4 Meereschemie
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Nordseezustand 2004
belastung war vermutlich kolloidal gebundenes Blei, das bei der Filtration nicht zurück
gehalten wird. Die betroffenen Proben wurden während einer Messkampagne im Feb
ruar gewonnen, der sich durch eine ungewöhnliche Häufung von Sturmwetterlagen
auszeichnete (Loewe et al. 2005, Tab. 2.3). Im flachen Wasser ist unter diesen Be
dingungen eine verstärkte Resuspension von Sediment und erhöhte Partikelfracht
wahrscheinlich. Eine gleichzeitig hohe Eisenkonzentration sowie der erhöhte Bleige
halt im Schwebstoff (Abb.4-39, unten) unterstützen diese Hypothese.
Die zeitliche Entwicklung der im küstenfernen Bereich gemessenen Elementgehalte
ist weitgehend von derjenigen unter Land entkoppelt. Im Küstenwasser ist diese Ent
wicklung vor allem von Variationen in der Metallfracht der großen Flüsse und der Dy
namik in den Flussästuaren geprägt. Auf hoher See sind hingegen die großräumige
Zirkulation der Nordsee und Austauschprozesse mit der Atmosphäre und dem Sedi
ment dominante Faktoren für Veränderungen der Metallgehalte. Hier wurden für die
überwiegend gelöst vorliegenden Elemente nicht nur geringere Konzentrationen ge
messen, sondern auch deutlich andere zeitliche Entwicklungen als im Küstenwasser
beobachtet. Exemplarisch ist in Abb.4-40 die Zeitreihe der Cadmiumkonzentration im
filtrierten Meerwasser bei hohen Salzgehalten über 34 dargestellt. Die Gehalte variier
ten sämtlich im grauen Hintergrundbereich, waren Anfang der 1990er Jahre maximal
und erreichten im Jahr 2001 ein Minimum. Im Jahr 2004 lagen die Konzentrationen auf
dem mittleren Niveau von 1995.
Abb. 4-40: Cadmiumgehalt im Winter im filtrierten oberflächennahen Meerwasser der Deut
schen Bucht bei Salzgehalten über 34.
Fig. 4-40: Cadmium concentrations in winter in filtrated near-surface sea water from the Ger
man Bight. Only samples with an associated salinity above 34 were used.
4.3.4 Metallgehalte des Sediments
Der Meeresboden stellt die wichtigste Senke für Spurenmetalle im marinen Ökosys
tem dar. Er kann jedoch auch als systeminterne Belastungsquelle wirksam sein (vgl.
S. 191), was hohe Gehalte im Wasserkörper trotz reduzierter externer Metalleinträge