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Full text: 71, 1943

Neumann, G.: Über den Aufbau u, die Frage der Tiefenzirkulation des Schwarzen Meeres. 13 
Über die Wasserbewegungen in der Tiefe des Schwarzen Meeres und die Lage 
eventuell vorhandener bewegungsloser oder schwachbewegter Tiefenschichten ist 
bisher wenig bekannt. Im allgemeinen findet man die Ansicht vertreten, daß 
„die Ruhe der lichtlosen, stagnierenden Schichten des »Reiches des Todes« nur 
durch den Regen organischer Reste und Leichen aus der oberen Zone, durch 
interne Wellen, Seiches und das fortwährende, langsame Steigen des Wassers 
der Tiefenschichten unter dem Einfluß des durch den Bosporus einströmenden 
Marmarawassers gestört wird“ [N. M. Knipowitsch {(17)]. Die vermutete „Ruhe“ 
des „Reiches des Todes“ ist aber bisher noch nicht überzeugend nachgewiesen, 
sie ist lediglich eine Annahme, Soweit auf Grund der wenigen bisher vor- 
liegenden Beobachtungen aus der Stratosphäre des Schwarzen Meeres überhaupt 
etwas ausgesagt werden kann, muß im Gegenteil angenommen werden, daß auch 
die tiefen Schichten dieses Meeresbeckens eine bestimmte, wenn -vielleicht auch 
geringe Tiefenzirkulation besitzen, 
Bei der Berechnung der absoluten Topographie des physikalischen Meeres- 
niveaus (2) wurde eine Bezugsfläche zugrunde gelegt, die nach einer von 
A. Defant (4) angegebenen Methode aus dem Aufbau des Meeres, wie er zu- 
sammengefaßt in der dynamischen Auswertung des Beobachtungsmaterials vor- 
liegt, bestimmt wurde, Diese Methode geht von der Annahme aus, daß die 
Schichten konstanter Differenz der dynamischen Tiefen bestimmter Druckwerte 
zwischen benachbarten ozeanographischen Stationen bewegungslose oder nur 
schwachbewegte Wasserschichten darstellen. Wie im Atlantischen Ozean, so 
ordnen sich auch im Schwarzen Meer diese Schichten konstanter dynamischer 
Tiefendifferenz zu einer in sich geschlossenen Fläche (richtiger: Wasserschicht) 
mit ganz charakteristischer Wölbung. Die Topographie dieser Schicht konstanter 
dynamischer Tiefendifferenz wurde kürzlich im Zusammenhang mit den Ober- 
flächenströmungen des Schwarzen Meeres (22) veröffentlicht, 
In den zentralen Teilen des Meeres liegt die dynamische Bezugsfläche in 
125 m bis 150 m Tiefe, an den Küsten in 300 m und mehr als 300 m Tiefe. Die 
Topographie dieser Bezugsfläche hat sehr viel Ähnlichkeit mit den Grenzflächen 
zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre des Schwarzen Meeres, So findet 
man auch bei der dynamischen Bezugsfläche eine auffallend geringe Senkung vor 
dem Schelf der flachen nordwestlichen Bucht. Ebenso deutlich ausgeprägt ist die 
Trennung der zentralen östlichen und westlichen Aufwölbung südsüdwestlich der 
Krim und neben anderen Einzelheiten auch die Einsenkung nordwestlich von Batum. 
Sind die erwähnten Grenzflächen in ihrer äußeren Form der dynamischen 
Bezugsfläche auch sehr ähnlich, so besteht doch in der Krümmung dieser 
Flächen ein Unterschied. Die Erhebungen und Einsenkungen der dynamischen 
Bezugsfläche sind meistens schärfer ausgeprägt als bei den übrigen Grenzflächen. 
Besonders deutlich wird dieser Unterschied in Küstennähe, wo die dynamische 
Bezugsfläche .im allgemeinen in größere Tiefen absinkt als die Grenzflächen der 
Wasserarten. Daß solche Grenzflächen für-den Strom nicht unbedingt mit den 
Grenzflächen der Wasserarten zusammenzufallen brauchen, hat L. Möller (20) (21) 
hervorgehoben und an Beispielen in Meerengen gezeigt, daß keine völlige Identi- 
fizierung von Wasserart und Strömung möglich ist. Ein Zusammenfallen von 
Strom- und Dichtegrenzfläche kann nach A. Defant auch nur im Falle zweier 
homogener Wassermassen eintreten. Da in der Natur dieser Fall nie streng 
verwirklicht ist, wird man eine genaue Übereinstimmung in der Tiefenlage beider 
Grenzflächen in der Regel nicht erwarten können, 
In Abb, 11 ist für einen Längsschnitt durch das Schwarze Meer unter 
43° N-Br. die Tiefenlage der einzelnen Grenzflächen im Profil dargestellt. Die 
Tiefenlage wurde den Topographien in Abb, 2, 3, 4, 5 und für die Bezugsfläche 
der früheren Arbeit (22) entnommen. Die 0.5 ecm*/l H,S-Schicht liegt rund 50 m 
tiefer als die untere Grenze des Planktons bzw. die Schicht maximaler Krümmung 
der Dichtekurve. Berücksichtigen wir den mittleren Tiefenunterschied zwischen 
der 0.5 cm*/l H,S-Schicht und der oberen Grenze des Schwefelwasserstoffgebietes, 
in der noch Spuren des Gases zu finden sind, dann würden alle drei Grenz- 
fMächen, die untere Grenze des Planktons, die Schicht stärkster Krümmung der
	        
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