Meißner, O.: Fortlaufende Lustren-Mittel der Wasserstände verschied. Ost- u, Nordseestationen. 373
maßen auszugleichen, statt Jahresmittel Lustren-Mittel!) des Wasserstandes ver-
wendet. Noch genauer ist es natürlich, wenn man statt dessen „fortlaufende“
Lustren-Mittel, also von 1855—1859, von 1856—1860 usw., benutzt, Diese Werte
habe ich nun sämtlich berechnet; sie folgen unten und sind graphisch, in natür-
licher Größe, dargestellt. Es ist interessant zu sehen, wie besonders bei den
Ärei Ostseestationen jede kleinere Zacke der einen Stationskurve sich in den
andern widerspiegelt, ein Zeichen gleichzeitig für die große Gleichmäßigkeit der
in Rede stehenden Erscheinung selber und ihrer (auch in Lustren-Mitteln noch
nicht ausgeglichenen meteorologischen) Störungen. Zwei wesentlich verschiedene
Fragen sollen hier noch behandelt werden.
2. Einmal, ob es nicht nötig wäre, die Periodizitätsfrage auf Grund des
5mal so großen, also 55 mal genaueren, Materials von neuem zu bearbeiten,
Doch lehrte eine nähere Prüfung, daß davon Abstand genommen werden konnte,
diese mühsame Rechnung auszuführen. Denn die sekundären Zacken hätten den
durch das größere Material bedingten Genauigkeitszuwachs völlig illusorisch ge-
macht. Auch ist nicht zu befürchten, daß, wie es bei einer geringeren Länge
der Periode der Fall sein könnte, die Zusammenfassung nach Lustren-Mitteln
überhaupt eine Dämpfung der Amplitude hätte zur Folge haben können, (Der
Vergrößerungsfaktor beträgt, eine Periodenlänge von 100 Jahren angenommen,
nur 1.01 ungefähr, liegt also weit unter der überhaupt hier erzielbaren Genauigkeit.)
3. Interessant sind ferner die beiden großen Zacken der Kurve in der Zeit
um 1868 und 1878, also in etwa 10jährigem Zwischenraume, die sich auf sämt-
lichen Stationen finden und eine bedeutende Amplitude haben, auch verhältnis-
mäßig regelmäßig ansteigen und abnehmen und dadurch ganz den Eindruck von
Perioden machen. Doch muß das hier zweifellos auf Zufall beruhen, denn später
ist von diesen „Pseudoperioden“ (wie ich sie getauft habe) nichts mehr zu ent-
decken; sonst wäre es begreiflicherweise naheliegend, an eine 11 jährige Sonnen-
fleckenperiode zu denken (deren Wirkung dabei vermutlich eine indirekte wäre).
Es werden im wesentlichen Änderungen in Größe und Lage der großen atmosphä-
rischen Aktionszentren — hier kommen wohl nur das Azorenmaximum und die
isländische Zyklone in Betracht — sein, die die Niveaufläche des Ozeans ändern,
eine Änderung, die sich dann in seine Buchten (die Nordsee} und Nebenmeero
(Ostsee) fortpflanzt.
4. Übrigens habe ich das Material auch auf eine Periode von 11 Jahren hin
untersucht. Da es sich nur um sechs Zyklen (seit 1855) handelt, ist der Unter-
schied gegen die wahre Länge der Sonnenfleckenperiode von 11.% Jahren noch
völlig bedeutungslos, Es ergibt sich in der Tat eine 11jährige Periode (das ist
natürlich immer der Fall!) mit einer Amplitude, die ihren mittleren Fehler rein
rechnungsmäßig übersteigt:
W = a, sin 380 1, 006-380 + 9, sin 720. 4 d, 008 700. u= 0 cos (TB — 91) + 0000 (Tr — 9)
Epoche 1858.0.
Station
| mama ame ae | m
(alles In ”'ilimetern)
Travemünde . . . . . .]+10 0| +41+1 01444] 10 | 90° 2 90°
Swinemünde . . . . ER) +4| 47] E0 | +4 |=% | 17 | 76° | 10 | 87?
Kolbergermünde, . . . .|+ 34) +6| =8]1 +68 — 1 18; 7 27° 7 99%
Obwohl also hiernach die Amplitude des Hauptgliedes reell sein sollte, außer
etwa bei Kolbergermünde — von einer Unterperiode kann nach dem vorliegenden
überhaupt keine Rede sein — scheint mir das doch in diesem Falle sehr fraglich,
Die drei Stationen zeigen‘ schon an sich keine gute Übereinstimmung, wie sie
diese in den Phasen der Jahresperiode oder selbst der säkularen Schwankung
haben. Ferner aber sind die, wie bereits gesagt, sich aus sechs Einzelwerten
Musset hat sogar Jahrzehntemittel gebildet.
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