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Full text: 65, 1937

Kleinere Mitteilungen, 
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5. Wetterskizzen. Nr. 28: Die Abkühlung von Warmluft über kälteren 
Meeresgebieten. Im Seewetterdienst ist die Tatsache wohl bekannt, daß die An- 
gleichung der Luft- an die Meerestemperatur in jedem Falle sehr eng ist. Größere 
Unterschiede vermögen überhaupt nur in Polarluft aufzutreten, in welcher der 
von der Meeresoberfläche ausgehende Wärmetransport bei labiler Schichtung 
der Atmosphäre auf die ganze Troposphäre verteilt wird, und es ist immer 
wieder überraschend, in wie kurzer Zeit dabei der Charakter der Polarluft ver- 
ändert wird: Fälle mit extremen Unterschieden zwischen Luft- und Wasser- 
temperatur, von denen einige kürzlich von M. Rodewald!) beschrieben worden 
sind, sind verhältnismäßig selten, und wie rasch dabei die Erwärmung vor sich 
geht, mag man aus der von Rodewald®) erwähnten stärksten Kältewelle der 
Oststaaten von Amerika vom 9, Februar 1934 ersehen, wo die mit Sturmesstärke 
and einer Temperatur von — 20° die Küste verlassende Kaltluft, nachdem in ihr 
vorübergehend der seltene Fall einer Temperaturdifferenz von 25° zwischen Luft- 
und Meerestemperatur erreicht wurde, auf Bermuda, also nach Zurücklegen einer 
Seestrecke von nur 1000 km, schon mit -4- 10° anlangt. Bei der herrschenden 
Windstärke kommt man zu dem Ergebnis, daß die Erwärmung der Polarluft 
über dem Golfstrom in der Stunde mindestens 1° betrug, und diese Wärmezufuhr 
erfaßt dabei die Luftsäule bis mindestens 6000 m Höhe! 
Noch wesentlich rascher geht die Angleichung der Luft- an die Wassertempe- 
ratur in Warmluft vor sich, da die von der Meeresoberfläche ausgehende Ab- 
kühlung sich bei stabiler Schichtung der 
Atmosphäre nur den untersten Schichten 
mitteilt. Dies stellt keine neue Erkennt- 
nis dar — gerade Bergeron®) hat 
darauf seine Forderung nach genauer 
Kenntnis der Differenz zwischen Luft- 
und Wassertemperatur begründet, da 
wenige Zehntel Grade für die Luft- 
massenanalyse schon ausschlaggebend 
sind — und es wäre nicht nötig, über 
diese Tatsache noch Worte zu verlieren, 
wenn nicht bei der vielfach zu beob- 
achtenden immer stärker hervortreten- 
den Beachtung der Bodenwerte von 
aktueller und äquivalent- potentieller 
Temperatur gerade durch Nichtbeachtung der engen Korrelation zwischen Luft- 
und Wassertemperatur häufige Fehlkonstruktionen bei der Auffindung der Fronten 
die Folge wären. „Subtropische Luft muß im Sommer bei den Faröern mit einer 
Temperatur von mindestens + 15° ankommen, wie sie annähernd auch für Europa 
[ür diese Luftmasse repräsentativ ist“, ähnliche Schlußfolgerungen werden viel- 
{ach gezogen zum Nachteil der Luftmassenanalyse! In Wirklichkeit kann Warmluft 
auf den Faröern immer nur um wenige Zehntel Grad wärmer ankommen als die 
dortige Wasserwärme beträgt, und wenn diese im Juni beispielsweise bei 12° liegt, 
kann man auch für subtropische Luft keine anderen Temperaturgrade erwarten, 
Wenn es dort doch einmal wärmer wird, so handelt es sich stets um eine lokale 
Erscheinung, indem bei schwachwindigem Wetter die Inseln und die Thermometer- 
hütte überhitzt werden, 
Wie rasch in Wirklichkeit die Abkühlung der bodennahen Warmluft über 
Kaltwassergebieten vor sich geht, soll im folgenden an einem krassen Beispiel 
aus den deutschen Meeresgebieten gezeigt werden, wo dieser Effekt übrigens die 
zahlreichen Sommergäste mit in erster Linie anlockt, 
£s ist allerdings nicht leicht, einen Fall zu finden, wo bei warmem Sommer- 
wetter die Luftströmung 80 stark ist, daß man den Beweis einwandfrei führen 
kann, daß auch die Kontinentalluft tatsächlich weit auf See hinaus gelangt und 
der Seewind unterdrückt wird. Am 7. Juni 1937 war dies zweifellos über der 
Ostsee der Fall, denn es bestand, wie aus vorstehender Abbildung — die die 
‘) M. Rodewald: Arktischer Seerauch in subtropischen Breiten, „Der Seewart“, 1937, 8. 86. — 
Has 0, 8. 88. — 4) Tor Bergeron: Über die dreidimensional verknüpfende Wetteranalyse, 3. Teil. 
Geofysiske Publikasjoner, Vol, V, Nr. 6. 
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