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II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
Die Geschichte des Institutes während des Jahres 1879 bietet keine hervorragenden Momente dar.
Wie schon in der Einleitung angedeutet und in den Spezialberichten weiter ausgeführt werden soll, ent
wickelte sich die Thätigkeit des Institutes in einer dem ursprünglichen Plane bei der Gründung entsprechenden
Weise. Ein besonderes Interesse nahm auch in diesem Jahre, ausser den gewöhnlichen Arbeiten, die
Durchführung der einleitenden Schritte für den Neubau eines Dienstgebäudes in Anspruch. In Folge der
unablässigen Bemühungen konnte denn auch im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres mit dem Baue selbst
begonnen werden. Nachdem unter dem 25. März von Seiten Sr. Excellenz, des Chefs der Admiralität, der
Direktion der Auftrag ertheilt worden war, mit allen einleitenden Schritten, die zur Okkupirung des Grund
und Bodens erforderlich waren, ohne Verzug vorzugehen, konnten endlich am 6. Mai die Erdarbeiten, welche
zur Einfriedigung des Terrains gehörten, begonnen werden. Im Laufe der nächsten zwei Monate wurde die
Einfriedigung ausgeführt und am 20. Juli durch eine Konferenz der Direktion mit dem Herrn Admiralitäts
rath Vogler und dem Herrn Oberingenieur F. A. Meyer alles das festgestellt, was sich auf die Zugangs
wege zu dem auf dem Stintfang zu erbauenden Institute bezog. In dem Berichte über den Fortgang des
Baues während des Jahres 1879 wird im Einzelnen auf die Gesichtspunkte, die zunächst bei der Bauführung
festzuhalten waren, eingegangen werden. Es sei hier nur noch so viel erwähnt, dass schon im Monate
September die Fläche über dem Wasserreservoir der Seewarte zur Benutzung übergehen wurde und am
8. Oktober, an einem Dienstage, des Morgens um 9 Uhr, der erste Spatenstich für die Ausgrabung der
Fundamente gethan werden konnte.
Die durch den Tod des Herrn Wagner erledigte Stelle eines Abtheilungs-Vorstandes der Abtheilung I
wurde in provisorischer Weise durch die Berufung des Herrn Kapitän Dinklage wiederbesetzt. Herr
Dinklage führ früher 12 Jahre als Schiffsführer zur See und wirkte die vier, seiner Einberufung am
1. Januar vorhergehenden Jahre als Lehrer an der Grossherzoglich Oldenburgischen Navigationsschule in
Elsfleth und schien im Hinblick auf diese Vergangenheit ganz besonders geeignet, die in mancher Hinsicht
schwierige Stellung auszufüllen.
Gleich nach dem ersten Jahre der Thätigkeit der Deutschen Seewarte erschien es der Direktion für
das gedeihliche Wirken des Institutes und die Förderung der wissenschaftlichen Arbeiten innerhalb desselben
von besonderer Wichtigkeit, dass für die Pflege der Meteorologie eine Stelle geschaffen werde, zu deren
Obliegenheiten in erster Linie theoretische Studien auf dem Gebiete jener Wissenschaft gehören. In dem
Drange der Pflichterfüllungen in Verbindung mit der Abtheilung I und III erschien es unmöglich, dass den
betreffenden Abtheilungs - Vorstehern zu solchen Studien die nöthige Müsse gelassen werden könnte. Den
Bemühungen der Direktion nach dieser Richtung gelang es endlich, eine Stelle der bezeichneten Art in
dem Etat pro 1879—80 vorgesehen zu erhalten. Am 1. April konnte dementsprechend Herr Dr. W. Koppen,
bisher Vorsteher der Abtheilung III, in diese Stelle eintreten, wodurch die bezeichnete Vorsteherstelle
erledigt wurde. Herr Dr. J. van Bebber, welcher bereits von März bis Oktober 1877 interimistisch für
den damals beurlaubten Dr. Koppen als Abtheilungs-Vorsteher gewirkt und zur Zeit die Stellung eines
Rektors der Realschule in Weissenburg a. S. eingenommen hatte, wurde nunmehr durch Ministerial-Verfügung
definitiv zum Vorsteher der Abtheilung III ernannt, welche Stelle er am 1. April übernahm.
Die Arbeiten in Verbindung mit der Verwaltung des an Ausdehnung stets zunehmenden Institutes
machten es dem Direktor nahezu unmöglich, sich, ausser der Leitung der Arbeiten des Institutes, auch
noch mit besonderen wissenschaftlichen Untersuchungen zu beschäftigen. Mit Rücksicht darauf, und da
überdies der Bau und die Einrichtung des neuen Dienstgebäudes die Thätigkeit des Direktors im Interesse
mannigfacher wissenschaftlicher Studien in Anspruch zu nehmen hatte, wurde in dem Etat die Stelle eines
persönlichen wissenschaftlichen Assistenten des Direktors vorgesehen. Zu dieser Stelle wurde Dr. R. Klefi
rn ann, der erst eben in Halle promovirt und einige Zeit die daselbst bestehende meteorologische Station
verwaltet hatte, einberufen.
Diese Veränderungen in dem Personalstande des Institutes sind als von einer solchen Bedeutung für
das erspriessliche Wirken desselben zu erachten, die Kre'irung der fraglicheu Stellen von so prinzipieller
Natur, dass eine Erwähnung derselben hier, wo es sich um die Geschichte des Institutes handelt, begründet