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Der bei Flut in die Deutsche Bucht einsetzende Gezeitenstrom wird den Gradienten verkleinern oder in sich ver
schieben; der bei Elbe ausgehende Gezeitenstrom wird den Gradienten vergrößern oder seewärts verlagern. Wie
groß diese Salzgehaltsänderungen an einem bestimmten Ort der Deutschen Bucht sind, hängt von der Größe des
am Ort vorbeisetzenden Gezeitenstroms ab. In der folgenden Tab. 41 sind die Geschwindigkeiten des maximalen
Flut- und Ebbstromes (59) den bei den einzelnen Feuerschiffen der Deutschen Bucht beobachteten absoluten Salz
gehaltsschwankungen gegenübergestellt (s. auch Tab. 10);
Tabelle 41
Absolute Salzgehaltsschwankung und maximaler Gezeitenstrom.
Feuerschiff
absolute
S%»-Schwankung
Geschwind)
max. Flutstromes
sm/Std.
gkeiten des
max. Ebbstromes
sm/Std.
Borkumriff
5.36
1.2
1.0
Norderney
7.10
0.9
0.8
Weser
7.66
1.1
0.9
Minsenersand
14.06
1.6
1.8
Bremen
24.48
1.5
1.9
Elbe 1
12.77
0.9
1.1
Elbe 4
28.99
1.8
1.8
Außeneider
10.76
0.6
0.6
Amrumbank
9.71
0.7
0.9
Vyl
6.70
1.1
1.2
Horn-Rev
6.10
1.0
1.3
Zweifellos besteht zwischen beiden Größen eine innige Beziehung. Blickt man in Richtung See-Land, so neh
men die Salzgehaltsschwankungen mit wachsender Geschwindigkeit des Gezeitenstromes zu. Wahrscheinlich be
steht aber auch noch eine Beziehung zwischen Zunahme der Salzgehaltsschwankungen mit wachsender Geschwin
digkeit des Ebbstromes einerseits oder der wachsenden Differenz zwischen den Geschwindigkeiten des Flut- und
Ebbstromes andererseits. Da die obenstehende Tabelle außerdem noch einen Unterschied hinsichtlich Salzgehalts
schwankung und Stärke des Gezeitenstromes zwischen dem ostfriesischen und nordfriesischen Küstenwasser
gebiet wiedergibt - bei gleicher Stromgeschwindigkeit größere Salzgehaltsschwankungen an der nordfriesischen
Küste einschl. Elbmündung - ist dieser zweifellos auf den Einfluß des abfließenden Küstenwassers, insbesondere
aus der Elbe zurückzuführen, welcher sich nach den bisher vorliegenden Ergebnissen auf Grund der Dichtever
teilung vor allem im Oberflächenwasser in der nordfriesischen Küstenregion bemerkbar macht. In der jährlichen
mittleren Abflußmenge von Elbe und Weser besteht sowieso ein beträchtlicher Unterschied:
Nach Zorells Berechnungen für 1923/32 ist die mittlere jährliche Abfiußmenge der Elbe 22 097 Mill. m 3 die
der Weser 10 356 Mill. m 3 .
Nach Berechnungen des Verfassers für den Zeitraum 1927/36 sind die entsprechenden Zahlen 18 976 Mill. m 3
für Elbe und 8 701 Mill. m 3 für Weser. Die Elbe führt im Jahr doppelt soviel Wasser in die Deutsche Bucht wie
die Weser. Dies wäre die eine Komponente der unperiodischen Kräfte in ihrer Wirkung auf das Salzgehaltsgefälle
innerhalb der Deutschen Bucht. Eine andere wichtige Komponente sind meteorologische Faktoren: z. B. langan
haltender und stürmischer Nordwestwind verursacht kräftigen Einstrom salzhaltigen Nordseewassers und erhöht
somit den Salzgehalt des Küstenwassers. Dagegen bedingt langanhaltender und stürmischer Südost übermäßigen
Ausstrom schwachsalzigen Küstenwassers und reinen Süßwassers aus den großen Flußsystemen und erniedrigt so
mit in verstärktem Maße den Salzgehalt der Deutschen Bucht.