Jochumsen läuft an ihren Präsenztagen im
BSH deshalb viele Schritte, erkundigt sich
nach dem Befinden, nach Projektständen, gibt
Feedback. Zu ihrem Führungsstil gehört auch:
Ihre Bürotür steht immer offen. An den Tagen
im Homeoffice erledigt die gebürtige Hambur-
gerin dann umso mehr Verwaltungsanliegen.
Seit August 2024 steht sie der Abteilung
Meereskunde vor, die sie kommissarisch
schon seit November 2023 geleitet hat. Die
Abteilung umfasst heute etwa 150 Beschäf-
tigte, verteilt auf den Dienstsitz Hamburg-
St. Pauli, das Labor in Hamburg-Sülldorf und
den Dienstsitz in Rostock. Die große Einheit
bedeutet folgerichtig: Zu tiefgründig-inhalt-
licher Arbeit, sogar Erstellung von wissen-
schaftlichen Aufsätzen, kommt Jochumsen
zum eigenen Bedauern nur sehr selten. Umso
mehr freut es sie, wenn Beschäftigte das
Sespräch mit ihr suchen, um etwa kurz mit ihr
über Fachfragen zu diskutieren. Nicht zuletzt
dazu nutzt sie gerne Gelegenheiten, um ihr
Wissen aktuell zu halten. „Eine Führungskraft
sollte selbst bei diesem breiten Themenspek-
trum zumindest die Essenz der Fragestellung
verstehen“, sagt sie.
Als Abteilungsleiterin ist es ihr eine Herzens-
angelegenheit, die Arbeitsumgebung so zu
gestalten, dass alle Beschäftigten bestmög-
liche Leistung erbringen können, zudem die
Abteilung technisch und prozessual modern zu
halten - und nicht zuletzt die Meereskunde in
der Öffentlichkeit noch sichtbarer zu machen.
Ja, die Meereskunde. Die Leidenschaft für
dieses Fachgebiet transportiert Jochumsen im
Gespräch nicht weniger überzeugend als die
für ihren persönlichen Führungsstil.
„Ich habe mich schon früh für Erdkunde inter-
essiert, später dann speziell für das Meer, weil
dieses noch vergleichsweise wenig erforscht
ist“, sagt Jochumsen. Nach dem Studium hat
sie sich schnell in der Wissenschaftscommunity
einen Namen gemacht, etwa durch Veröffent-
lichungen und Vorträge zu strömungsdynami-
schen und hydrographischen Themen im Atlan-
tik. Neben anderen Projekten war sie an einem
Transregio-Projekt beteiligt, in dem es um Ener-
gietransfer im Ozean ging.
Heute treibt sie thematisch als größte Heraus-
forderung um, wie in der Nordsee und Ostsee
der Schutz der Umwelt mit den Anforderungen
an die menschliche Nutzung in Einklang zu
bringen sind.
Um Lösungsvorschläge für diese und andere
Aufgaben zu finden, braucht es Daten. Hier-
bei denkt Jochumsen jeweils mit, wie Auto-
matisierung bei der Verarbeitung und Auswer
tung der Daten die Beschäftigten entlasten
kann. „Ich will Verbesserungen erreichen, ich
bevorzuge dabei einen aktiven Ansatz, bei
dem wir selbst entscheiden, welche Tools wir
entwickeln und einsetzen“, sagt sie. In einem
Atemzug betont sie:
„Es braucht auch in Zukunft immer den
Menschen, der mit Fachwissen und
Erfahrung die Daten interpretiert.“
Die strategische Weiterentwicklung der
meereskundlichen Themen diskutiert sie regel-
mäßig mit ihren Unterabteilungsleitungen.
Jochumsens Begeisterung für die Meere ebbt
auch in ihrer Freizeit nicht ab. Sie zieht es
auch privat lieber ans Meer als etwa in die
Berge. Einmal im Jahr fährt sie mit ihrem
Mann und den zwei Schulkindern nach Föhr.
sie wandern im Watt, lesen Muscheln auf,
genießen die Nordsee. Die Familie ist Joch-
umsen privater Anker. Und ohne ihren Ehe-
mann, der als agiler IT-Coach bei einer Kran-
xenkasse arbeitet, könnte sie Verantwortung
als Führungskraft nicht übernehmen. „Mein
Partner zieht voll mit, wir verstehen die Kin-
dererziehung gleichberechtigt, wir haben uns
die Elternzeit deshalb ohne Diskussion aufge-
teilt“ sagt die heute 46-Jährige.
Nun klopft es an der Tür, eine Mitarbeiterin
steht im Türrahmen. Jochumsen ist wieder
gefragt. Im Vieraugen-Gespräch wird gleich
sine Projektfrage kurz erörtert und schnell
wie pragmatisch das weitere Vorgehen abge-
sprochen. So bringt Jochumsen die Meeres-
kunde mit ihren Beschäftigten weiter voran.
Konzentriert, zielgerichtet, ohne viel Getöse.
Im Porträt
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