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unsere westdeutsche Küste aus dem Grunde bemerkenswerth ist, weil die nordwestlichen Winde gewöhnlich
in heftigen Böen wehen, die nicht selten für die Schifffahrt und Fischerei verderblich sind. Wir erwähnen
hier hauptsächlich die Stürme vom 11. bis 13. Dezember 1883 und vom 17. bis 18. Oktober 1884. Dringen
die kalten Nordwestwinde in ein hoch temperirtes Gebiet ein, so sind Gewitter-Erscheinungen nicht unwahr
scheinlich. Beispielsweise weisen wir auf die zahlreichen Gewitter mit ausserordentlich heftigen Nieder
schlägen hin, welche am 9. und 10. November 1882 niedergingen, als sich die Nordwest- und Westwinde
zu stürmischen Böen entwickelten.
Die Isothermen auf der Südwestseite der Depression verlaufen durchschnittlich nach Südost. Die
Temperatur liegt bei dieser Zugstrasse über Deutschland ziemlich erheblich über dem Normalwerthe, da
gegen im Nordosten unter demselben. Bei weiterem Verlaufe folgt in der Kegel im Westen Abkühlung.
Bewölkung und Niederschlags-Wahrscheinlichkeit sind bei dieser Situation für Deutschland sehr er
heblich. Beim Vorübergang und auf der Rückseite pflegt für das Nordseegebiet Aufklaren und Abnahme
der Niederschläge einzutreten. Wir erwähnen hier beispielsweise die heftigen Niederschläge am 11. und
12. Dezember 1883, am 8. und 9. November 1882 und am 28. November 1884.
Gruppe III b . Ausser dem Maximum im Südwesten liegt gewöhnlich noch ein zweites im Osten. Auf
der Süd- und Südostseite der Depression entwickeln sich ziemlich steile Gradienten, während auch die
Temperatur im Osten ansteigt. Auf der Südwestseite der Depression erfolgt nach Vorübergang erhebliche
Abkühlung, die sich über ganz Mittel-Europa ostwärts bis weit in Russland hinein ausbreitet.
Wie bei Gruppe III a ist auch hier die Windstärke bedeutend und haben die Winde einen entschieden
böigen Charakter, wobei nicht selten Gewitter zur Entladung kommen. Beispielsweise seien die heftigen
Stürme hier angeführt, welche vom 2. bis zum 4. Dezember 1883, sowie vom 17. bis zum 19. Oktober 1883
unsere Küsten heimsuchten, ebenso die Gewitter-Erscheinungen am 3. Dezember und am 18. Oktober 1883,
welche von ungewöhnlich heftigen Niederschlägen begleitet waren.
Auch Bewölkung und Niederschläge sind nicht minder bedeutend als bei Gruppe III a .
4. Zugstrasse IV. a) Kältere Jahreszeit. Diese Wetterlage ist in diesem Lustrum seltener ver
treten, als in dem vorhergehenden und zwar nur 6 mal (gegen 14 mal im Lustrum 1876/80). In diesen
Fällen zeigt sich heim Erscheinen der Depression meistens kein zweites Minimum über Finland, wohl aber
zwischen Island und dem nördlichen Norwegen, so dass eine Rinne niedrigen Luftdrucks von den britischen
Inseln nordwärts nach der Polarregion verläuft, welche beim weiteren Verlaufe eine west-östliche Lage ein
nimmt. Das barometrische Maximum befindet sich in der Regel über Südost- oder Ost-Europa. Die Luft
bewegung war in der Hälfte der Fälle an unserer Küste stürmisch, so vom 6. auf dem 7. November 1883,
am 3. Februar 1883 und am 8. März 1881. Die beiden letzten Fälle waren von Gewitter-Erscheinungen
begleitet.
Die Temperatur liegt bei dieser Wetterlage erheblich über dem Normalwerthe, insbesondere beim Vor
übergange, worauf dann wieder Abkühlung erfolgt, falls nicht eine neue Depression im Westen dieses
verhindert.
Bewölkung und Niederschlags-Wahrscheinlichkeit wird bei dieser Zugstrasse sehr beträchtlich, insbe
sondere für die britischen Inseln und das Nord- und Ostseegebiet.
Im Allgemeinen gilt also dasjenige, was in Bezug auf das Lustrum 1876/80 in der früheren Abhandlung
(Seite 41) gesagt wurde.
b) Wärmere Jahreszeit. Wie beim vorhergehenden Lustrum ist auch hier die Anzahl der Fälle
häufiger als in der kälteren Jahreszeit (12 gegen 6). Die Luftdruck-Vertheilung beim Erscheinen und Vor
übergang der Depressionen hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen für das Lustrum 1876/80; das Minimum
im Nordosten ist auch hier vorhanden. Die Isothermen verlaufen regelmässig nach Ostnordost, wobei die
Temperatur im Westen unter, im Osten über dem Durchschnittswerthe liegt, gerade so, wie es im Lustrum
1876/80 der Fall war.
Die Luftbewegung ist meistens nur massig, indessen kann dieselbe stark, ja sogar stürmisch werden,
wie es z. B. im August 1881, in welchem Monate diese Zugstrasse vorwaltete, der Fall war.
Bewölkung und Regen - Wahrscheinlichkeit sind auch in der wärmeren Jahreszeit sehr beträchtlich.
Hervorzuheben ist die ausserordentlich grosse Gewitterhäufigkeit bei dieser Zugstrasse. In allen Fällen
fanden Gewitter-Erscheinungen statt, die sich fast stets auf mehrere Tage ausdehnten.