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Anlage 1.
Auszug aus dem Berichte des Kapitän-Lieutenant d. S. von Rentzell
über die Thätigkeit der Seewarte auf dem Gebiete der Mittheilungen von Witterungs-Thatbeständen
und Prognosen an Zeitungen und Privatpersonen.*)
Die Thätigkeit der Abtheilung für ausübende Witterungskunde im Interesse der landwirthschaftlichen Ver
eine, der Zeitungen und von Privaten lässt sich auch pro 1880, analog dem im Jahresbericht I S. 116—-120
und im Berichte pro 1879 S. 74—76 beobachteten Verfahren, am zweckmässigsten in den nachfolgend aufge
führten Rubriken darlegen. Es empfiehlt sich jedoch vorerst verschiedener Thatsaclien Erwähnung zu thun,
welche diesen Zweig der Witterungskunde Wesentlich erweiterten.
Die Veranlassung zu Erweiterungen lag in folgenden Momenten begründet:
1. Die Konferenz der Vorstände deutscher meteorologischer Zentraklnstitute (Siehe Seite 5 dieses Berichtes)
gab den Anstoss zum Bezüge grösserer Witterungs -Telegramme von Seiten Bayerns und Württembergs, in ähn
licher Weise wie Sachsen solche seit einigen Jahren bereits bezieht.
2. Es errichteten die „Kölnische Zeitung“ und die „Magdeburgische Zeitung“ eigene sog. Wetterwarten,
die auf Grund eigener Beobachtungen, neben dem umfassenden Material, welches denselben telegraphisch von
der Seewarte zugeht, Witterungsthatbestände und Witterungsaussichten für ihre Leser publiziren, d. h. die von
der Seewarte ihnen übermittelten Prognosen für die betreffenden Gegenden in gewissem Sinne adaptiren.
Aus dem Vorgehen einzelner Hauptzeitungen erklärt es sich, wie von allen Gegenden Deutschlands von
der Presse Wünsche betreffs telegraphischer Zusendungen von Witterungsaussichten an die Seewarte gelangten.
Da in den meisten Fällen solchen Wünschen Rechnung getragen werden konnte, so musste nach kurzer Zeit
dieser Zweig der Thätigkeit der Abtheilung III erheblich an Ausdehnung gewinnen.
3. Durch die käufliche Erwerbung des von Herrn Lt. Rung in Kopenhagen erfundenen Verfahrens zur
Herstellung von Wetterkarten in Typendruck durch den Chef der Kais. Admiralität und den Königl. Staats
minister für landwirthschaftliche Angelegenheiten in Preussen war die Reproduktion von Wetterkarten in den
Zeitungen ermöglicht, in Folge dessen sich der Bezug der Isobarentelegramme erheblich steigerte.
Die Einzelheiten des wettertelegraphischen Dienstes, wie er dem Berichterstatter zufiel, lassen
sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
I. In der tabellarischen Aufstellung und der Versendung des grossen Abonnementsberichtes, wie derselbe
bereits im Bericht I S. XXXVIII unter No. 33 zur Anschauung gebracht worden. Es trat in der Mitte des
Jahres 1880 insofern eine Aenderung ein, als die Stationen um Mullaglimore, Ile d’Aix, Nizza und Triest vermehrt
wurden, dagegen bei den Luftdruck- und Temperatur-Angaben die Zehntel wegfielen (Siehe S. 79 dieses Berichtes).
Hiernach erhielt der tabellarische Theil des Abonnementsberichtes die folgende von dem früheren (Jahresbericht I,
Anhang 33, S. XXXVII) verschiedene Form:
Wetterbericht vom 16. Dezember 1880, 8 Uhr Morgens.
Stationen
Barometer
auf 0° und den
Meerespiegel red.
in Miliim.
Wind
Wetter
Temperatur
in 0 Celsius
5» C. = 4° R.
Bemerkungen.
Mullaghmore
753
ONO
7
bedeckt
6
Aberdeen
753
NNW
3
heiter
1
Christiansund
750
SSW
3
bedeckt
— 2
Kopenhagen
748
0
4
bedeckt
0
Stockholm
748
NNW
2
heiter
—20
Haparanda
750
N
2
bedeckt
—20
Petersburg
fehlt
—
-
—
Moskau
744
0
2
Schnee
— 9
Cork, Queenstown.
750
NW
3
bedeckt
7
Seegang massig
Brest
756
W
4
halb bedeckt
11
Grobe See.
Helder
747
SW
2
bedeckt
7
Sylt
747
ONO
3
Schnee
0
Hamburg
748
still
Nebel
0
Swinemünde
747
NO
1
bedeckt
— 2
Nachts Schnee
Neufahrwasser ....
747
SO
2
Dunst
— 4
Nachts wenig Schnee
Memel
750
SSO
3
bedeckt
— 6
Paris
756
SW
2
wolkenlos
7
Münster
750
SW
1
bedeckt
— 5
Gest. u. Nachts Regen
Karlsruhe
755
SW
9
Regen
8
Wiesbaden
754
NW
3
halb bedeckt
8
*)
München
757
SW
5
Regen
— 5
Leipzig
749
WSW
4
bedeckt
— 7
Nachm. Schnee u.Reg.
Berlin
747
w
1
bedeckt
— 3
Nachts Schnee u. Reg.
Wien
755
w
4
Regen
8
Breslau
748
SW
5
Regen
— 5
Ile d’Aix
759
WSW
3
bedeckt
11
Nizza
761
N
3
Dunst
7
Triest
761
still
Regen
9
*) Gestern Schneefall, Graupeln, Abends Regen.
Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = massig, 5 = frisch, 6 = stark,
7 = steif, 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.
*) Meteorologische Zentral-Institute, landwirthschaftliche Vereine etc.