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Full text: Jahresbericht 1871

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Oceans durch eine isländische Station auszufüllen, welche uns direct in Stand 
setzen sollte, die jener Gegend characterische barometrische Depression und 
deren Zusammenhang mit den Winden auf den benachbarten südöstlich belegencn 
Inselgruppen und von den Dampfern durchfahrenen Theilen des Oceans zu studiren. 
Die in dem vorigen Jahresbericht in Aussicht gestellte Aenderung der 
Organisation ist nicht ausgeführt, neben andern Veranlassungen auch aus dem 
allerdings nebensächlichem Grunde, weil eine Erhöhung des Etats des In 
stituts bis jetzt nicht erfolgt ist. Denn es hat dasselbe mit grossem Danke 
anzuerkennen, dass die im vorigen Rechnungsjahr in zwei Positionen erfolgte 
Subventionirung desselben von Seiten des Reichsraths jetzt von vorn herein ganz 
und voll bewilligt und die Seewarte so in den Stand gesetzt ist, ihre jährlichen 
Ausgaben systematischer einrichten zu können. 
Eine nächste Folge der im vorigen Jahre anfangs gebotenen Einschränkung 
und später gestatteten Ausdehnung des Betriebes ist die Möglichkeit gewesen, 
durch die längst beabsichtigte telegraphische Absendung von deutschen 
Wetterberichten das Meteorológica! Office in London zu entschädigen 
für die uns seit Anfang auf seine Kosten gesandten Sturmwarnungen. Dem 
Met. Amte in London gehen täglich Morgens 8 Uhr telegraphische Berichte aus 
37 Plätzen der europäischen Continental- und grossbritannischen Küsten zu, von 
Corunna und Toulon bis Christiansund, und von Scilly bis Shetland, und machte 
blos unsere deutsche und die jütische Küste eine Ausnahme. Seit Ende No 
vember ist der Herr Hafenmeister Polack in Cuxhaven, früher einer der 
hervorragendsten praktischen Kapitäne, welche von der Elbe fuhren, von uns 
mit Instrumenten versehen, um ebenfalls jeden Morgen, und im Fall der Noth 
auch zu andern Tageszeiten, nach den sonst üblichen Instructionen seine Wetter- 
dcpeschen nach London abzuschicken. Diese Depeschen aus der Helgoländer 
Bucht sind gerade geeignet, nicht allein die von den polnischen und russischen 
Ebenen her sich verbreitenden, und für die englischen Ostküsten oft sehr vor- 
hängnissvollen Witterungsvorändorungen zeitig und in ihren ersten Stadien zu 
sigualisiren — die Ostwinde, hier oft noch ganz mässig und wenig beachtet, 
nehmen an Stärke zu, wenn sie über die freie Nordsee daherziehen, und über 
fallen die nicht gewarnten englischen Ostküsten mit verheerender Gewalt — 
sondern auch dem Met. Amt in London regelmässige schnellste Kunde von dem 
Verlauf der hierher signallsirten Stürme zu geben. 
Da die Studien über die Verbreitung der atlantischen Stürme in London 
mit grossem Eifer und bedeutenden Mitteln fortgesetzt werden, so war cs von 
Interesse, dass dort schon aus unsern täglichen Postberichten constatirt werden 
konnte, dass im Jahre 1869 von 23 in Hamburg beobachteten Stürmen 22 ihren 
Weg über die britischen Inseln genommen hatten. 
Budget 
des 
Instituts. 
Telegra 
phische 
Wetter 
berichte, 
Englische 
Sturm 
warnungen. 
Seit dem 1. December 1870 bis zum 30. November 1871 sind uns vom 
Met. Amt iu London 30 Sturmwarnungen zugesandt worden; unter ihnen waren 
0 äusserst dringliche, mit dem directen Rath „Trommel auf", 14 sehr bedenk 
liche, mit den Worten heavy NE., oder E., oder SE., SW. gale irgendwo, und 
die übrigen Telegramme enthielten Meldungen von Stürmen aus der irischen Sec 
oder von der Westküste von Schottland, meist mit den Zusätzen; no serious 
gale yct, freshening S. wind not serious, no gale cxcept Ardrossan u. dergl. 
Ausserdem hatten wir einen reellen Sturm am 12. Juli aus SO. — SW. mit 31 slu 89 
Fortgang, und sehr steife Winde
	        
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