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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1924.
abgehalten. Hierbei wurde Wert darauf gelegt, daß bei den neueren Anschau
ungen über das Wetter auch die von Ficker durchgeführten Untersuchungen
über die Druckschwankungen der Höhe (primäre Druckänderung) in gebührender
Weise Beachtung finden. Neben dem allgemeinen Kolloquium der Seewarte
wurden in besonderen Sitzungen 14 täglich innerhalb der Abteilung HI die Neu
erscheinungen der meteorologischen Literatur besprochen.
f. Normalbeobachtungsstationen und Sturmwarnungsstellen.
Ein Wechsel in der Besetzung der Normalbeobachtungsstationen trat im
Berichtsjahre nicht ein. Die Beobachtungsstelle Memel, die sich im Gebäude
der Funkstation befindet, wurde vom Erdgeschoß in das erste Stockwerk verlegt
(neue Seehöhe 6.5 m).
Die Sturmwarnungsstelle Belumerschanze wurde wieder voll in Betrieb ge
nommen und außerdem wurde die Einrichtung einer Sturmwarnungsstelle auf
dem Feuerschiff „Elbe 3“ in Angriff genommen. Die Verhandlung mit der
Marineleitung zwecks Abgabe von Sturmwarnungssignalen mit Scheinwerfern
haben zu dem Ergebnis geführt, daß Helgoland, Ellenbogen a. Sylt, Arkona und
Pillau diese Signale nunmehr zeigen.
g. Instrumentarium.
Das meteorologische Instrumentarium der Seewarte konnte eine wesentliche
Ergänzung und Erneuerung noch nicht erfahren. Die Verlegung des Wetter
dienstes nach dem Zimmer unter dem Westturm des Gebäudes machte eine Um
legung der gesamten Instrumente erforderlich. In glücklicher Weise konnte
hierbei der Forderung der Meteorologen Rechnung getragen werden, die regi
strierenden Apparate in einem Raume stets unter Augen zu haben. Die Ver
legung der Instrumente machte die Aufwendung größerer Mittel erforderlich,
so daß die Anschaffung neuer Instrumente unterbleiben mußte. Als Nouanlagen
sind zu erwähnen: ein elektrisches Fernthermometer, Aufstellung einer Akku
mulatorenbatterie und einer Schalttafel zur Ladung und Arbeitsschaltung der
Akkumulatoren. Ferner wurden die an der Rückseite des Hauptgebäudes be
findlichen Thermometerhütten, die von der Zeit schon stark mitgenommen
waren, aufgegeben und neue Hütten an besserer Stelle aufgestellt. Für die
Hüttenablesungen mußte eine Lichtanlage geschaffen werden.
h. Flugberatung.
Wesentliche Fortschritte in der Flugberatung wurden dadurch erzielt, daß
während der Flugperiode ein Meteorologe auf dem Flughafen Fuhlsbüttel statio
niert werden konnte. In den Flughafendienst teilten sich Dr. Seilkopf, Dr. Castens,
Dr. Pummerer und Haude. Eine weitere Verbesserung ergab sich daraus, daß
Fuhlsbüttel eine eigene Sende- und Empfangsanlage erhielt (Rufzeichen hn). Fol
gende Fluglinien wurden in der Flugperiode regelmäßig meteorologisch beraten.
Hamburg—Amsterdam (werktäglich), Hamburg—Malmö (täglich), Hamburg—
Hannover (werktäglich). Bei Beratung der internationalen Linie Amsterdam—
Hamburg—Kopenhagen erwies es sich als zweckmäßig, daß die deutschen Strecken
sicherungsstationen nach internationalem Flugwetterschlüssel meldeten (Meppen,
Bremen, Bülk, Marienleuchte). Für die Mitte August eröffnete Nachtfluglinie
Warnemünde—Stockholm erhielt die Flugleitung in Warnemünde eine Strecken
vorhersage. Bis zur Indienststellung der Flugwetterwarte Hannover Anfang
Dezember wurde der Flugplatz Hannover funkentelegraphisch beraten.
Die meteorologische Beratung der großen Probefahrt (25. bis 26. September)
und der Überführungsfahrt (12. bis 15. Oktober) des Amerika-Luftschiffes L. Z. 126
fiel ebenfalls der Deutschen Seewarte zu. Viermal täglich wurden dem Luftschiff
über die Großfunkstelle Eilvese Wetterübersichten und Vorhersagen übermittelt.
Die Weitergabe der Meldungen erfolgte durch Ferntastung der Transradio-Zen-
trale über den Eilveser Sender. Außerdem stand die Hauptfunkstelle Norddeich
zur Verfügung.