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Full text: 65, 1937

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1937, 
nicht meßbar). Am Boden herrschte nachmittags schwacher Südostwind, der in 
der folgenden Nacht über Süd nach Südwest drehte. 
Da ich bereits früher zwei Windhosen zu beobachten Gelegenheit hatte — die letzte in Schene- 
feld bei Altona am 3. August 1934 —, fiel mir das” anfänglich kleine, sehr hohe und noch weit 
/> 10 km) entfernte Gebilde gleich als trombenverdächtig auf, obgleich der Wolkenhimmel so gar nicht 
für eine Trombenbildung sprach. Eine gewisse Weichheit und doch zugleich Körperlichkeit der Er- 
scheinung, an das Aussehen von Abschmelzwolken (Mammatus und Lenticularis) erinnernd, fesselte 
meine Aufmerksamkeit und erscheint mir typisch für die Windhosen, 
Die Bildungsweise der Windhose konnte ich nicht beobachten; die Wind- 
hose schien allerdings, als ich sie entdeckte, erst vor kurzem aus der Wolke 
herausgetreten zu sein. 
Die Merkwürdigkeit der Erscheinung bestand zunächst darin, daß die Wind- 
hose aus dem Altostratus herabhing. Anfangs schien es fast, als ob sie 
ohne Zusammenhang mit einer Wolke frei im Raume schwebte, so daß man ver- 
sucht sein konnte, an das technische Produkt eines Flugzeuges zu glauben. 
Dieser Verdacht wurde jedoch beim Näherkommen der Windhose rasch beseitigt. 
Ein Cumulus aber oder Cumulonimbus unterhalb des Altostratus war 
zur Zeit der Trombenbeobachtung nirgends sichtbar. 
Der Altostratus, aus dem die Windhose herabhing, war völlig strukturlos 
und hatte für das Auge keinerlei Helligkeitsunterschiede; er erschien insbesondere 
dort, wo die Windhose herauskam, um nichts dichter oder dunkler als sonst am 
Himmel. Irgendeine Bewegung des Altostratus war wegen seiner völligen 
Strukturlosigkeit nicht feststellbar. 
Die Windhose kam aus dem Altostratus; sie hing und endete nicht an 
dessen Unterseite. Der Ansatz, die gewöhnliche Verbreiterung des Gebildes 
zur Wolke hin, war nicht vorhanden; vielmehr zeigte sich eine Verjüngung 
nach oben, die in ihrem Betrag nicht durch die Perspektive vorgetäuscht sein 
konnte. Zur Zeit größter Nähe, als die Windhose in weniger als 2 km Hori- 
zontalabstand war, konnte man an ihr entlang förmlich ein Stück in den Alto- 
stratus hineinsehen, in dem sie sich verlor. Die Höhe, in der sie sich dem Blicke 
entzog, wurde zu 2 bis 21 km Höhe geschätzt. 
Diese Schätzung wurde nachträglich bestätigt durch den Aufstieg der Wetter- 
Augstelle Hamburg-Fuhlsbüttel, „welcher 1} Stunden später, um 19b stattfand. 
Er ergab die gleichmäßige Untergrenze dieses Altostratus zu etwa 2100 m.'!) 
Die sichtbare Obergrenze der Trombe lag demnach bei etwa 2200 m. 
Auch die Untergrenze der Windhose — sie reichte nicht bis zum Erdboden — 
läßt sich mit einiger Sicherheit angeben. Hierfür waren die vorhandenen tieferen 
Wolken ein guter Anhalt, welche sämtlich unterhalb der tiefsten Stelle der 
Windhose zogen und das Gebilde zeitweise, wenn auch niemals vollständig, für 
den Blick verdeckten. 
Die Fractocumuli zogen nach Schätzung in etwa 1200 m Höhe ziemlich rasch 
aus östlicher Richtung, wobei der Tiefpunkt der Windhose etwa 200 m oberhalb 
von ihnen zu bleiben schien, Der Hamburger Flugzeugaufstieg von 19% ergab 
den entsprechenden Stratocumulus zu 1000 bis 1400 m Höhe (bald nach 18% war 
eine rasche Ausbreitung und Verdickung der tiefen Wolken eingetreten), so daß 
für die tiefen Wolken zur Zeit der Trombe eine Höhe von etwa 1300 m anzu- 
nehmen ist, Die Windhose, so weit sichtbar, lag also zwischen etwa 
1500 und 2200 m Höhe. 
Die zweite Merkwürdigkeit der Hamburger Windhose vom 28, Juli 1936 be- 
stand darin, daß sie nicht als Schlauch senkrecht oder schräg von der Wolke 
herabhing, sondern in Form einer Girlande unter dem Altostratus hing. 
Das Fehlen von Wolken im Niveau der Trombe und die völlige Strukturfreiheit und schein- 
bare Bewegungslosigkeit des Altostratus erschwerten es allerdings, sich die Trombenorientierung im 
Raume richtig vorzustellen. Es waren keine Bezugspunkte durch Wolkenkonturen gegeben, die zur 
Berücksichtigung der Perspektive und der scheinbaren Gestalt des Himmelsgewölbes hätten beitragen 
können. Die folgenden Angaben sind deshalb z. T. mit einiger Vorsicht zu bewerten ; sie entspringen 
dem Eindruck, den ich während der Beobachtungsdauer von mehr als 10 Minuten gewann und gleich 
skixzgenmäßig festhielt, 
1) Diese und spätere Angaben über das Höhenwetter nach freundlicher Mitteilung von 
Dr. E. Franken berger, Wetterfiugstelle Hamburg, weicher am Aufstieg teilnahm,
	        
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