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•die beste, welche wir kennen — durchaus nicht alle die Vortheile, welche man von vornherein zu erwarten
geneigt sein sollte. Von Guldberg und Mohn ist im XII. Bande der österr. Zeitschrift für Meteor., pag. 59,
darauf hingewiesen, dass die Geschwindigkeit der Luftschichten innerhalb der, der Erdoberfläche anliegen
den sogenannten „Uebergangszone“ sehr schnell mit der Höhe zunimmt, so dass die Vergleichbarkeit der
Anemometerangaben durch verschiedene Entfernung der Apparate von der Erdoberfläche nicht unerheblich
beeinträchtigt werden muss. Ganz bedeutend, aber leider noch nicht genügend untersucht, ist ferner der
Einfluss der Form des Gebäudes auf die Aufzeichnungen des darauf angebrachten Anemometers, insofern
jedes, dem Luftstrome in den Weg tretende Hinderniss von Stromfäden eingehüllt wird, deren Richtung
vielfach von derjenigen des ganzen Stromes abweicht, und deren Geschwindigkeit grösstentheils nothwendig
Meiner, stellenweise aber durch Verengerung des Strombettes beträchtlich grösser sein wird, als diejenige
der allgemeinen Luftströmung —■ eine Schwierigkeit, welcher man wohl nur durch die nicht überall leicht
ausführbare Aufstellung des Anemometers auf einem hohen, möglichst durchbrochenen Eisengerüst wird
begegnen können. Schliesslich darf auch nicht übersehen werden, dass die Reduktion der Anemometer
geschwindigkeit auf'Windgeschwindigkeit, wie von Fenwick Stow und Dohrandt nachgewiesen*), nicht
unwesentlich mit den Dimensionen etc. des Apparates variirt, und letztere aus der ersteren nicht etwa einfach
durch Multiplikation mit 3 zu gewinnen ist. — In der That darf angenommen werden, dass die unmittel
baren Schätzungen der Windstärke durch geübte und aus derselben Schule hervorgegangene Beobachter
einstweilen noch im Allgemeinen besser vergleichbar sind, als die Angaben der Anemometer.
Die beiden Jahre 1877 und 1878 wurden zunächst getrennt behandelt; in recht befriedigender Weise
stimmten jedoch die Resultate beider Jahre überein, wie z. B. folgende Tabelle zeigt, welche den alsbald
näher zu besprechenden Unterschied südwestlicher und nordöstlicher Winde für beide Jahre in gleicher
Weise hervortreten lässt und namentlich für südwestliche Winde zwei nahezu identische Zahlenreihen ergiebt.
Tabelle I.
Windstärke, Beaufort-Skala.
2
3
4
5
6
7
■ 8
Gradient (
1877
1.40
1.68
2.03
2.39
, 3.01
3.58
4.62
o fiir 1
s + sw+wl
1878
1.34
1.69
2.04
2.49
2.99
3.55
(4.35)
Gradient (
1877
0.88
1.15
1.41
1.78
1.85
2.93
für I
N+NE + El
1878
1.05
1.22
1.50
1.85
Es war somit kein Grund vorhanden, die Trennung der korrespondirenden Zahlenwerthe der beiden Jahre
noch weiter beizubehalten.
Zunächst lasse ich hier in extenso für alle Windrichtungen und Jahreszeiten die Mittelwerthe der
Gradienten folgen, wie letztere unmittelbar aus den Karten sich ergeben. Der Gradient ist, wie allgemein
gebräuchlich, in Millimetern ausgedrückt und auf 111 Kilometer als Längeneinheit bezogen. Die klein
gedruckten Zahlen bezeichnen im Sinne der Erläuterung pag. 1 die Anzahl Einzel-Angaben, welche dem
Mittelwerthe zu Grunde liegen.
Die in Tabelle II kursiv gedruckten Zahlenwerthe sind durch graphische, wo es möglich war: zwei
fache Interpolation (nach den vertikalen und horizontalen Kolumnen) erhalten; eine solche Ergänzung war
erforderlich, um in grösserer Vollständigkeit in den Tabellen III and IV zwei andere Zusammenstellungen
geben zu können, welche dazu dienen sollen, den bereits aus Tab. II (und I) ersichtlichen Einfluss der
Jahreszeiten und der Windrichtung auf die Grösse des Gradienten deutlicher hervortreten zu lassen. Um
die störenden Einflüsse der verschiedenen Häufigkeit einer und derselben Windrichtung in verschiedenen
Jahreszeiten zu eliminiren, wurden hierfür die Zahlenwerthe der Tabelle II alle mit gleichem Gewichte in
Anwendung gebracht.
') Quart. Journ. of the Meteor. Soc. I pag. 41. — Repertorium für Meteor., herausgeg. von der Kaiserl. Akademie der
Wissensch. zu St. Petersburg T. VI, No. 5, pag. 27.