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erscheinen mag, während in dem Abschnitte, welcher von dem Personalstande am Schlüsse des Jahres 1879
handelt, die einzelnen Veränderungen in der Besetzung der Stellen nur kurz erwähnt werden werden.
Für die meteorologische Wissenschaft im Allgemeinen und für die Arbeiten der Deutschen Seewarte
im Besonderen war das Jahr 1879 insofern von Interesse, als durch das permanente meteorologische Comité
der zweite Meteorologen-Kongress nach Rom berufen wurde. Abgesehen davon, dass die Beschlüsse dieses
Kougresses in mancher Hinsicht nicht ohne Einfluss auf den Gang und die Methode der meteorologischen
Arbeit an der Deutschen Seewarte sein konnten, war derselbe insofern auch von Wichtigkeit für die Ent
wickelung der vollen Thätigkeit des Institutes, als dessen Direktor, Professor Neumayer, als einer der
Delegirten des Deutschen Reiches jenem Kongresse beiwohnte und nach dem Rücktritte des Geheimen
Hofraths Dr. Br uh ns von der Funktion eines Mitgliedes des permanenten Comités zum Mitgliede des vom
Kongresse neu gewählten internationalen meteorologischen Comités ernannt wurde. Der Kongress in Rom
tagte vom 14. bis 22. April, und ist der Bericht über dessen Verhandlungen und die Beschlüsse in deutscher
Sprache*) bereits der Oeffentlichkeit übergeben, weshalb auch schon aus diesem Grunde an dieser Stelle
nicht weiter darauf eingegangen zu werden braucht.
Die Reise nach Rom und zurück gab dem Direktor Gelegenheit, einzelne verwandte wissenschaftliche
Institute in Italien und Oesterreich zu besuchen, um namentlich in Beziehung auf Instrumente und Ein
richtungen Studien zu machen, welche für den Neubau und die Einrichtung des Dienstgebäudes der Seewarte
von Bedeutung waren. Es findet Dieses eine besondere Anwendung mit Bezug auf die von der italienischen
Regierung und in Verbindung mit dem Kongresse veranstaltete Ausstellung von meteorologischen Instrumenten
und Apparaten und mit Bezug auf einen Besuch der Kaiserl. und Königl. Zentralanstalt für Meteorologie
und des neuen Gebäudes der Sternwarte auf der Türkenschanze in W r ien.
Für die Arbeiten der Deutschen Seewarte auf dem Gebiete der Meteorologie und des Magnetismus
hatte auch die im Sommer 1879 in Berlin eröffnete Gewerbeausstellung durch den Reichthum an wissen
schaftlichen Instrumenten und Apparaten ein hohes Interesse. Der über diesen Theil der Ausstellung bereits
veröffentlichte umfassende Bericht **) legt zur Genüge Zeugniss ab für die Bedeutung dieser Ausstellung für
die Hebung der Konstruktion wissenschaftlicher Apparate in Deutschland. Nicht nur hat der Direktor zu
verschiedenen Malen diese hoch interessante Ausstellung zum Gegenstände eingehender Prüfung gemacht,
sondern es erachtete die Direktion die Sache für so bedeutsam, dass sie mit Genehmigung der Kaiserl.
Admiralität den Mechaniker des Institutes, Herrn Frank vonLiechtenstein, zum Studium der ausgestellten
Apparate nach Berlin entsandte. Ein von diesem Herrn über den Besuch der Gewerbeausstellung verfasster
eingehender Bericht wurde gegen das Ende d. J. 1879 der Direktion überreicht.
Am 4. April starb in Berlin Heinrich Wilhelm Dove. Obgleich dieser Gelehrte im hohen Alter
und bei zerütteter Gesundheit einen Einfluss auf die Organisation und die Arbeiten der Deutschen Seewarte
nicht mehr äussern konnte, so ist doch der Gedanke der Entstehung derselben und deren Thätigkeit so
sehr mit den Bestrebungen jenes grossen deutschen Meteorologen verknüpft, dass die Thatsache von seinem
Ableben hier, wo es sich um einen Abriss der Geschichte des Institutes i. J. 1879 handelt, nicht mit Still
schweigen übergangen werden darf. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein, auf die bahnbrechenden
Arbeiten Dove’s auf dem Gebiete der Meteorologie und Physik der Erde des Näheren einzugehen, und
zwar um so weniger, als zwei Gelehrte des Institutes bei zwei verschiedenen Gelegenheiten sich über dieselben
in längeren Darlegungen aussprachen. Dr. W. Koppen hielt im Mai vor der Geographischen Gesellschaft
in Hamburg einen Vortrag über Dove als Meteorologen, während Dr. Neumayer am 5. Juli in der
Gesellschaft für Erdkunde in Berlin Dove’s Verdienste um die Meteorologie und als Leiter des Königl.
Meteorologischen Institutes erörterte. Die Deutsche Seewarte bekundete ihre tiefe Verehrung für den heim-
gegangenen Forscher und ihre Würdigung der eminenten Verdienste desselben um die Entwickelung der
Physik der Erde, indem sie bei Gelegenheit des am 7. April stattgehabtefl Begräbnisses sich durch ihren
Direktor vertreten und einen frischen Lorbeerkranz auf den Sarg des Altmeisters niederlegen Hess.
Am 17. Mai starb unerwartet der Senatskommissar für die Deutsche Seewarte in Lübeck, Herr Senator
Dr. Plessing. An seiner Stelle wurde, wie der Direktion unter dem 25. Oktober notifizirt wurde, der
Herr Senator Dr. Fehling zum Kommissar des Senates in Lübeck für die Deutsche Seewarte ernannt.
*) Bericht über die Verhandlungen des zweiten internationalen Meteorologen-Kongresses in Rom. Herausgegeben in deutscher
Sprache von Dr. ifeumayer, Hamburg 1880.
**) Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879. Berlin, Jul. Springer, 1880_