568 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1937,
Zeit jedoch noch bedeutend größer, Der Theorie entsprechend läßt sich das Zu-
sammensinken aus dem kräftigen Druckanstieg in der Höhe erklären. ‚Jedoch
ist die Erwärmung der Zwischenschicht erstens durch Advektion und zweitens
vor allem infolge Absinkens so groß, daß am Boden bereits der Druck fällt.
R. Mügge (1) hat die Kopplung von Druckfall am Boden mit gleichzeitigem
Abgleiten als subtropischen Typus oder Typus IL bezeichnet, Dieser Typus steht
scheinbar im Widerspruch mit dem Divergenzprinzip (P. Sieber) (17), nach
welchem aus Druckfall Aufsteigen folgen müßte. Dieser Fall ist aber ein Beispiel
für eine der Erklärungen dieses Wettertypus: Der obere wetterwirksame Druck-
anstieg wird durch die aus ihm folgende dynamische Erwärmung überkompen-
siert, so daß am Boden der Druck fällt. Bis zum Mittag wird mit dem Nach-
lassen des oberen Anstieges auch das Absinken geringer und geht in Aufsteigen
über. Die Advektion der Warmluft wird dagegen bis zum Abend hin verstärkt,
30 daß trotz Abkühlung infolge aufsteigender Bewegung die lokale Änderung
noch Erwärmung zeigt. Es ist dies der typische Vorgang an der Vorderseite
einer Tiefdruckstörung. Der vorher trockene und warme antizyklonale Luft-
körper wird nach und nach durch noch wärmere Luft ersetzt, die aber infolge
Aufgleitens dauernd feuchter wird. Der Gang der mittleren relativen Feuchte
zwischen 800 bis 500 mbar stimmt gut mit dem aus den individuellen Temperatur-
änderungen folgenden Gleitbewegungen überein, Dies ist ein Anhaltspunkt für
die Genauigkeit der Berechnung. Bis zum Nachmittag des 16, Mai sinkt die
relative Feuchte bis auf 25%. Gleichzeitig mit dem Beginn der Aufgleitbewegung
fängt auch sie an zu steigen. Diese gute Übereinstimmung zwischen dem Ver-
lauf von relativer Feuchte und der berechneten Vertikalbewegung ist an und
für sich nicht selbstverständlich, da ja der Gang der relativen Feuchte auch
durch Transport feuchterer oder trockenerer Luft beeinflußt sein kann. Da die
Luft vor Beginn des Aufgleitens sehr trocken war (relative Feuchte 25%), muß
die Aufgleitbewegung längere Zeit erst anhalten, bis Wolkenbildung eintritt.
Die Darstellung der potentiellen Temperatur (Fig. 1) zeigt, daß um 20°b
oberhalb 750 mbar bereite Abkühlung einsetzt, während in den unteren Schichten
die Erwärmung bis 24% noch anhält, Diese Abkühlung beruht jedoch nicht auf
einem Einbruch von Kaltluft, sondern hat in dem Überwiegen der individuellen
Abkühlung über die Warmluftzufuhr, deren Intensität abgenommen hat, ihre
Ursache, Erst um 7b erfolgt der Durechzug der eigentlichen Rückseite, da nun
kühlere Luft herangeführt wird. Die lokale Abkühlung ist am 17. um 12" am
größten. Um diese Zeit wirken Advektion und Gleitbewegung beide im gleichen
Sinne. Infolge der nach 14h einsetzenden Abgleitbewegung wird die lokale Ab-
kühlung stetig geringer, bis dann am Morgen des 18, Mai die Erwärmung aus
dem Abgleiten überwiegt, so daß nun wieder lokale Erwärmung eintritt, Die
Kurven zeigen gerade in diesem Teil sehr klar, wie sehr die Vertikalbewegung
einen Luftkörper verändern kann. Die kalte ozeanische Luft wird schnell in
ainen trocknen antizyklonalen Luftkörper verwandelt, Die Angaben über die Be-
wölkung zeigen auch, daß infolge der großen Trockenheit des Luftkörpers am
16. auf den 17. Mai es trotz anhaltenden Aufgleitens nicht zu Niederschlägen
kommen kann. Die dann mit dem Kaltlufteinbruch aufkommenden Altostratus-
und Fraktostratusschichten am Vormittag des 17. Mai werden von der absinkenden
Bewegung nach einigen Stunden wieder aufgelöst, Man sieht, daß die Kenntnis
der individuellen Temperaturänderung den Wetterablauf recht gut erklären kann.
Literaturangabe,
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