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Full text: 9, 1886

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vielfach nebliges Wetter. Dabei ist die Temperatur in der Regel beim Erscheinen der Depression nahezu 
normal und erhebt sich dann über dieselbe; die Nachmittags-Temperaturen erreichen vielfach einen ziem 
lich hohen Werth. Gewitter sind bei dieser Wetterlage sehr selten und kommen dann immer nur verein 
zelt, höchst selten in grösserer Ausdehnung vor. Auch wenn Niederschläge Vorkommen, sind dieselben 
unerheblich und auf kleineres Gebiet beschränkt. 
Das barometrische Maximum wandert eben so oft nach Osten als nach Westen, und ist eben so oft 
stationär. 
2. Zugstrasse II. a) Kältere Jahreszeit. Das barometrische Maximum liegt meistens über 
Spanien oder Südfrankreich, seltener über dem Alpengebiet oder Italien, und noch seltener über Zentral - 
und Südost-Europa. Diese Fälle verhalten sich wie 16 : 4 : 3. Dabei bewegte sich dasselbe in 8 Fällen 
ostwärts, in 7 Fällen nach Westen, während es in 5 Fällen stationär blieb. Der Verlauf der Isobaren ist 
auf der Südseite der Depression ostwärts gerichtet, während die kontinentale Axe durch Spanien, Süd 
frankreich und Oesterreich - Ungarn nach dem Schwarzen Meere verläuft. Die Luftbewegung ist bei dieser 
Situation ausserordentlich lebhaft, meistens stürmisch nicht allein für die Küste, sondern auch für das 
Binnenland, wobei beim Vorübergange und auf der Rückseite stürmische Böen aus West und Nordwest zur 
Entwickelung kommen. Unter den 23 hier in Betracht kommenden Fällen, war das Wetter in Deutschland 
15 mal stürmisch, 6 mal kamen starke bis steife Winde in grösserer Ausdehnung vor, wogegen nur 2 mal 
die Windstärke unter 6 blieb. Bei dieser Zugstrasse kam eine Reihe sehr schwerer Stürme zur Entwickelung, 
von welchen ich insbesondere folgende hier hervorhebe: 14. und 15. Oktober 1881*), 28. und 29. Oktober 
1884, 5. und 6. November 1882, 29., 30. und 31. Dezember 1882, 5. Dezember 1884, 4. und 5. Dezember 1885, 
27. und 28. Januar 1883, 18., 19. und 20. Februar 1882. 
Die Temperatur-Vertheilung ist der entsprechenden für das Lustrum 1876/80 im Allgemeinen ähnlich. 
Die Temperatur liegt beim Erscheinen der Depression über ganz Mittel-Europa sehr erheblich über dem 
Normalwerthe und behält ihren Werth während des ganzen Verlaufes der Erscheinung, nur wenn bei Vor 
übergang der Luftdruck auf der Rückseite rasch ansteigt und böige nördliche und nordwestliche Winde ein- 
setzen, erfolgt unter von der jeweiligen Temperatur-Vertheilung abhängigen Umständen rasche Abkühlung, 
welche zuweilen von elektrischen Entladungen begleitet ist. 
Die Bewölkungs- Verhältnisse dieser Zugstrasse für das Lustrum 1876/80 und 1881/85 sind einander 
sehr ähnlich; es lässt sich das Auf klaren auf der Rückseite und die für kurze Zeit geringere Bewölkung 
auf der Vorderseite ganz deutlich erkennen. Im Allgemeinen ist die Bewölkung für diese Wetterlage für 
unsere Gegenden beträchtlich grösser als bei Zugstrasse I. 
Auch die Regen-Wahrscheinlichkeit ist bei dieser Zugstrasse ausserordentlich gross; in dem ganzen 
Gebiete nördlich von den Alpen bis nach Nordskandinavien hin liegt dieselbe über 0.50. 
b) Wärmere Jahreszeit. Die Luftdruck-Vertheilung ist ganz ähnlich derjenigen in der kälteren Jahres 
zeit, und zeigt sich im Westen eine Tendenz zur Entwickelung eines neuen barometrischen Maximums auf 
der Rückseite. Der Verlauf der kontinentalen Axe ist ganz ähnlich derjenigen für die kältere Jahreszeit. 
Im Gegensatz zum Verhalten in der kälteren Jahreszeit ist das Wetter auf der Südseite der Depression 
kühl, insbesonders über Frankreich und Westdeutschland. Obgleich die Bewölkung im Durchschnitte für 
unsere Gegend nicht sehr erheblich ist, so sind doch Niederschläge sehr häufig und ergiebig, meistens von 
ausgebreiteten Gewittern begleitet, welche mit den häufigen Randbildungen auf der Südseite der Depressionen 
in Zusammenhang stehen dürften. Die Luftbewegung ist bei dieser Wetterlage lebhaft, starke Winde sind 
nicht selten, zuweilen kommen stürmische Winde von grösserer Ausdehnung vor. 
3. Zugstrasse III. Gruppe 11I a . Das barometrische Maximum liegt südwestlich von den britischen 
Inseln und streckt sich weit nach Norden vor, so dass die Isobaren über West-Europa nach Südost ver 
laufen. Das Maximum zeigt meistens nur geringe Verschiebungen. Die kontinentale Axe verläuft vom 
Ozean ostwärts über Nordspanien nach der Adria hin. Die Gradienten auf der Südwestseite der Depression 
sind durchschnittlich steif, und daher die stürmische Luftbewegung im Nordseegebiete, die besonders für 
*) Eine eingehende Untersuchung findet sich in „Annal. der Hydr. und Maritim. Meteorologie“, Jahrg. 1882, pag. 1 ff. In 
meinem Handbuche der ausübenden Witterungskunde, II. Theil, ist dieser Sturm mit Zugstrasse IV in Zusammenhang ge 
bracht, der sich die Bahn der Depression allerdings nähert. 
Archiv 1886. 2. 4
	        
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