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zwischen den beobachteten und den nach der Formel berechneten Werthen einen augenscheinlichen Zusammen
hang mit dem vorher gesteuerten Kurse des Schiffes und zwar in der Weise, dass in dem Werthe Beobach
tung weniger Rechnung beim Koeffizienten B nach südlichen Kursen das positive, nach nördlichen Kursen das
negative Zeichen, beim Koeffizienten C nach östlichen Kursen das positive, nach westlichen Kursen das nega
tive Zeichen überwog. Es zeigte sich ferner, dass im Mittel aus mehreren Reisen diese Differenzen auf
höheren magnetischen Breiten beträchtlicher waren, als in der Nähe des magnetischen Aequators. Beides
zusammen lässt, wie auch schon früher anerkannt wurde, eine Nachwirkung der induzirenden erdmagnetischen
Kraft auf das Eisen des Schiffskörpers, hervorgerufen durch die Erschütterungen, denen das Schiff auf der
Reise ausgesetzt ist, erkennen. Das heisst: Zu dem an irgend einem Orte durch die Totalintensität des
Erdmagnetismus momentan inducirten Magnetismus kommt noch bei fortdauernder Wirkung der Kraft in
Folge der Erschütterungen, durch welche magnetisch gesprochen auch schwerer zugängliche Moleküle in
gleicher Weise beeinflusst werden, ein Theil hinzu, welcher auch nach Aufhören oder nach veränderter
Richtung der induzirenden Kraft noch für eine Zeitlang zurückbleibt, also für diese Zeit einen quasi-
permanenten Charakter annimmt. Nach dieser Erklärung muss die Wirkung dieser Art von störenden Kraft,
die wir nach Analogie des anderen Ausdruckes (permanent) mit remanentem Magnetismus bezeichnen
wollen, auf den Kompass in derselben Weise erfolgen, wie die des permanenten Magnetismus, also, wenn
wir sie in der Formel zur Darstellung bringen wollen, von derselben Form sein, wie das zweite Glied
P 1 Ql
X H resp - IH
Da die induzirende Wirkung des Erdmagnetismus ebenso als Ursache des flüchtigen Magnetismus an
zusehen ist, so hat man vielfach den Versuch gemacht, einen Theil der Nachwirkung mit auf den Formel-
£ -f
Ausdruck -r-tangJ resp.~'--tanq J zu übertragen, indem man zur Darstellung der Koeffizienten B und C
K k
vorschlug, die magnetische Inklination nicht für den Ort der Beobachtung, sondern für einen um mehrere
Tage zurückgelegenen Schiffsort auszunehmen. In dem schon öfters zitirten Aufsatze in den „Annalen der
Hydrographie und Maritimen Meteorologie“ 1877 wurde pag. 398 ebenfalls von mir versucht, gewisse Aender-
ungen im Koeffizienten B der Kompasse der Dampfer der südamerikanischen Linie, die sich indess später
theilweise auf andere Ursachen, theilweise auf Beobachtungsfehler zurückführen Hessen, in derselben Weise
auszudrücken. Vom mathematischen Standpunkte aus darf dies Verfahren indess nicht als völlig korrekt
angesehen werden, indem einerseits c und f nach der mathematischen Theorie nur die Koeffizienten der
momentanen Induktion durch die vertikale Komponente des Erdmagnetismus bezeichnen, andererseits
die induzirende Wirkung der horizontalen Komponente in dieser Weise gar nicht zum Ausdruck gelangt.
Man hat zwar ebenfalls versucht, einen Theil der Nachwirkung der Induktion in der horizontalen Komponente
dadurch in Rechnung zu ziehen, dass man die Schiffe langsam schwaite, um auf diese Weise den Koeffizienten
der viertelkreisartigen Deviation D zu vergrössern; doch wenn auch die mathematische Voraussetzung, nach
welcher die in weichem Eisen induzirten magnetischen Kräfte momentan entstehen und ebenso momentan
wieder verschwinden oder geändert werden, wenn das Schiff eine andere Lage annimmt, physikalisch nicht
völlig zutreffen mag, so wird eine Nachwirkung der horizontalen Induktion auf alle Fälle im Koeffizienten D
doch höchstens in ganz beschränktem Maasse zum Ausdruck gelangen können, indem bei einer nennens-
werthen Dauer der Nachwirkung, welche eine eben so lange Zeitdauer des Verschwin
dens bedingen würde, der zurückgebliebene Theil in der Wirkung sich sofort als halb-
kre isartige Deviation zu erkennen geben muss.*) Will man also jegliche Art der magnetischen
Nachwirkung mathematisch ausdrücken, so kann es nur in der oben angegebenen Weise geschehen.
*) Die Beobachtungen der Seewarte haben im Koeffizienten D keinen Unterschied erkennen lassen, der auf eine Ursache
dieser Art, d. h. des langsamen oder raschen Schwaiens der Schiffe, zurückzuführen wäre. Auch Evans hat bei
seinen zahlreichen Untersuchungen über die Deviationsverhältnisse der Kriegsschiffe der englischen Marine einen der
artigen Unterschied nicht entdecken können. Yergl.: Evans und Smith: „On the magnetic character of the armour-
plated ships of the Royal Navy and on the effect on the compass of particular arrangements of iron in a ship.“ Phi
losophical transactions of the Royal Society 1865, pag. 287. —■ Es soll damit keineswegs dem raschen Schwaien der Schiffe
zum Zwecke der Deviationsbestimmungen das Wort geredet werden, da das langsame Schwaien schon der grösseren
Genauigkeit der Beobachtungen wegen vorzuziehen ist.
Archiv 1879. 4.
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