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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1900.
ein Passage-Instrument von Bamberg (s. u.) benutzt. Die Beobachtungen wurden
von dem Abtheilungsvorstande und während dessen Beurlaubung von Dr. Messer
schmitt ausgeführt. — Wie in früheren Jahren wurde aufserdem eine Anzahl
Sternbedeckungen beobachtet, sowie einige gelegentlich beobachtete Meteore in
die Karten eingetragen. — Die am 28. Mai 1900 stattgehabte Sonnenfinsternifs
konnte wegen Bewölkung nicht beobachtet werden. Es war beabsichtigt worden,
während der Verfinsterung Photographien der Sonne herzustellen, um mit Hülfe
derselben den Versuch einer Längenbestimmung zu machen. — Ferner wurde
eine längere Untersuchungsreihe, welche sich auf die konstanten Unterschiede
zwischen den verschiedenen Methoden der Zeitbestimmung bezieht, begonnen.
Unter dem Vorsitze des Direktors der Seewarte fand am 25. April des
Berichtsjahres eine Inaugenscheinnahme der wälirend der 23. Konkurrenz-Prüfung
untersuchten Chronometer seitens der betheiligten Fabrikanten A. Meier-Hamburg
(in Firma Theod. Knoblich Nachfolger), A. Kittel-Altona und E. Sackmann sen.-
Altona statt; Herr E. Brock in g-Hamburg war in Folge Erkrankung am Erscheinen
verhindert. Durch diese Inaugenscheinnahme sollte festgestellt werden, ob die
im Institut angewendete Herstellung der höheren Temperaturen in den Unter
suchungsräumen durch kleine Gasbrenner irgend welchen nachtheiligen Einflufs
auf die Instrumente, namentlich auf die Spiralfedern und Unruhen ausgeübt habe
und letztere Ansatzstellen von Rost zeigten. Die Sachverständigen sprachen ihre
Ansicht dahin aus, dafs bei sämtlichen Chronometern weder an den Unruhen noch
an den Spiralen Rostspuren zu bemerken seien; nur bei einigen Chronometern
zeigte sich eine geringfügige Trübung in der Färbung des Oels, eine Veränderung,
welche auch unter normalen Verhältnissen im Laufe der Zeit einzutreten pflegt.
Ferner trat, ebenfalls unter dem Vorsitze des Direktors der Seewarte, am
5. November im Lesezimmer der Abth. IV eine Sachverständigen-Kommission zu
sammen, welche aus folgenden Herren bestand: Chronometerfabrikant F. Dencker-
Hamburg, Chronometerfabrikant J. Schnoor-Kiel, Direktor der Uhrmacherschule
L. Strasser-Glashütte. Diese Kommission war seitens der Direktion der See
warte zusammenberufen worden, um diejenigen Chronometer einer Inaugenschein
nahme bezüglich ihres Ursprungs zu unterziehen, welche mit der Anwartschaft
auf Prämirung zur 24. Konkurrenz-Prüfung eingeliefert worden waren.
Das Instrumentarium der Abtheilung IV wurde während des Berichtsjahres
wesentlich erweitert und bereichert. — Während der ersten Monate des Jahres
wurde neben dem Gebäude der Abtheilung IV eine doppelwandige starke Holz
hütte zur Aufnahme eines hauptsächlich im Meridian zu benutzenden Instruments
erbaut. Die Grundform der Hütte bildet ein Achteck, dessen Seitenlänge aufsen
1.18 m, innen 1.00 m beträgt; dem entspricht ein Durchmesser der Hütte im
Innern, von Wand zu Wand gemessen, von 2.41 m. Die Grundlage der Hütte
besteht, aufser den Seitenbalken, aus vier kreuzförmig gelegten Balken, zwischen
welchen der Pfeiler des Instruments isolirt aufsteigt. Der Grundrahmen ruht auf
8 kleinen Steinfundamenten, welche an den Eckpunkten des Achtecks etwa 0.8 m
in den Erdboden versenkt sind und etwa 0.2 m über denselben hervorragen. Der
Raum unterhalb der Balken ist nach den Seiten durch starke Eisenplatten mit
Menniganstrich abgeschlossen, doch ist durch Anbringung von Ventilationslöchern
möglichst dafür Sorge getragen, dafs Feuchtigkeitsansammlungen unterhalb der
Hütte vermieden werden. — Die Höhe der Hütte beträgt im Innern, vom Eufs-
boden bis zum Ansatz des Daches, 2.07 m. Die Seitenbalken sind, um dem Ganzen
gröfsere Festigkeit zu geben, mehrfach durch Querbalken verbunden. Die Wände