Skip to main content

Full text: 25: Der hydrographische Aufbau in der Deutschen Bucht vornehmlich dargestellt auf Grund der vorliegenden Unterlagen über Temperatur, Salzgehalt und Dichte

87 
Diese Vorbemerkungen erscheinen dem Verfasser insofern von besonderer Wichtigkeit, als sie sofort den in 
dividuellen Jahresgang bei den einzelnen Feuerschiffen verständlicher machen. Bereits Zorell hat nachgewiesen, 
daß von einer Gleichsinnigkeit im Salzgehaltsjahresgang bei den einzelnen Feuerschiffen nicht gesprochen werden 
kann. Dieses unterschiedliche Verhalten im Jahresgang wird auch in diesem Falle auf Grund längerer Beobach 
tungsreihen von neuem bestätigt. Die Unruhe im jahreszeitlichen Verlauf, die Amplitude der Schwingung des Salz- 
gehaitsjahresganges nimmt von See zur Küste zu und wächst besonders stark an je weiter man die Flußmündungs 
gebiete aufwärts geht. Weiterhin besteht wiederum ein Unterschied zwischen der nord- und ostfriesischen Küste 
sowie zwischen der Weser- und Elbmündung. Außerdem ist die Schwingung im Jahresgang des Bodenwassers 
gedämpfter als im Oberflächenwasser. Diese örtlichen Unregelmäßigkeiten im Salzgehaltsjahresgang des Ober 
flächen- und Bodenwassers der Deutschen Bucht sind charakteristisch für ein Meeresgebiet, in welchem Wasser 
körper verschiedener Herkunft und hydrographischer Leitfaktoren (wie z. B. die Dichte) in einer breiten Zone 
großräumig und intensiv sich zu vermischen suchen oder sich in einem ausgedehnten Konvergenzgebiet überein- 
anderschieben. Die zeitlichen Schwankungen im Salzgehaltsjahresgang sind entsprechend den Schwankungen der 
einzelnen Komponenten des Nordsee-, Kanal- und Flußwassers, sowie der Winde sehr groß und für jeden der Feu 
erschiffsorte verschieden (Zorell). Dies gilt insbesondere für die Änderungen des Salzgehaltsjahresganges von Jahr 
zu Jahr. Diese zeitliche Unregelmäßigkeit wirkt sich ungünstig auf die Berechnung des mittleren Jahresganges aus. 
Zorell hat wiederholt auf diesen schwerwiegenden Umstand hingewiesen ((16) s. Fig. 17 bis 20 auf Taf. 7 u. 8). In 
der Tabelle 42 sind nun zusammenfassend und der geographischen Lage nachgeordnet die Größen der jährlichen 
Maxima und Minima sowie ihrer Eintrittszeiten im Oberflächenwasser bei den einzelnen Feuerschiffen wiederge 
geben. Diese Elemente des Salzgehaltsjahresganges werden zugleich mit denen von Zorell für die 10jährige Peri 
ode 1923/32 verglichen. In der Spalte a dieser Tabelle stehen sämtliche Daten der Reihen innerhalb 1920/42, in der 
Spalte b die homologen Werte nach Zorell für 1923/32. Auffällig ist, daß alle neu berechneten Salzgehaltsmonats 
mittel größenordnungsmäßig mit denen von Zorell übereinstimmen, absolut aber in gleichsinniger Weise nach der 
positiven Seite abweichen. Diese Salzgehaltszunahme wird später im Rahmen der säkularen Erwärmung näher dis 
kutiert. Hinsichtlich der Eintrittszeiten der Extreme im mittleren Jahresgang haben bei den an der ostfriesischen 
Seite gelegenen Feuerschiffen Borkumriff, Norderney und Weser beträchtliche Phasenverschiebungen von über ei 
nem halben Jahr stattgefunden. Die Eintrittszeiten bei allen übrigen Feuerschiffen stimmen sehr gut mit den früher 
berechneten überein. Hydrologische (Abflußmenge) und meteorologische Faktoren (Wetterlage) bestimmen ohne 
Zweifel in gemeinsamem Zusammenwirken die Salzgehaltsverhältnisse der Deutschen Bucht und die Eintrittszei 
ten der Extreme im mittleren Jahresgang. Maximaler Salzgehalt an einem bestimmten Ort dieses Meeresgebietes 
tritt stets dann auf, wenn Niederschlag und Abfluß aus dem Küstengebiet zurückgehen, die Verdunstung im Som 
mer und die stürmischen Wetterlagen (zyklonale Zirkulation) in den Herbst- und Wintermonaten zunehmen oder 
im Küstengebiet Vereisung eintritt (Fesselung des Süßwasserabflusses). Diese Faktoren verursachen einen stärke 
ren Einstrom salzreichen Wassers aus der westlichen und nordwestlichen Nordsee. Minimaler Salzgehalt an einem 
bestimmten Ort der Deutschen Bucht tritt stets dann auf, wenn die Niederschläge und die Abflußmengen besonders 
aus den Flußmündungsgebieten zunehmen sowie zusätzlich Eisschmelze den Abfluß noch erhöht, die Verdunstung 
an der Wasseroberfläche in den Herbst- bis zu den Frühjahrsmonaten minimale Beträge erreicht und stürmische 
antizyklonale Wetterlagen über dem Küstengebiet der Deutschen Bucht ihren Einfluß ausüben. Diese Faktoren ha 
ben zur Folge, daß ein stärkerer Ausstrom schwachsalzigen Wassers aus der inneren Deutschen Bucht in die offene 
Nordsee stattfindet. Alle diese Faktoren zusammen regulieren den Ablauf im Salzgehaltsjahresgang des Oberflä 
chen- und Bodenwassers. Neben diesen jahreszeitlichen Änderungen des Salzgehaltes, die über ein ganzes Jahr ge 
sehen fast periodischen Charakter haben, üben die exakt periodischen, täglich wechselnden Wirkungen des Gezei 
tenstromes sowie die kurzen unperiodischen Kräfte (Witterungsänderungen und innere Verlagerungen der 
Dichteverhältnisse im Wasser), auf die Wasserschichten der Deutschen Bucht ihren maßgeblichen Einfluß von Tag 
zu Tag aus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.