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Abb. 22: Temperaturverteilung [°C] an der Oberfläche während der „Poseidon“-Fahrt im März 1935 (2. Dekade)
vor sich gehen, so daß auf Grund der Analyse der Feuerschiffsbeobachtungen der zeitliche Vorgang der Erwär
mung über den ganzen Raum zu verfolgen ist. Meistens ist aber der ungleichmäßige Vorgang vorherrschend, so
daß von vornherein keine regionale Temperaturverteilung im Oberflächenwasser in eindeutiger Weise anzugeben
ist. Im Mai 1924 (16) war die starke Erwärmung der Deutschen Bucht auf relativ starken Abfluß wärmerer Fluß
wassermengen zurückzuführen. Im Mai 1929, nach dem sehr kalten und sehr eisreichen Winter war die ungleich
mäßige Erwärmung besonders stark ausgeprägt. Der Juni, wie z. B. 1930 zeigte (trotz sehr ruhiger Wetterlage),
Scheint der Monat mit sehr großen täglichen Temperaturschwankungen zu sein (16). Man kann hier zwei Perioden
der Erwärmung feststellen: zuerst eine langsamere, stetige, welche von einer schnelleren, mehr oder weniger un
regelmäßigen Periode der Temperaturzunahme abgelöst wird. Am eindrucksvollsten bleiben aber immer noch die
Temperaturbeobachtungen im Oberflächenwasser der Deutschen Bucht während des Beginns der Erwärmung.
Hier kommt entweder die 2. Hälfte des April oder die Übergangszeit April/Mai in Frage. Die Beobachtungen der
Poseidon- Fahrten April/Mai 1931 und 1932 sind die besten Beispiele hierfür. Hier konnte Zorell den überragenden
Einfluß der kontinentalen Erwärmung auf das Oberflächenwasser der Deutschen Bucht feststellen: die Zunahme
der Erwärmung ist im nordfriesischen Gebiet stärker als im ostfriesischen, daher zeigen die Feuerschiffe Elbe 4
und Außeneider gegenüber allen übrigen festen Stationen die stärkste Temperaturerhöhung. Auf Grund der Posei
don-Beobachtungen im April/Mai 1936 wird in den Abb. 23a bis c gezeigt, wie durch den Einfluß der zunehmen
den kontinentalen Erwärmung, durch die advektive Vermischung von relativ warmen abfließenden Elbe-Weser-
Wassermassen und von einströmenden wärmeren Küstenwasser aus westlichen und südlichen Gebieten der Nord
see der großräumige Kaltwasserkörper der offenen Deutschen Bucht von allen Seiten innerhalb 10 Tagen stetig
eingeengt wird.