Neumann, G,: Über den Aufbau u. die Frage der Tiefenzirkulation des Schwarzen Meeres. 11
Krim. Der hohe Salzgehalt bildet sich in dieser Bucht an Ort und Stelle, im
Sommer durch Verdunstung und im Winter wahrscheinlich durch Ausfrieren
des Wassers. Diese und verschiedene andere Einzelheiten der Salzgehaltsver-
teilung an der Meeresoberfläche lassen eine nähere Untersuchung dieser ganz
speziellen Fragen sehr erwünscht erscheinen, zumal über die Salzgehaltsverhält-
nisse der Oberfläche und ihre Ursachen in diesem fast vollständig vom Ozean
abgeschlossenen Meeresbecken im einzelnen noch recht wenig bekannt ist. An
dieser Stelle kann nicht weiter auf solche Fragen eingegangen werden; es sei
nur das hervorgehoben, was im Zusammenhang mit der vertikalen Schichtung
in der Tiefe von Bedeutung sein kann,
Die Aufwölbung der Grenzflächen in den zentralen Teilen des Meeres ist
eine notwendige Folge der stabilen Lagerung der im Schwarzen Meer haupt-
gächlich zyklonal kreisenden Wasserschichten der Troposphäre. Damit verbunden
ist eine Ansammlung salzreichen Wassers in den zentralen Teilen der zyklonalen
Kreisströmung, Diese Ansammlung salzreicheren Wassers finden wir an der
Oberfläche des Meeres sowohl im westlichen und östlichen Becken, als auch
südlich der Krim angedeutet. Dieser „dynamisch“ bedingten Salzgehaltsverteilung
überlagern sich nun an der Oberfläche verschiedene äußere Einflüsse, wie Ver-
dunstung, Niederschlag und vor allem die Süßwasserzufuhr von Land, so daß
das endgültige Bild der Salzgehaltsverteilung an der Meeresoberfläche erheblich
modifiziert wird. Ein Zusammenhang zwischen dem Verlauf der Isohalinen und
den Oberflächenströmungen ist nur teilweise zu erkennen. An der Südküste
kann von einem solchen jedenfalls nicht mehr gesprochen werden. Auf Grund
der vorliegenden Beobachtungen muß angenommen werden, daß die salzreichen
zentralen Gebiete zwischen etwa 32°E und 39° E sehr dicht, vielleicht sogar
unmittelbar an die Küste heranreichen,
Deutlicher als an der Meeresoberfläche zeigt sich in 100 m Tiefe die An-
sammlung salzreicheren Wassers im Zentrum der zyklonalen Kreisströme (Abb. 7).
Störende äußere Einflüsse sind in diesem Niveau nicht oder nur sehr abge-
schwächt wirksam. In den zentralen Teilen des Meeres steigt der Salzgehalt
bis > 20,5%, an; an den Küsten sinkt er bis << 20°, an einigen Stellen sogar
bis << 19.5%o. Die Ansammlung salzreicheren Wassers in den zentralen Teilen
des Schwarzen Meeres läßt sich mit mehr oder weniger großen Unterschieden gegen
die Küstengebiete bis 500 m Tiefe und wahrscheinlich noch etwas tiefer verfolgen!).
In Abb. 8 ist die Salzgehaltsverteilung in 500 m Tiefe dargestellt. In dieser
Tiefe ist das Beobachtungsmaterial schon sehr viel spärlicher als in 100 m, aber
immer noch dicht genug, um ein für diesen Zweck ausreichend genaues Bild
der Salzgehaltsverteilung zu konstruieren. Es kommt hier hauptsächlich darauf
an, festzustellen, bis in welche Tiefen hinab die Ansammlung salz-
reicheren Wassers in den zentralen Teilen des Schwarzen Meeres
vorhanden ist. In 500 m Tiefe ist es anscheinend noch der Fall. Die Salz-
gehaltsunterschiede zwischen dem zentralen salzreicheren Wasser und den salz-
ärmeren Küstengebieten betragen etwa 0.2% 9 bis 0,4% 9.
In 1000 m’ Tiefe ist die Ansammlung salzreicheren Wassers in der Mitte
des Schwarzen Meeres nicht mehr zu erkennen (Abb. 9). Es werden in einzelnen
Küstengebieten sogar höhere Salzgehalte als in der Mitte beobachtet. Das Bild
der Salzgehaltsverteilung in diesem Niveau ist unregelmäßig und zeigt keine
klare und systematische Anordnung im Isohalinenverlauf.
Einen Gegensatz zur horizontalen Salzgehaltsverteilung in 500 m Tiefe können
wir in 1500 m feststellen (Abb, 10). In diesem Niveau hat sich der Gradient an-
scheinend umgekehrt; an den Küsten ist das Wasser im allgemeinen salzreicher
als in den zentralen Teilen.des Meeres. Um diese im Aufbau der Stratosphäre
bemerkenswerte Salzgehaltsverteilung der unteren Schichten deutlich zu kenn-
zeichnen, sind in Abb. 10 die Abweichungen des Salzgehaltes von dem Mittel-
wert?!) für das 1500 m-Niveau in die Karte eingetragen. Man erkennt, daß die
1) Zwiscben 500 m und 1000 m Tiefe liegen keine Beobachtungen vor. — % Dieser Mittelwert für
1500 m Tiefe ist nicht derselbe wie der in Tabelle S. 10 angegebene, Der letztere gilt für ein eng-
begrenztes Meeresgebiet südlich der Krim und der erstere für den ganzen Tiefenhorizont 1500 m.
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