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Bei den Berechnungen mittels der oben angeführten Formeln 1) bis 4)
ist angenommen, dass die durch die Variation der Temperatur verursachte
Aenderung der Aneroidbarometer-Ablesung proportional der ersteren sei, und
dass alle Theilstriche gleiche Werthe haben, da die Gesetze über die Abhängig-
keit der Bewegung des Zeigers von der Temperatur und über die Werthänderung
eines Theiles der Scala nicht bekannt sind.
Ist nur ein geringerer Grad von Genauigkeit erforderlich, so kann man
die Correetionen auf einfachere Weise berechnen, oder, was noch kürzer ist,
graphisch bestimmen. In Folgendem sollen diese Methoden der Bestimmung
der Correetionen, sowie das bei Vergleichungen des Aneroidbarometers mit
einem Normalbarometer.!) anzuwendende Verfahren durch ein Beispiel ver-
anschaulicht werden. Als solches mag die im Oktober 1879 vorgenommene
Prüfung der Aneroidbarometer Naudet A, Bohne I und Bohne II dienen.
Die beiden erstgenannten Instrumente sind im Wesentlichen einander
gleich, da Bohne sich in der Construction seiner einfachen Barometer, mit
Ausnahme einzelner Theile, dem Naudet’schen System anschliesst. Das Baro-
meter Bohne II unterscheidet sich von den beiden andern dadurch, dass es mit
Compensation versehen ist und zwei, mit einander verbundene Vacuumcylinder
hat. Die Compensationsvorrichtung besteht aus einem Hebel vou Messing,
welcher ınit der, nach dem Boden des Instrumentes gehenden, Triebstange in
derselben Weise verbunden ist, wie die an: der schwanenhalsförmigen Feder
befestigte Triebstange. der Naudet’schen Barometer. Diese ist bei dem com-
pensirten Bohne’schen Instrument ganz von Stahl und mit dem Compensations-
hebel durch eine verschiebbare stählerne. Hülse verbunden, welche mittels einer
kleinen Schraube an der durch Versuche. zu ermittelnden Stelle festgeschraubt
wird. Durch die ungleiche Ausdehnung der beiden Metalle, des Messings des
Compensationshebels und des Stahls der Triebstange, soll der Einfluss der
Temperatur aufgehoben werden, . .
Zunächst wurden. die Correctionen der in Naudet A und Bohne I be-
findlichen Thermometer bestimmt und im Mittel = —0,4° resp. — 0,8° gefunden.
Das Aneroid Bohne II hat kein Thermometer. ;
Bei. allen Vergleichungen der genannten Aneroide mit dem. Normal-
barometer befanden sich dieselben in einem mit Glasfenster versehenen, aber
nicht luftdicht schliessenden Kasten. Auf die Glasdeckel der Instrumente wurde
doppelt zusammengefaltetes dickes Tuch so gelegt, dass es die. Thermometer-
kugeln bedeckte. Es wurde darauf geachtet, dass die Aneroide stets in gleicher
Höhe mit dem Gefäss des Normalbarometers waren. Der Kasten ist so ein-
gerichtet, dass die Instrumente sowohl in horizontaler, als auch in verticaler
Lage abgelesen und vor der Ablesung leicht erschüttert werden können, um die
richtige Einstellung des Zeigers zu bewirken,”) ; .
:Es wurde immer das Mittel aus mehreren, nach einander vorgenommenen
Ablesungen der Stände und Temperaturen genommen,
Nach Bestimmung der Thermometercorrectionen wurden die zur Ermit-
telung des Temperaturcoefficienten erforderlichen Vergleichungen der Aneroid-
barometer mit dem Normalbarometer ausgeführt. Der Kasten wurde zunächst in
N) Als Normalbarometer in diesem Sinne kann‘ man auch das Quecksilberbarometer. eines
Schiffes benutzen, wenn dessen Correctionen genau bekannt sind,
?) Für die Gewinnung gleichmässiger Untersuchungsresultate ist es am besten, das Aneroid-
barometer in horizontaler Lage mit dem Normalbarometer zu vergleichen, weil es bei dieser Lage
gleichgültig ist, ob der Schwerpunkt des Zeigers mit seinem Drehpunkt zusammenfällt, oder nicht,
Hängt das Aneroid, so ist dies nicht der Fall, denn es wird dann die Bewegung des Zeigers durch
zwei Kräfte beeinflusst, die in gleichem oder entgegengesetztem Sinne’ wirken, je nachdem der Schwer-
punkt des Zeigers ober- oder unterhalb seines Drehpunktes liegt, der Luftdruck zu- oder abnimmt,
und der Zeiger sich rechts oder links von der Stellung befindet, in welcher sein Schwerpunkt gerade
über resp. unter seinem Drehpunkt liegt. Ist demnach der Zeiger nicht für jede Stellung balancirt
(d. h. fallen Schwerpunkt und Drehpunkt desselben nicht immer zusammen), was selten der Fall ist,
so würde man mittels Ablesungen am hängenden Aneroidbarometer Correctionen erhalten, die nur
gelten für denjenigen Theil der Scala; in welchem sie stattfanden, . und für die Luftdruckverhältnisse,
unter welchen sie vorgenommen wurden. Sind aber die Correctionen aus Vergleichungen bei horizontaler
Lage des Aneroides bestimmt, so kann man jederzeit eine richtige Angabe des Luftdrucks, soweit e8
die Genauigkeit des Instrumentes gestattet, erhalten, wenn man dasselbe beim Ablesen horizontal hält,