4.4 Metalle
System Nordsee
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Übrigen sind die Zinkkonzentrationen im winterlichen Oberflächenwasser der offenen
Deutschen Bucht seit 2001 von Jahr zu Jahr weiter angestiegen (Abb. 4-43, rechts).
4.4.4 Metallgehalte des Sediments
Der Meeresboden stellt die wichtigste Senke für Spurenmetalle im marinen Ökosys
tem dar. Er kann jedoch regional auch als systeminterne Belastungsquelle wirksam
sein (vgl. S. 234), was erhöhte Gehalte im Wasserkörper trotz reduzierter externer Me
talleinträge möglich macht. Die Funktion des Meeresbodens ist u. a. von Stromstärke,
Turbulenz, Bathymetrie und den Eigenschaften des Sediments selbst abhängig und
darum raumzeitlich wenig bestimmt. Die unterschiedliche Zusammensetzung und Be
schaffenheit der Sedimente erschwert die Vergleichbarkeit und Interpretation raum
zeitlicher Entwicklungen in der Metallbelastung weiter. Um die Aussagekraft solcher
Vergleiche zu erhöhen, werden die Elementgehalte von Sedimentproben aus unter
schiedlichen Regionen üblicherweise auf den feinen Sedimentanteil mit Korngrößen
< 20 ¡im normiert.
4.4.4.1 Merkmale des Feinkornanteils
Die vorwiegend an Schwebstoff gebundenen Spurenelemente sedimentieren in der
Nordsee in relativ eng umgrenzten Gebieten. Physikalisch zeichnen sich diese Regio
nen vor allem durch einen geringen Eintrag kinetischer Energie aus; einmal sedimen-
tierte Teilchen zeigen hier nur geringe Neigung zur Resuspension. Das wichtigste Se
dimentakkumulationsgebiet der Nordsee befindet sich im tieferen Teil des Skagerrak
und in der norwegischen Rinne. Aber auch im Schlickfallgebiet südöstlich von Helgo
land, im Urstromtal der Elbe, wird Nettosedimentation beobachtet. Hier enthält des Se
diment einen hohen Feinkornanteil (Korngrößen < 20 ¡im) von 15 bis 45 %. Weite Teile
des Meeresbodens der Nordsee sind hingegen mit Sanden bedeckt und zeichnen sich
durch geringe Feinkornanteile aus. In diesen als dispersiv geltenden Gebieten findet
keine Nettosedimentation statt. Abb. 4-44 zeigt Ergebnisse von Korngrößenanalysen,
die an auf dem Deutschen Festlandsockel entnommenen Sedimentproben aus dem
Zeitraum 1995 bis 2005 vorgenommen wurden. Die schlickigen bzw. feinsandigen Ge
biete in der inneren Deutschen Bucht und auf der Weißen Bank treten durch einen ho
hen Feinkornanteil deutlich hervor.
Die grobe Sandfraktion des Sediments besteht vor allem aus Silikaten. Wegen ihrer
chemischen Beschaffenheit und infolge ihrer relativ kleinen Oberfläche zeigt diese
Fraktion nur eine geringe Affinität zur Adsorption von Spurenmetallen. Die Feinkorn
fraktion setzt sich hingegen vor allem aus Tonmineralen und organischem Material zu
sammen, enthält Eisen(lll)-oxid-hydrate, Mangan(IV)-oxid-hydrate und Eisen(ll)-sulfi-
de, die zur effizienten Bindung vieler Spurenelemente an die Feinkornfraktion beitra
gen. Um die Metallbelastung in dispersiven und Akkumulationsgebieten vergleichen
zu können, werden die Elementgehalte entweder auf den Feinkornanteil standardi
siert oder direkt in der Korngrößenfraktion < 20 ¡im bestimmt. Auf diese Weise wird die
Verdünnung der Elementgehalte durch Sande herausgerechnet bzw. durch die Frakti
onierung (Siebung) vermieden. Zur vergleichenden Bewertung wird also nur die Sedi
mentfraktion herangezogen, die ein hohes Potential zur Bindung der Spurenelemente
besitzt. Wird kein anderer Bezug explizit angegeben, beziehen sich die nachfolgend
diskutierten Elementkonzentrationen ausschließlich auf die Gehalte in der Feinkorn
fraktion.