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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1926.
Tabelle 1. Temperaturgradienten bei Cumulusbewölkung.,
Unten 500 | 1000 1500 2000; 2500
bis 500 m | bis 1000 m | bis 1500 m | bis 2000 m | bis 2500 m | bis 3000 m
Friedrichshafen (über
dem See, 400m)... --0.39°%
Zahl der Aufstiege. .. 116
Lindenberg (122 m). ... 1.20° |
Zahl der Aufstiege, ., | 238
In der zweiten Reihe stehen die Temperaturgradienten bei Cumulusbildung
um die Mittagszeit über Lindenberg, also über festem Boden, entnommen einer
früheren Arbeit des Verfassers‘)).
Wie zu erwarten ist, herrscht demnach über dem festen Lande (Lindenberg)
bei Cumulusbildung um die Mittagszeit in den untersten Schichten bis zur Höhe
des Kondensationsniveaus (etwa 1.5 km) adiabatische Temperaturabnahme. Dar-
über nimmt der Gradient stetig ab. Diese Abnahme ist verursacht: erstens,
durch die bei der Wolkenbildung frei werdende Kondensationswärme und zweitens
durch die thermische Konvektion selber, die am oberen Ende der Konvektions-
schicht zur Bildung von Diskontinuitäten und Inversionen ‘ Veranlassung gibt.
Über dem See, wo Konvektion und Cumulusbildung fehlen, herrscht dagegen in
der untersten Schicht Inversion, Die Schichtung ist stabil und ein dünnes
Polster kalter Luft bedeckt die Wasseroberfläche, In mindestens 70%, aller
Aufstiege ist diese Inversion über dem Wasser vorhanden. Sie hat eine mittlere
Mächtigkeit von 170 m bei einer Temperaturumkehr von etwa 2°. Charakte-
ristisch ist ferner, daß über dem See die Temperaturabnahme in größeren Höhen
größer ist als über Land. Die Ursache ist darin zu suchen, daß der Einfluß der
Kondensationswärme und der Konvektion auf die Zustandkurve ausgeschaltet ist,
Mit Hilfe der obigen Gradienten von Lindenberg und vom Bodensee kann
man nun mit genügender Genauigkeit die bei Cumulusbildung gleichzeitig über
dem Wasser. und dem Land herrschende Temperaturverteilung darstellen, wenn
man die Gradienten von Lindenberg für festes Land an die am Ufer des Boden-
sees ermittelte Temperatur am Boden anschließt. Dieser indirekte Weg ist der
ainzig gangbare, da gleichzeitige Aufstiege an Land vom Bodensee nicht zur
Verfügung stehen. Das Verfahren dürfte
aber zulässig sein, da man bei Cumulus-
bildung weiter landeinwärts dieselben
Gradienten erwarten kann wie über Lin-
denberg, bei gleicher relativer Höhe.
Die Ausgangswerte am Boden sind
für den Bodensee bei Cumulusbewölkung
folgende:
iS == 16.8° iw= 155° U = 21.0°.
Es bedeuten: ts: Die Lufttemperatur
über dem See in etwa 2m Höhe über
dem Wasserspiegel, tw: die Temperatur
der Wasseroberfläche, tl: die Temperatur
der Luft am Ufer in etwa 2 m Höhe über
dem Boden. .
Die Lufttemperatur an Land liegt in-
[olge der stärkeren Erwärmung des festen
Bodens um 5.5° über der- Temperatur der
Wasseroberfläche und um 4.2° über der
j— der Luft auf dem offenen See.
Die endgültigen Temperaturen über
Land und Wasser gibt dann die vorstehende Figur.
Man sieht, daß die beiden Kurven sich oberhalb. 1000 m schneiden. Unter-
halb dieser Höhe ist die Luft über dem Lande wärmer als über dem Wasser,
‘y Beiträge zur Physik des Cumulus, Beiträge zur Physik der freien Atmosphäre. Bd, X, S. 130—150.