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Es besteht kein Zweifel darüber, daß die hydrographischen Geschehnisse in der Deutschen Bucht maßgeblich
von denen der Nordsee und diese wieder von denen des Atlantischen Ozeans beeinflußt werden. Angeregt durch
die von Böhnecke ((4) S. 18 u. 19) veröffentlichten Karten mit den Linien gleicher Eintrittszeiten des Salzgehalts
maximums und -minimums muß man annehmen, daß ein inniger Zusammenhang mit ähnlichen Isolinien im Ober
flächenwasser der Deutschen Bucht besteht. Die Kurven der jährlichen Wasserführung von Elbe und Weser nach
Zorell und Verfasser sagen aus, daß eine stark positive Anomalie (bezogen auf das Jahresmittel) der Abflußmengen
in beiden Flußmündungsgebieten in den Monaten Januar bis April vorherrscht, eine stark negative Anomalie der
Abflußmenge während der Zeit von Juni bis September. Die Monate Mai und Oktober bis Dezember nähern sich
mehr oder weniger den Jahresmitteln der Elbe- und Weser-Wasserführung ((23) Abb. 11 auf 19). Auf Grund der
Tabellen 42 u. 43 wirkt sich die positive Anomalie der Abflußmengen im Salzgehaltsjahresgang primär in den Mo
naten Februar bis September, die negative Anomalie der Wasserführung beim Salzgehalt primär während der Zeit
von Juni bis Januar aus. Die Verteilung der sekundären Maxima und Minima im Salzgehaltsjahresgang erstreckt
sich dagegen über das ganze Jahr. Diese sind entweder Nachwirkungen der anomalen Wasserführung oder auch
Wirkungen, welche durch sekundäre Erscheinungen im Jahresgang der Wasserführung und meteorologische Fak
toren bedingt sind. Man kann also annehmen, daß zwei Schwingungen des Küsteneffekts, wenn man darunter den
Komplex aller Erscheinungen wie Süßwasserzufuhr und Einfluß der Witterungsänderungen in der Deutschen
Bucht verstehen will, den Salzgehaltsjahresgang des Nordseewassers im Gebiet der Deutschen Bucht deformieren.
Eine Analyse der primären und sekundären Salzgehaltsextreme des Jahresganges zusammen ergibt, daß 22 Statio
nen der Deutschen Bucht (15 Feuerschiffe, 2 Terminstationen (Dl u. D15) u. 5 Helgoländer Stationen) sich hin
sichtlich der Eintrittszeit des Salzgehaltsminimums wie folgt regional einordnen lassen:
Salzgehalts-Minimum im
bei Feuerschiff oder Station
März
Bremen, Minsenersand, Außeneider.
April
Außenjade, Elbe 4 bis 1, Amrumbank, Vyl.
Mai
Helgoland (Reede,Hog Steen,Sellebrunn, Düne 02).
Juni
Tersch.Bank.Dl 5 JJelg.-IIa,Borkumriff.
Juli
D1 und Horns Rev.
August
Norderney.
September
Weser.
Hinsichtlich der Eintrittszeit des Salzgehaltsmaximums ist die Einordnung folgendermaßen:
Salzgehalts-Maximum im
bei Feuerschiff oder Station
Juni/Juli
Bremen, Minsenersand, Außenjade.
August
Elbe 4, Außeneider.
September/Oktober
Elbe 3, Elbe 2.
November
Borkumriff.
Dezember
Terschellingerbank,Norderney,Weser, Elbe 1, Amrumbank, D15.
Januar
Dl, Helgoland (Reede, Hog Steen, 11a, Sellebrunn, Düne 02), Vyl,
Horns-Rev.
Auf Grund dieser tabellarischen Übersichten werden in den Abb. 40 u. 41 Linien gleicher Eintrittszeiten des
Salzgehaltsmaximums und -minimums im Oberflächenwasser der Deutschen Bucht dargestellt. Der Verlauf dieser
Isolinien zeigt in beiden Übersichtskarten, daß wir es mit zwei spezifisch verschiedenen Wasserkörpem in diesem
Raum zu tun haben, daß die Eintrittszeiten der Salzgehaltskulminationspunkte im Jahresgang durch den Küstenef
fekt der Deutschen Bucht phasenverschoben werden, ferner, daß die Hauptzüge der Zirkulation die Region der
Konvergenz der Deutschen Bucht klar heraussteilen. Nordseewasser aus westlicher und nordwestlicher Richtung
dringt weit in den Mündungstrichter von Elbe und Weser.