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6. Bei der Untersuchung der Salzgehaltsverhältnisse in der Deutschen Bucht spielen neben der Erläuterung des
Jahresganges und seiner wichtigsten Elemente, wie Größe und Eintrittszeit der Jahresextreme sowie der Jah
resschwankung, vor allem die absoluten Abweichungen von Monats- und Jahresmittel eine bedeutende Rolle.
Daher ist Salzgehaltsverlauf und Änderung der Süßwasserzufuhr von vornherein in Beziehung zu setzen. Auf
die dabei auftretenden Schwierigkeiten, derartige Zusammenhänge zu erkennen, wird nachdrücklichst hinge
wiesen. Der Salzgehaltsjahresgang bei den einzelnen Stationen wechselt stark jahreszeitlich und von Jahr zu
Jahr. Genau wie bei den thermischen Verhältnissen ist auch aus den entsprechenden Salzgehaltsverhältnissen
auf das Vorhandensein zweier spezifisch verschiedener Wasserkörper in der Deutschen Bucht zu schließen.
Durch die eingehende Untersuchung des Einflusses des sog. „Küsteneffekts“ auf den Salzgehaltsjahresgang
wurden Karten mit Linien gleicher Eintrittszeiten des Salzgehaltsmaximums und -minimums sowie gleicher
Jahresschwankung in der Deutschen Bucht entworfen. Eine Sonderuntersuchung des Jahresganges von Feuer
schiff Elbe 4 stellt in klarer Weise den Einfluß der Gezeiten und des Süßwasserabflusses heraus.
7. Es hat sich herausgestellt, daß zwischen der Salzgehaltsänderung von Monat zu Monat und der entsprechenden
Änderung der Abflußmengen eine bessere Übereinstimmung besteht als zwischen Salzgehaltsjahresgang und Jah
resgang der Abflußmenge auf Grund der Monatsmittel. Neben den Jahresmitteln sind wieder die jährlichen Salz
gehaltsanomalien von großem Interesse, welche in ähnlicherWeise wie die entsprechenden Temperaturanomalien
bei den Erscheinungen, welche aus dem Einfluß der säkularen Erwärmung ermittelt worden sind, eine wichtige
Rolle spielen. Das Problem der Salzgehaltsschichtung in der Deutschen Bucht kann nur durch das Vorhandensein
der durch die beiden spezifisch verschiedenen Wasserkörper gebildeten Konvergenzzone erklärt werden.
S. Die jahreszeitlichen Veränderungen der regionalen Salzgehaltsverteilung im Oberflächenwasser der Deut
schen Bucht werden an Hand von neu entworfenen Salzgehaltsmonatskarten und den auf den Forschungsfahr
ten gewonnenen „momentanen“ Salzgehaltsverteilungsbildem behandelt. Die horizontale Salzgehaltsvertei
lung im Bodenwasser und die vertikale in den Schnitten senkrecht zur nordfriesischen und ostfriesischen Küste
ergänzen die Erläuterungen zu den Oberflächenverhältnissen.
9. In einem Gesamtüberblick des jahreszeitlichen Einflusses der Flußwassermengen von Elbe und Weser auf die
Salzgehaltsverteilung der Deutschen Bucht und ihrer Flußmündungsgebiete wird noch einmal in kurz umris-
senen Zügen die Problemstellung aufgerollt und auf die Schwierigkeit, eine quantitative Beziehung zwischen
Salzgehaltsgröße und Abflußgröße aufzufinden, hingewiesen. Qualitative Abhängigkeiten zwischen den jähr
lichen Salzgehaltsanomalien und den jährlichen Anomalien der Abflußmengen in Verbindung mit der jährli
chen Niederschlagsverteilung im Einzugsgebiet der Flußsysteme werden aufgezeigt.
10. Die Charakterisierung der Wasserkörper auf Grund der Temperatur-Salzgehaltskoordinaten (TS-Diagramm) so
wie durch die feinere Art und Weise mit Hilfe der Sauerstoff-, Kalk- und Nährstoffgehaltsbestimmungen sowie
durch planktologische Arbeitsmethoden hat eine völlige Übereinstimmung in der Lokalisierung der Wasserkör
per ergeben und zum anderen eine intensivere Gliederung der beiden als nur auf Grund von Temperatur und Salz
gehalt relativ voneinander unterschiedenen Wasserarten der Deutschen Bucht. Auf die wahrscheinlichen Bezie
hungen zwischen der Lage der Wasserarten, insbesondere der Konvergenzzone, und derjenigen der
Sedimentationsareale, insbesondere der Schlickansammlungen am Meeresboden der Deutschen Bucht, wird aus
führlich hingewiesen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, daß die Schlicksedimentationsbezirke durch die
Strömungen als Verteilungskraft für das zu transportierende Material allein nicht erklärt werden können, sondern
es müssen noch andere Faktoren, wie Bodenrelief, Korngröße und Gestalt des Materials, physikalisch-chemische
Eigenschaften des Meerwassers sowie das organische Leben im Meere herangezogen werden.
11. Durch eine analytische Betrachtungsweise an Hand von Pentaden-Triaden- oder täglichen Salzgehaltsvertei
lungskarten wird der Einfluß der Windverhältnisse auf die Lage der Wasserkörper der Deutschen Bucht unter
sucht. Dadurch werden die mehr oder weniger starken Einwirbelungen der Wasserarten innerhalb der Konver
genzzone verfolgt.
12. Auf Grund der Dichteverteilung im Oberflächen-, Tiefen- und Bodenwasser im Mai 1933 wird der Gradient
strom nach Richtung und Stärke abgeleitet, um dadurch eine quantitativen Einblick in die Reststromverhält
nisse in der Deutschen Bucht zu gewinnen. Betrachtungen über diese unperiodischen Wasserbewegungen in
Verbindung mit Änderungen der Großwetterlage und Wasserstandsänderungen im Küstengebiet der Deut
schen Bucht werden angestellt. Ferner haben die Untersuchungsergebnisse ergeben, daß aller Wahrscheinlich
keit nach, eine enge Beziehung zwischen der Richtung des Dichtegradientenstromes und der Lage der großen
Achse der Gezeitenstromellipsen in der Deutschen Bucht besteht.