll deren Veröffentlichung in „Aus dem Archiv der
Deutschen Seewarte“ erfolgen.
Unerachtet der ungünstigen, den gegenwärtigen Anforderungen nur in ungenügender Weise entsprechen
den Einrichtungen der Räume im Chronometer-Prüfungs-Institute konnten die wichtigen Untersuchungen,
die demselben auch im Berichts-Jahre oblagen, im Allgemeinen zur Zufriedenheit erledigt werden. Als das
wichtigste Desiderat für erspriessliches Wirken des Instituts muss die Beschaffung eines genügend grossen
Raumes, in welchem die Temperatur durchaus konstant erhalten werden kann, bezeichnet werden. Zwar
ist cs möglich gewesen, unter Anwendung aller Vorsicht und durch Verlegung der Untersuchungs-Periode
in die kalte Jahreszeit, die Temperatur einigermaassen konstant zu erhalten, allein es stehen die zu diesem
Behufe gemachten Anstrengungen mit der Güte der erzielten Resultate in keinem richtigen Verhältnisse
und muss mit aller Bestimmtheit auf die Erweiterung der den Anforderungen der Neuzeit in höherem
Maasse Rechnung tragenden Einrichtungen des Chronometer-Prüfungs-Institutes hingewiesen werden. Wie
schon bemerkt, werden wir an anderer Stelle darauf zurückkommen. Mit besonderer Befriedigung vermag
die Direktion auf die rege Betheiligung, welche die in den letzten 2 Jahren auf der Abtheilung angestellten
Prüfungen der Präzisions-Taschenuhren in den zunächst betheiligten Kreisen gefunden haben, hinzuweisen.
Wenn auch die Zahl der geprüften Instrumente noch immer erheblich hinter dem zurückbleibt, was man
in Anbetracht der ausgedehnten Fabrikation auf diesem Gebiete erwarten darf, so hat doch der bisher
erzielte Erfolg die Zweckmässigkeit der Einrichtung erwiesen und ferner dargethan, dass durch diese Ein
richtung dem Bedürfnisse eines wichtigen industriellen Zweiges entsprochen worden ist.
Zu ihrem Bedauern sieht sich die Direktion auch in diesem Jahres-Berichte veranlasst, ihre Klage zu
wiederholen über die noch immer zu geringe Inanspruchnahme, welche die Anstalt in den Kreisen der
Schiffsführer und Rhedereien findet. Zu den schon seit Jahren in dieser Hinsicht bestehenden, nicht günstigen
Verhältnissen treten in neuerer Zeit noch lokale Ursachen hinzu, welche namentlich im Berichts-Jahre die
an und für sich die Wirksamheit des Institutes nicht günstig beeinflussenden Uebelsände noch erhöhen.
Die Verlegung der Schiffe von den früheren, der Seewarte nahe gelegenen, jetzt aber in das Zollgebiet mit
eingeschlossenen Hafenanlagen nach dem erheblich weiter entfernten, im Freihafengebiet belegenen neuen
Segelschiff-Hafen und nach den verschiedenen Dampfschiffquais hält jetzt manchen Schiffsführer von einem
Besuche des Institutes ab, sowie die mit der Ein- und Ausführung der Chronometer durch die Zollgrenze
verbundenen Umstände ihn verhindern, seine Instrumente der Abtheilung IV zur Untersuchung zu übergeben.
*) Was unterdessen geschah im Jahrgang 1889, Heft III, Seite 107.