374 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1926.
zusammensetzenden, der Berechnung zugrunde gelegten 11 Mittel durchweg be-
deutend kleiner als ihre Unsicherheiten. Auch bekommt man, wenn man rein
willkürlich Perioden von 4 bis 10 Jahren annimmt, für die Amplituden dieser
doch schwerlich reellen Schwankungen Zahlen von derselben Größe, die auch
gelegentlich größer sind als ihre mittleren Fehler. Offenbar sind alle diese
Amplituden unausgeglichene Reste unregelmäßiger Schwankungen verschiedenster
Länge, und man wird nur sagen können, daß das Material zur sicheren Ermittelung
einer Sonnenfleckenperiode noch durchaus unzureichend ist. Sie kann ja vorhanden
sein, angedeutet ist sie, aber man brauchte wohl mindestens 15 Zyklen, um
Klarheit zu erhalten,
5. Nicht viel anders steht es mit der 35jährigen Brücknerschen Periode.
Daß eine solche von einigermaßen bedeutender Amplitude, wäre diese auch nur
von der Ordnung der vermuteten säkularen, nicht vorhanden sein kann, lehrt
schon ein Blick auf die Tafel. Auch die Rechnung gibt keinen Anhaltspunkt für
ihre Existenz. Sie wird, wenn überhaupt vorhanden, durch die trotz der Zu-
sammenfassung zu Lustren-Mitteln noch so bedeutenden unregelmäßigen Störungen
der Kurve völlig verdeckt, während letztere die Säkularperiode wegen deren be-
deutenderer Länge hervortreten lassen.
6. Was nun die Lustren-Mittel des Wasserstandes selbst betrifft, so sind die
gegebenen Zahlenwerte Abweichungen vom Mittel des gesamten Zeitraumes, der
leider bei zwei Stationen nicht völlig derselbe ist. Doch fehlen je nur ein paar
Jahre, so daß die Vergleichbarkeit auch der absoluten Größe der Zahlen gewähr-
leistet ist. Ohnehin interessieren uns ja hier allein die Schwankungen dieser
Werte, nicht ihre absoluten, etwa auf Normalnull reduzierten Beträge. Nur die
Homogenität der Reihe, d. h. die Benutzung eines und desselben Nullpunktes für
die ganze Beobachtungsreihe, muß feststehen. Das ist aber auch (nach Herrn
Baurat G. Braudt) der Fall. +
Die beigefügten Unsicherheiten sind die Abweichungen der jeweils zu einem
Lustren-Mittel zusammengefaßten fünf Jahrgänge vom Mittel. Über deren syste-
matische Änderung habe ich bereits berichtet!).
7. Die nahe benachbarten Stationen Geestemünde und Bremerhaven stimmen,
wie bei vielen ähnlichen Untersuchungen (z. B. in Amplitude und Phase der ganz-
und halbjährigen Periode, auch in bezug auf die absolute Höhe des Mittelwassers),
nicht gut überein, ohne daß man mangelnde Güte der Beobachtungen hierfür
verantwortlich machen könnte. Zweifellos sind hier die besonderen örtlichen
Verhältnisse, die Hafenbauten, Schleusenanlagen usw. von Einfluß. (Vgl. Nr. 9!)
An ganz kleinen Stationen werden am ehesten ungestörte Verhältnisse herrschen,
wenn auch nach Kres?) selbst die großen Haffs der südlichen Ostseeküste auf
den Wasserstand der vor ihnen liegenden Stationen (z, B. in unserem Falle:
Swinemünde!) nur einen unbedeutenden Einfluß haben.
8. Von den Figuren auf den Tafeln 24 und 25 stellt die erstere den Verlauf
der Wasserstandsschwankungen der drei Ostseestationen Travemünde, Swinemünde
und Kolbergermünde dar. Die (nicht gezeichnete) Nullpunktslinie liegt bei Swine-
münde um 3 cm, bei Kolbergermünde um 4 cm tiefer als bei Travemünde. Sie
kommt, wie gesagt, für den Charakter des Verlaufs der Schwankungen nicht in
Betracht, da anzunehmen ist, daß die in Frage kommenden Pegelnullpunkte ihre
relative Lage zur Umgebung nicht verändert haben. (Andernfalls wäre, etwa bei
gleichmäßiger Senkung des Nullpunktes, die Nullinie nebst zugehöriger Kurve
um einen gewissen Winkel zu drehen.)
9, Wie mir Professor Förster eben mitteilte, scheinen solche Änderungen
der Festpunkte, die zur Kontrolle der Pegelnullpunkte dienen, an der Nordsee,
in Geestemünde und Bremerhaven, nach (noch unveröffentlichten) Nivellements
der letzten Zeit tatsächlich vorgekommen zu sein, und zwar bei verschiedenen
{irüher für absolut fest erachteten Punkten in verschiedenem Maße. Hierdurch
dürfte vielleicht die wenig gute Übereinstimmung beider Stationen zu erklären
sein, doch muß erst noch Näheres abgewartet werden, Soviel kann jedoch wohl
') Ann. d. Hydr. usw., 54, 134—135. — % Deutsche Küstenflüsse,
Druckfehlerberichtigung: Auf vorstehender Seite 374 lies in der viertletzten
Zeile von Abschnitt 6: Reg.-Baumeister Brandt statt Baurat Braudt.