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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937,
Entsprechend Abb, 2 lag der Durchhängungspunkt C nicht in der Vertikal-
ebene durch A und B, sondern erheblich nach Nordwest voraus (in Abb. 1 also
dem Beschauer am nächsten). Die Girlande hing also nicht senkrecht, sondern
geneigt, und zwar gewann ich den Eindruck, daß diese Neigung während der
Beobachtung dauernd zunahm. Als ich die Windhose entdeckte, schien mir
der Bogen senkrecht zu hängen und nicht mehr als 100 bis 200 m aus der
Wolkenschicht herauszutreten. Mit dem fortschreitenden Absteigen nach unten
wehte dann der Bogen gegen Nordwest aus, wobei die in die Wolken mündenden
Äste sich — nicht nur perspektivisch — verjüngten. Schließlich schien sogar
das linke Ende (B) unterhalb des Altostratus zu liegen; der linke Teil löste
sich dann auch am schnellsten auf. Durch das Auswehen des Bogens auf den
Beschauer zu kam, wie erwähnt, der Tiefpunkt (C) der Trombe unter etwas
größeren Höhenwinkel als ihre Wolkenenden (A, B).
Der Wind aus Südost bis Südsüdost, mit dem die Windhose fortschritt, stand
nach Abb. 2 nicht senkrecht auf die Linie A—B, bzw. die Horizontalröhre bei €
in Abb. 1, sondern kam, vom Beobachter gesehen, von links auf sie ein; dies
war in der Tat auch der unmittelbare Eindruck,
Die Auflösung der Windhose erfolgte ziemlich rasch; innerhalb 3 Minuten
verschwand sie völlig, wobei sie sich nicht in die Wolke zurückzog, sondern
einfach zerging. Leider war ihr Anblick während dieser Zeit durch einen Fracto-
cumulus zeitweise behindert; es hielt sich aber jedenfalls das horizontale und
das rechts (gegen A bis 1 der Höhe) anschließende Stück am längsten, An
dessen oberem Ende entstand dabei ganz plötzlich ein kleines, fast rundes,
dunkles Wölkchen, das nach vielleicht 10 Sekunden wieder verschwand; mit ihm
auch der blasse Rest des Schlauches,
Was die ungewöhnliche Form der Trombe anbelangt, so finden sich bei
Alfred Wegener!) zwei Tromben-Abbildungen, die Ähnlichkeit hiermit auf-
weisen. Es sind dies die Figuren 62, Nr. 8 auf S. 221 und Figur 30 auf S. 148
von Wegeners Buch, welche einer Arbeit von Finley über die nordamerikani-
schen Tornados vom 29. und 30. Mai 1879 entstammen.
Die ersterwähnte Figur zeigt einen girlandenförmig an der Tornadowolke
hängenden Schlauch, der allerdings in seinem mittleren Teil, über dem ein
weiterer Trombenzapfen hängt, sehr dünn ist. Bemerkenswert ist, daß um diese
Girlandentrombe jene lockere Umhüllung, die bei der Hamburger Windhose als
„Knäuel“ auftrat, in ihrer ganzen Erstreckung gezeichnet ist. Die übrigen wieder-
gegebenen Tromben Finleys zeigen nichts derartiges.
Die zweiterwähnte Figur stellt zwei nebeneinander hängende Tromben dar,
deren untere Enden zwar nicht zusammenlaufen, aber deutlich aufeinander zu
weisen. Das Bemerkenswerte dabei ist, daß die beiden Tromben nach der
Zeichnung entgegengesetzte Rotation haben (wie in unserem Falle rechts zyklonale,
links antizyklonale), so daß sich bei einem Zusammenwachsen der aufeinander
gerichteten Enden eine gleichsinnige Rotation um die Horizontalachse ergäbe
der in unserem Falle beobachteten entsprechend.
Wegener zieht allerdings diesen einzigen, ihm bekannten Fall entgegen-
gesetzter Rotation von Schwestertromben in Zweifel. Aber der Beobachter
schreibt (zitiert bei Wegener) mit Bezug auf die abwechselnd zum Boden herab-
steigenden Tromben: »whirling all objects in opposite directions inward towards
the center«, was zusammen mit dem beiderseitigen Gegeneinanderweisen der ab-
gehobenen Trombenenden gegen eine Täuschung des Beobachters spricht.
So bieten beide Figuren gewisse Übereinstimmungen mit der Hamburger
Trombe, zeigen aber beide die gleiche Abweichung von ihr, daß das Horizontal-
stück bei ihnen entweder nur ganz schwach ist oder gar fehlt — während dieses
in unserem Falle am ausgeprägtesten war.
Die Hamburger Höhen-Windhose scheint, wie aus dem mageren Ergebnis einer Zeitungsnach-
frage hervorgeht, nur von wenigen beobachtet worden zu sein. Gut beobachtet und nachträglich
skizziert wurde sie von dem Gastwirt Hugo Holthusen. Altona-Nienstedten., der sie mit seiner Frau
) Alfred Wegener, Wind- und Wasserhosen in Europa, Die Wissenschaft, Bd, 60, Braun-
schweig 1917.