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N i e d r i g w a s s e r in der südlichen Ostsee
5.15 Februar 1996
Meteorologische Lage
Am 15. Februar zogen zwei Tiefdruckgebiete in
Richtung Ostsee. Das erste Tief aus Richtung
Nordnorwegen zog am Morgen des 16. Februar
über Finnland hinweg in südöstlicher Richtung,
während es sich auffüllte. Das andere Tief
näherte sich unter stetiger Verstärkung von
Island her und überquerte die Norwegische See.
Sein Kern überquerte Südskandinavien und
erreichte am Abend des 16. Februar mit einem
Luftdruck von 974 hPa das Ostseegebiet. Am
17. Februar morgens zog der Tiefdrucktrog mit
seinem Frontensystem über Gotland hinweg bis
Lettland, drehte dann ostwärts und füllte sich auf.
Am 15. Februar entstand im Bereich des steilen
Druckgradienten, der das erste der beiden Tiefs
kennzeichnete, ein Weststurm der Stärke 9 Bft,
der schon bald auf SW drehte. Im westlichen Teil
der Küste wurden z.T. über 9 Bft gemessen. Am
Morgen des 16. Februar, als der Tiefdrucktrog die
Ostsee erreicht hatte, drehte der Sturm hinter der
Kaltfront zeitweise W-NW, zuerst im östlichen und
später im westlichen Teil der Küste. Diese Wind
richtung herrschte im östlichen Teil der Küste bis
mittags, im westlichen Teil bis zum Nachmittag.
In den Nachmittagsstunden des 16. Februar,
während der Tiefdrucktrog mit seinem Fronten
system über die Ostsee hinwegzog, drehte die
Richtung des stürmischen Winds zwischen W
(zeitweise NW) und SW. Hinter der Okklusions
front, die das Gebiet am 17. Februar gegen Mit
tag überquerte, drehte der Wind dann NW bis NO.
Hydrologische Reaktion des Wasserstands
An den Tagen vor dem Niedrigwasser verzeich-
neten die Pegel niedrige Wasserstände um
460 cm, die der südwestliche ablandige Sturm
am 15. Februar weiter absinken ließ. DieTiefst-
stände wurden dann um Mitternacht gemessen:
409 cm in Kotobrzeg, 405 cm in Swinoujscie und
383 cm in Sassnitz, alle zwischen 22 und 23 Uhr
am 15. Februar; weiter westlich, in Wismar, fiel
der Pegel am 16. Februar um 01 UTC auf 363 cm
und um 02 UTC in Warnemünde auf 379 cm. Der
sich anschließende Wiederanstieg der Wasser
stände wurde durch westlich drehende Winde
beschleunigt. Bereits am 16. Februar mittags
drehte der Wind bei Annäherung des anderen
Tiefdrucktrogs zurück, woraufhin die Wasser
stände wieder sanken. Im östlichen Teil der Küste
fielen die Pegel zuerst, schon ab 13 UTC, und
weiter westlich dann ab 17 UTC. Die Tiefststände
folgten demselben zeitlichen Muster: derTiefst-
stand von 425 cm in Sassnitz wurde am 17. Feb
ruar um 04 UTC gemessen; in Warnemünde und
Wismar betrugen die Minima um ca. 08 UTC
knapp unter 440 cm. Im östlichen Teil der Küste
waren die Tiefststände kaum zu erkennen, weil
der Wind zwischen 03 und 04 UTC auf NW-NO
drehte und die Wasserstände sofort wieder stei
gen ließ.