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die Spiralfeder, welche der Bewegung des Zeigers, wie sie bei zunehmendem Luft-
druck stattfindet, entgegenwirkt und die kurze Feder, die sich unten in der Nähe
der Triebstange befindet. Alle diese Theile müssen einen bestimmten Grad von
Elastieität besitzen. Ausserdem müssen die Transmissionstheile die Bewegungen
des Cylinderdeckels richtig auf den Zeiger übertragen und jeder Scalentheil
einem Millimeter entsprechen. Angeuommen nun, dass alle diese Bedingungen
erfüllt wären, so würde das Aneroidbarometer ein ganz zuverlässiges Instrument
sein, wenn die Elasticität der oben genannten Theile dieselbe bliebe und die
Temperatur keinen Einfluss auf das Instrument ausübte, Dies ist aber nicht
der Fall, denn die Molecularstructur seiner Theile, namentlich die des Deckels
und der Federn, welche durch den wechselnden Luftdruck fortwährend in Span-
nung erhalten werden, muss sich allmählich ändern, auch wenn das Instrument
an demselben Orte gelassen wird und vor mechanischen und chemischen Ein-
wirkungen, sowie vor zu grossem Temperaturwechsel geschützt ist. Kommen aber
diese, besonders die ersteren als Stösse und Erschütterungen, oder bedeutende
und schnelle Aenderungen des Luftdrucks hinzu, so kann sich die Elasticität
der federnden Bestandtheile plötzlich und beträchtlich ändern. Man darf dem-
nach den Angaben eines Aneroidbarometers, namentlich wenn dasselbe nicht
in ruhiger Lage gelassen wird, nicht volles Vertrauen schenken. Es kann daher
auch nicht an Stelle eines Quecksilberbarometers verwendet werden, sondern
nur neben demselben als Hülfs- oder Interpolationsinstrument, und muss man
es so oft wie möglich mit ersterem vergleichen, um stets zu wissen, welche
Correetionen an seine Ablesungen anzubringen sind. So controlirt, ist es ein sehr
nützliches Instrument, das sich wegen der leichten Transportabilität, der grossen
Empfindlichkeit für die Veränderungen des Luftdrucks und des Vortheils der
einfachen Ablesung empfiehlt. Die meisten Aneroidbarometer folgen dem Luft-
druck schneller, als ein Quecksilberbarometer, zumal wenn letzteres mit einer
verengten Röhre versehen ist, wie das Marinebarometer. Es eignet sich daher
neben diesem zum Gebrauch an Bord; nur sollte es so placirt sein, dass es vor
Stössen und Erschütterungen, vor Feuchtigkeit und grossem Temperaturwechsel
möglichst geschützt ist. Die Controlvergleichungen desselben mit dem Marine-
barometer müssen wegen der Trägheit des letzteren zu einer Zeit vorgenommen
werden, wo sich der Luftdruck wenig ändert und der Zustand der See eine
genaue Ablesung des Quecksilberbarometers gestattet. %
Bevor man aber ein neues Aneroidbarometer in Gebrauch nimmt, müssen
seine Correctionen sorgfältig bestimmt und es noch einige Zeit nachher mit
einem Normalbarometer verglichen werden, da sich die Standcorrection neuer
Aneroide gewöhnlich in der ersten Zeit am schnellsten ändert. Wahrscheinlich
findet die grösste Aenderung der Molecularstructur in dem Cylinderdeckel statt,
und sollte daher ein Cylinder Seitens des Veorfertigers. öfters verschiedenen
Luftdrucken ausgesetzt und dann noch längere Zeit aufbewahrt werden, ehe er
in ein Instrument eingesetzt wird.
Die an die Ablesung eines Aneroidbarometers anzubringenden Cor-
rectionen sind:
1. Die Temperaturcorrection. Jedes Instrument, wenn es nicht
gut compensirt ist, wird bekanntlich von der Temperatur beeinflusst, — so auch
das Aneroidbarometer. Unter Temperaturcorrection desselben versteht man
die Anzahl von Millimetern, um welche die Ablesung bei unverändertem Luft-
drucke vermehrt oder vermindert werden muss, wenn die Temperatur sich
ändert. Ist nun die Temperaturcorrection bei 1° Wärme == C, so repräsentirt
C den Temperaturcoefficienten. Derselbe wurde bei den im Hydrographischen
Amt geprüften Aneroidbarometern gewöhnlich zuerst bestimmt, was sich ohne
künstliche Hülfsmittel, aber nur im Winter, und zwar nur zu einer Zeit ausführen
lässt, wo der Luftdruck sich wenig ändert.
Der Temperaturcoefficient C wurde dann ermittelt durch die Gleichung
1) Ao= A+C.t,
in welcher A die directe, Ao die auf 0° Temperatur reducirte Ablesung und £
die Temperatur ist. Die Auflösung dieser Gleichung geschah mittels der Me-
thode der kleinsten Quadrate, wie weiter unten gezeigt werden wird.
Ann. d. Hydr., 1880, Heft I (Januar).